Jürg Con­zett er­hält Fritz-Le­on­hardt-Preis

Der Schweizer Bauingenieur Jürg Conzett wird für sein Lebenswerk mit dem Fritz-Leonhardt-Preis ausgezeichnet. Bekanntheit erlangte er mit seinen raffinierten Brücken, die sich harmonisch in Natur und Landschaft einfügen. Er ist der siebte Träger der Auszeichnung, die alle drei Jahre von der Ingenieurkammer Baden-Württemberg mit Unterstützung des Verbands Beratender Ingenieure vergeben wird.

Publikationsdatum
18-06-2018
Revision
18-06-2018

«Jürg Conzett ist einer der bedeutendsten zeitgenössischen Bauingenieure, der in der internationalen Fachwelt höchstes Ansehen geniesst. Ingenieurtechnische Aspekte und gestalterische Qualität verschränken sich in seinen Bauwerken auf eine selbstverständlich wirkende Weise. Er ist ein Tragwerksplaner von grosser Raffinesse, dessen ungewöhnliche Konstruktionen ungemein geistreich und gleichzeitig unverwechselbar sind. Besonders bewundere ich seine Brückenbauten, die er harmonisch und präzise in ihre Umgebung einzufügen versteht», sagte Kammerpräsident Stephan Engelsmann zur Begründung der Jury.

Das Werk von Jürg Conzett umfasst in erster Linie Objekte aus dem Brückenbau. Zu seinen bekanntesten und spektakulärsten Bauwerken gehören der Traversiner Steg, eine Hängebrücke in der Viamala-Schlucht, die sieben Brücken des Wanderwegs «Trutg dil Flem» in Flims und die «Pardislabrücke», eine Rad- und Fussgängerbrücke, die zwischen Chur und Haldenstein den Rhein überspannt. Im Hochbau sind insbesondere die Holzfachschule in Biel, die Instandsetzung und der Umbau von Kongresshaus und Tonhalle in Zürich und das Volta-Schulhaus in Basel zu nennen. Daneben veröffentlichte er verschiedene Publikationen, wie etwa den Kunstführer «Albulabahn» und Fachbeiträge wie die «Wegleitung zur Gestaltung von Stützmauern».  

Aarau, Harvard, Chur

Jürg Conzett wurde am 28. September 1956 in Aarau geboren. Er studierte Bauingenieurwesen an der EPF Lausanne und der ETH Zürich, bevor er 1981 eine Anstellung im Architekturbüro Peter Zumthor erhielt. 1987 nahm er eine Dozentur für Holzbau an der HTW Chur in der Abteilung Bau und Gestaltung an und arbeitete zu dieser Zeit als selbstständiger Bauingenieur. 1992 wurde durch Zusammenlegung der Firmen Melcherts + Branger AG und des Ingenieurbüros Jürg Conzett die Branger & Conzett AG gegründet, die inzwischen unter dem Namen Conzett Bronzini Partner AG firmiert. Heute ist er im Unternehmen Präsident des Verwaltungsrats, Mitglied der Geschäftsleitung und Teilhaber. 2011 trat er ein Gastsemester als Dozent der Graduate School of Design an der Harvard University an. Von 2004 bis 2016 wirkte er in der Denkmalpflegekommission Zürich mit und engagiert sich seit zwölf Jahren in der Eidgenössischen Kommission für Denkmalpflege EKD. Für seine Bauwerke wurde er bereits vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit den Anerkennungspreisen der Stadt Chur und des Kantons Graubünden.

Fritz-Leonhardt-Preis
Der Fritz-Leonhardt-Preis wird seit 1999 alle drei Jahre an herausragende Repräsentanten zeitgenössischer internationaler Ingenieurbaukunst von der INGBW mit Unterstützung des VBI vergeben. Namensgeber ist der weltweit renommierte Stuttgarter Bauingenieur Prof. Dr.-Ing. Dr.-Ing. E.h. mult. Fritz Leonhardt (1909–1999; u.a. Fernsehturm Stuttgart). Der Preis ist undotiert; verliehen wird eine Urkunde sowie eine gravierte Preisskulptur. Sie stammt von dem Bildhauer Roland Martin (*1927 in Tuttlingen/Baden-Württemberg).
Die bisherigen Preisträger sind der französische Bauingenieur Michel Virlogeux (1999, Normandiebrücke), der Stuttgarter Professor Dr.-Ing. Dr.-Ing. E.h. mult. Jörg Schlaich (2002, filigrane Tragwerke) und der Basler Professor Dr.-Ing. René Walther (2005, Schrägseilbrücken mit sehr schlanken Längsträgern), William F. Baker aus Chicago (2009, Wolkenkratzer wie Burj Khalifa, Dubai), Professor Baurat h.c. Dipl.-Ing. Dr. Alfred Pauser (2012, Donaustadtbrücke Wien) und Werner Sobek (2015, Papst-Altar Freiburg).

Die diesjährige Auszeichnung wird am Samstag, 7. Juli 2018 in der Stuttgarter Staatsgalerie verliehen (zur Anmeldung).

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