«Gangs­ta-Ar­chi­tekt» macht das Ren­nen

Architecture Theory Slam an der Swissbau

An der Swissbau probten Architekten und Kritiker den Diskurs über das Bauen jenseits trockener Theorie – mit Witz und zum Teil als Sprechgesang. Daniel Klos gewann verdient als rappender «Gangsta-Architekt».

Publikationsdatum
28-01-2016
Revision
28-01-2016

Am Abend des dritten Swissbau-Tags, als sich die ersten Aussteller und Messebesucher bereits auf den Heimweg machten, lud der SIA zum «Architecture Theory Slam zur Baukultur» in die Arena des Swissbau Focus. Die knapp hundert Gäste sollten ihren Besuch nicht bereuen: Die von den Teilnehmern zum Besten gegebenen Vorträge und wortakrobatischen Darbietungen rund um die Architektur waren genau die richtige Unterhaltung, um einen anstrengenden Messetag mit einem herzhaften Lachen ausklingen zu lassen.

Nach der Begrüssung durch Stefan Cadosch erklärten Architekt Stefan Jauslin und Architekturkritiker Caspar Schärrer, gewissermassen die Ring­richter der Veranstaltung, wie der Wettstreit funktioniert: Für die erste Runde wählten sie eine Handvoll freiwil­lige Juroren aus dem Publikum, die Punkte vergeben durften; in der zweiten Runde zählte dann nur noch die Lautstärke des Applauses. Jeder Teilnehmer hatte für seinen Auftritt fünf Minuten Zeit.

Städtebauer und Architekt Stefan Kurath startete mit zwei satirischen Szenarien zur Zukunft der Roche AG und ihrer Basler Ar­chi­tekten: Da gerieten die ehrgeizigen Projekte des Pharmariesen – mitsamt Architekturmo­dell – zwischen die Fronten von Polizei und aufgebrachten Bürgern, wobei es jede Menge Kollateralschäden gab. Kurz darauf gehörte TEC21-­Chefredak­to­rin Judit Solt die Bühne: Sie erzählte, wie sie der Muse Euterpe (altgriechisch: die Erfreuende, Ergötzende) verzweifelt zu erklären versucht, was Baukultur heutzutage sei, wobei sie nicht an Selbstironie sparte. Architekt Mehmet Aksözen brach eine Lanze für den sensiblen Umgang mit dem gebauten Erbe – und überraschte die Zuschauer am Ende seiner Darbietung mit einem T-Shirt, auf dem er – in diesem Sinn – den künftigen Namen der Swissbau vorwegnahm: «Swiss­erhalt 2050».

Eine Flasche Whiskey für den Sieger

Nach dem von den sechs Teilnehmern sehr unterschiedlich absolvierten ersten Durchgang war es an den Publikumsjuroren, drei von ihnen in die zweite Runde zu schicken. Und hier zeigte sich, dass in Daniel Klos ein echter Slampoet steckt; unter schallendem Lachen des Publikums erklärte er drei Typen Architekten: den Träumer, den Poeten und den «Gangsta-Architekten», der keine Skrupel kennt, während er seine architektonischen Ambitionen durchboxt. Das Publikum kürte ihn mit tosendem Applaus zum Sieger des Wettstreits. Dem strahlenden Gewinner überreichten die Moderatoren Jauslin und Schärer eine Flasche edlen Whiskeys, die er gleich auf der Bühne gemeinsam mit dem Publikum verkostete.

Mit einem Apéro riche, begleitet von DJ-Sound, klang der Abend aus − und zeigte, dass ein Vereinsanlass des SIA nicht zwingend ernst und formell sein muss – der Texterwettstreit erwies sich als idealer Rahmen für den ungezwungenen Austausch. Den Teilnehmenden sei gedankt für ihren Mut, für einmal aus dem Korsett des Alltags auszusteigen und sich auf diese Weise vor einem Publikum zu exponieren.

Hier das Video von Daniel Klos’ fulminantem Auftritt als «Gangsta-Architekt»: www.sia.ch/ats

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