Das Kli­ma von A bis Z

Das Stimmvolk lehnt ein nationales CO2-Gesetz ab. Dennoch muss die Schweiz ihrer Verpflichtung zum Klimaschutz gegenüber den Vereinten Nationen nachkommen. Welche Möglichkeiten stehen zur Verfügung, um die inländische Emissionsbilanz dereinst auf Netto-Null zu senken? Dazu ein (sicher nicht vollständiges) Vokabular.

Publikationsdatum
30-09-2021

A – Ausland, im;

wird das Gros der «Schweizer» Treibhausgasreduktionen bislang erzielt. Im Einklang mit den internationalen Klimaabkommen (siehe UNFCCC) hätte der Bund den Ausstoss zwischen 1990 und 2020 um mindestens 20 % senken müssen. Effektiv wurde erst eine Reduktion von 15 % erreicht. Und das Meiste davon sind kompensierte Emissionen: Mehr als die Hälfte der bisherigen CO2-Reduktionen sind einem Erwerb von Emissionszertifikaten im Ausland zu verdanken (siehe Emissionszertifikat, das). Eine Ausnahme ist der Gebäudebereich, der die 20-%-Vorgabe deutlich übertrifft (siehe Gebäudesektor, der) – etwa dank strengerer Bauvorschriften. 

 

B – Bauen, beim;

wird viel CO2 verursacht, in der Baustoffindustrie, auf der Baustelle und auch in der Abfallverwertung. Treibhausgase entstehen überall dort, wo fossile Brenn- und Treibstoffe zur Gewinnung, Fabrikation und/oder dem Transport von Baustoffen nötig sind. Die Lieferkette bei Neubauten ist deshalb ebenso klimarelevant wie das Heizen, die Warmwasserbereitstellung oder eine Raumklimatisierung (siehe Gebäudesektor, der). Ein Gebäude 30 Jahre mit Heizöl oder Kohlestrom zu versorgen, ergibt in der Summe erst einen Viertel derjenigen CO2-Emissionen, die für die Erstellung bilanziert werden müssen. Bislang taucht der Treibhauseffekt des Bauens an sich im Netto-Null-Ansatz (siehe Netto-Null) kaum auf und wird einzig im CO2-Fussabdruck der Schweiz berücksichtigt (siehe Import, der).

 

C – CCS, engl. Abkürzung für Carbon Dioxide Capture and Storage;

ist eine kaum erprobte Technologie zum Abscheiden und Speichern von CO2 und schon jetzt ein unverzichtbares Puzzleteil der Klimaneutralität (siehe Netto-Null). Nur wenn Treibhausgase aus der Luft eliminiert werden können, lassen sich fossil betriebene Prozesse dereinst kompensieren. Eine der ersten CO2-Filteranlagen Europas wird im Zürcher Oberland direkt neben einer Kehrichtverbrennungsanlage, um deren Abwärme für das chemische Verfahren zu nutzen. Ein weiterer Abscheidetest soll an der KVA des Kantons Glarus starten (siehe Müllverbrennung, die). Was wird mit dem eingefangenen CO2 gemacht? Die Ideenpalette reicht von einer Endlagerung in alten Bergwerken über die Erzeugung von Brennstoffen bis zur Wiederverwertung als Pflanzendünger.

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D – Dekarbonisierung, die;

ist der wissenschaftliche Begriff, um den anthropogenen Einfluss auf den Treibhauseffekt zu stoppen. Hierzu braucht es CO2-freie oder klimaneutrale Alternativen für fossile Energieträger in sämtlichen Konsum- und Produktionsbereichen. Eine davon ist elektrische Energie: Im Individualverkehr soll der Elektromotor den Benzin- oder Dieselantrieb ersetzen. Und im Gebäudebereich soll Strom vermehrt emissionsarme Wärmepumpen antreiben (siehe Jahresarbeitszahl, die). Eine Elektrifizierung mit der Dekarbonisierung gleichzusetzen, ist jedoch trügerisch: Nur die Herkunft (siehe Strommix, der) bestimmt, ob die elektrische Energie effektiv als klimaneutral oder CO2-frei betrachtet werden kann. Um eine Dekarbonisierung auch in Industrieprozessen respektive im Flug- und Schiffsverkehr voranzubringen, sind noch keine einheitlichen Umsetzungsvarianten in Sicht. Anwendungstests mit Wasserstoff werden jedoch in der Schweiz und in Deutschland bereits durchgeführt.

 

E – Emissionszertifikate, die;

stammen aus Klimaschutzprojekten im In- und Ausland und sind ein beglaubigter Nachweis, wie viele Treibhausgasemissionen eingespart worden sind. Staaten und private Unternehmen kaufen solche Zertifikate, um eigene Emissionen dadurch eins-zu-eins zu kompensieren oder zu neutralisieren. In der Automobilbranche sind die Emissionszertifikate des US-amerikanischen Elektroautoherstellers Tesla derzeit besonders begehrt. Die Schweiz hat solche Zertifikate im Umfang von etwa zwei Millionen Tonnen CO2 pro Jahr vor allem in Asien und Südamerika erworben (siehe Ausland, im). Die Europäische Union organisiert eine internationale Handelsbörse (siehe Obergrenze, die), an die sich die Schweiz letztes Jahr anschloss. Für energieintensive Unternehmen ist die Teilnahme am Handelssystem obligatorisch; im Gegenzug sind sie von der inländischen CO2-Abgabe befreit (siehe Rückverteilung, die).

 

F – Fernwärme, die;

ist eher in Städten verbreitet; ihr Anteil an der inländischen Wärmeversorgung beträgt knapp 10 %. Über ein Drittel der Haushalte, die Fernwärme zum Heizen und für das Warmwasser nutzen, erhalten diese Energie aus Kehrichtverbrennungsanlagen. Letztere gehören allerdings zu den grössten CO2-Emittenten in der Schweiz (siehe Müllverbrennung, die), wobei diese Klimabilanz der Abfallverwertung zugerechnet wird. Generell machen sich Energieversorger und Behörden daran, die Fernwärme um einen Faktor 3 auszubauen und dafür weitere erneuerbare Quellen anzuzapfen. Während sich Biomasse in ländlichen Zentren dafür anbietet, fokussieren Städte auf eine verstärkte Nutzung von Abwärme aus der Industrie oder des natürlichen Wärmeangebots im Grund- oder Seewasser. Für Betreiber von CO2-freien Fernwärmenetzen kann sich ein Handel mit Emissionszertifikaten anbieten (siehe Emissionszertifikate, die), um zusätzliche Einnahmen zu generieren. Die Akkreditierung durch den Bund soll eine Doppelzählung von CO2-Reduktionen verhindern.

 

G – Gebäudesektor, der;

gilt als Vorbild für den staatlich verordneten Klimaschutz. Die Emissionen sanken in den letzten 30 Jahren von 16 auf rund 11 Tonnen CO2 pro Jahr, was einer Reduktion um über 30 % entspricht. Dies ist das Resultat von mehr Energieeffizienz im Neubau und der starken Zunahme von CO2-armen Heizsystemen – trotz gleichzeitigem Wachstum der Energiebezugsfläche um fast 50 %. Diesem Erfolg ist jedoch entgegenzuhalten, dass Erstellen und Sanieren von Gebäuden seinerseits Treibhausgase verursachen (siehe Bauen, das;), obwohl deren Gesamtmenge bislang nicht als solche bilanziert werden muss – mit Ausnahme der Vorgaben für ein 2000-Watt-gerechtes Bauen (siehe Watt, das).

 

H – Hitzeinseleffekt, der;

ist ein messbarer Hinweis, dass sich Städtebau und Architektur stärker mit dem Kühlen von Gebäuden auseinandersetzen müssen. Denn trotz erfolgreicher Anstrengungen, den CO2-Ausstoss beim Heizen (siehe Gebäudesektor, der) zu senken, wird der Klimawandel das Anforderungsprofil an die Raumklimatisierung verändern. Erwartet wird, dass der Heizwärmebedarf konstant bleibt oder eher zurückgeht. Demgegenüber steigt der Klimakältebedarf deutlich, um die prognostizierte Zunahme der Aussentemperaturen auszugleichen. Neubauten und Gebäudeerneuerungen geraten bereits für die kommende Nutzungsperspektive von 30 bis 40 Jahren unter zusätzlichen Anpassungsdruck. Aber wie lässt sich ein potenzielles Überhitzen von Wohn- und Arbeitsräumen im Sommer verhindern, ohne den Ressourcenverbrauch im Gebäudebetrieb wieder zu erhöhen?

 

I – Import, der;

von CO2-Emissionen versteckt sich in jeder – individuellen oder territorialen – Treibhausgasbilanz. Gemäss Analysen des Bundes sind zu jeder im Inland ausgestossenen Tonne CO2 zwei weitere im Ausland hinzuzuzählen. Etwas vorsichtiger ist die Schätzung der 2000-Watt-Methode (siehe Watt, das): Zur Nettobilanz von einer direkt verursachten Menge an Treibhausgasemissionen kommt ein halber Anteil indirekter bzw. importierter Emissionen dazu. Was sich hinter einer versteckten Emission verbirgt, enthüllt der sogenannte Treibhausgas-Fussabdruck von importierten Produkten, Gütern oder immateriellen Dienstleistungen, die in der Schweiz konsumiert werden. Dazu zählen alle klimarelevanten Prozesse in der Herstellungs- und Lieferkette von Nahrungsmitteln, Textilien, Baustoffen (siehe Bauen, das), Energieträgern (siehe Dekarbonisierung, die) oder auch bei einem Online-Click. Die Schweiz steht mit ihrem CO2-Fussabdruck weltweit an 14. Stelle und in Europa auf dem dritten Platz.

 

J – Jahresarbeitszahl, die;

ist das Mass dafür, aus wie wenig Strom wie viel Wärme eine Wärmepumpe bereit stellen kann. Das aktuell meistverkaufte Heizsystem der Schweiz sind Luftwärmepumpen mit durchschnittlicher Jahresarbeitszahl (JAZ) zwischen 2,5 und 3. Die JAZ-Formel berechnet das Verhältnis zwischen Wärmeertrag aus Erdreich, Grundwasser oder Aussenluft und dem Stromverbrauch für den Wärmepumpenantrieb. Eine JAZ bis 2 weckt Zweifel, ob die Wärmelieferung als gewinnbringend zu betrachten ist; hocheffiziente Anlagen erreichen dagegen 5. Der JAZ-Wert lässt sich positiv beeinflussen, wenn unter anderem die Temperaturdifferenz zwischen Umweltwärme und Heizwärme möglichst gering ausfällt. Was auch noch zu beachten ist: Die Herkunft des Stroms, der für den Betrieb einer Wärmepumpe erforderlich ist, prägt seinerseits die spezifische CO2-Bilanz (siehe Strommix, der).

 

K – Kohlendioxid, das;

ist das häufigste Treibhausgas und entsteht in der Schweiz aus der Verbrennung fossiler Brennstoffe wie Heizöl und Erdgas sowie von fossilen Treibstoffen wie Benzin, Diesel oder Gas. Weitere CO2-Quellen sind die Kehrichtverbrennung (siehe Müllverwertung, die) und die Zementherstellung (siehe Zementherstellung, die). Im Treibhausgasinventar der Schweiz nehmen die CO2-Emissionen einen Anteil von 80 % ein. Die übrigen 20 % sind ihrerseits klimaschädliche, flüchtige Verbindungen wie Methan (10 %; aus Landwirtschaft), Lachgas (7 %; aus Industrie und Landwirtschaft) und FCKWs (3%; Kühlmittel). Weil sie langlebiger als Kohlendioxid sind, ist deren Treibhauseffekt (siehe Treibhauseffekt, der) um ein Mehrfaches – zwischen 30 bis 300 Mal – höher.

 

L – Lowtech-Klimaschutz, der;

setzt bei natürlichen Prozessen an, um den CO2-Gehalt der Luft aktiv zu reduzieren. Dazu wird die Biosphäre als Klimasenke benutzt (siehe Photosynthese, die). So verpflichten sich immer mehr private und öffentliche Waldbesitzer, die Holzmenge in den bewirtschafteten Flächen anzureichern. Im Gegenzug erhoffen sie sich daraus finanzielle Einnahmen, weil die Vorratshaltung handelbare Emissionszertifikate generiert (siehe Emissionszertifikate, die). Eine weitere Möglichkeit, mehr CO2 in der Natur zu speichern, hat die Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL evaluiert: In geschützten Moorbiotopen liesse sich vielorganischer Kohlenstoff binden, wenn die teilweise trocken gelegten Torfböden revitalisiert und wieder vernässt würden.

 

M – Müllverbrennung, die;

ist Fluch und Segen, für die Kreislaufwirtschaft und die Energieversorgung. Mit dem Verbrennen von jährlich rund 4 Millionen Siedlungsabfällen werden Stoffressourcen vernichtet, aber zugleich Strom und Wärme für Stadtquartiere produziert. Eine Kehrseite dieser Medaille bleibt: Kehrichtverbrennungsanlagen (KVA) gehören zu den grössten Emittenten von Treibhausgasen in der Schweiz. Für die Gewichtung dieser CO2-Emissionen gilt allerdings: Die Hälfte der verbrannten Siedlungsabfälle ist biogener Herkunft, weshalb daraus erzeugte Treibhausgase als klimaneutral taxiert werden. Die andere Hälfte wird aber nicht der Wärmenutzung sondern der Müllverbrennung angerechnet. Dessen ungeachtet sollen technische Lösungen eine KVA vollständig auf Netto-Null-Niveau bringen (siehe Netto-Null), etwa mithilfe von CO2-Adsorptionstechnologien (siehe CCS).

 

N – Netto-Null;

strebt die Klimastrategie des Bundesrats für 2050 an. Die Stadt Zürich will «Netto-Null» bis 2040 erreichen. Die Klimastreikbewegung fordert dagegen Netto-Null ab 2030 (siehe XR). Doch nicht nur die zeitliche Perspektive ist unterschiedlich, auch Bilanzierung und Definition des Netto-Null-Konzepts, das meistens als Synonym für klimaneutral verwendet wird, sind nicht einheitlich geregelt. Der Bund will im Einklang mit der Energiestrategie 2050 so 90 % der inländischen CO2-Emissionen einsparen (siehe Dekarbonisierung, die) und den Rest natürlich (siehe LLowtech-Klimaschutz, der) oder technisch neutralisieren (siehe C – CCS). Der Stadtzürcher Klimaplan sieht derweil vor, auch einen Teil der indirekten CO2-Emissionen (siehe Importe, die) verbindlich zu reduzieren. Eine Klärung des Klimaneutralitätskonzepts ist auf Stufe EU in Vorbereitung.

 

O – Obergrenze, die;

im Emissionshandelssystem der EU startete bei zwei Milliarden CO2-Zertifikaten. So viele wurden 2013 an Betreiber von Kraftwerken, Fabriken und weiteren Treibhausgase verursachenden Anlagen verteilt. Seither wird die Obergrenze jedes Jahr um fast 40 Millionen reduziert. Ab 2021 erhöht die EU die Reduktionsrate und will jährlich 2,2 % der Emissionsrechte aus dem Verkehr ziehen. Zwischen 2017 und heute stieg der Handelsumsatz von 23 auf 182 Milliarden Euro. Nicht nur die Anzahl der gehandelten CO2-Zertifikate (siehe Emissionszertifikate, die) sondern auch deren Preise nahmen zu, von anfänglich unter 10 auf inzwischen 50 Euro. Für die CO2-Emissionen der Luftfahrt wird ein eigenes Handelssystem organisiert (siehe Verkehr, der).

 

P – Photosynthese, die;

ist ein natürlicher Umwandlungsprozess, bei dem Kohlendioxid aufgespalten wird. In einer langen Kette von chemischen Reaktionen entstehen daraus Sauerstoff und Kohlehydrate. Pflanzen nutzen Sonnenlicht, CO2 und die Photosynthese insofern für das eigene Wachstum (siehe Lowtech-Klimaschutz, der). Allerdings sind die Reaktionsketten sehr energieintensiv, nur ein Hundertstel der gewonnenen Energie wird gespeichert. Die Photosynthese künstlich zur Energiegewinnung nachzuahmen, lohnt deshalb sich nicht. Im Vergleich dazu liegt die Ertragsquote der Photovoltaik deutlich höher, bei 20 %. Dennoch arbeiten Forscher daran, nicht nur CO2einzufangen (siehe CCS) sondern dieses analog einer Photosynthese mithilfe von künstlichen «Halbleiter-Blättern» aufzuspalten und in Brennstoffe umzuwandeln.

 

Q – Quellen, die

Kohlendioxid erzeugen und in die Erdatmosphäre ausstossen, können biogener, geogener und anthropogener Herkunft sein. Biogen meint organisches Material an Land, im Boden und im Meer, wobei CO2 durch die Zellatmung entsteht. Über 95 % der Treibhausgasemissionen sind natürlichen Ursprungs. Mehr Kohlendioxid als derzeit in der Atmosphäre befindet sich in Permafrostböden von Hochgebirgs- und Polarregionen. Tauen diese Böden auf, setzt sich geogenes (das heisst nicht pflanzlich oder tierisch gebundenes) CO2 frei. Der Mensch aktiviert weitere geogene CO2-Quellen, wie zum Beispiel bei der Zementherstellung (siehe Zementherstellung, die) respektive der Verarbeitung von Kalkstein. Das Verbrennen von Erdöl, Kohle und Gas gehört derweil zu den hauptsächlichen, anthropogenen Quellen. Dies verursacht zwar nur einen Zwanzigstel der Gesamtemissionen, aber erhöht den CO2-Gehalt in der Erdatmosphäre von 280 auf derzeit über 410 ppm. Die Zunahme zeigt, wie sehr die Pufferkapazitäten der natürlichen CO2-Senken wie Wälder oder Ozeane überfordert sind.

 

R – Rückverteilung, eine;

ist wesentlicher Teil des nationalen CO2-Abgabesystems auf fossile Brenn- und Treibstoffe. Aktuell sind 96 Franken pro Tonne CO2 zu entrichten; es droht eine Erhöhung, wenn die bisherigen Reduktionsziele nicht erreicht werden. Der Verteilschlüssel für die Einnahmen sieht folgendermassen aus: Ein Drittel darf zweckgebunden zum Beispiel für Fördermassnahmen verwendet werden. Zwei Drittel der Erträge fliessen zurück an die inländische Wohnbevölkerung. Letztes Jahr wurden 639 Millionen Franken rückverteilt, über eine Gutschrift von rund 80 Franken auf die individuelle Krankenkassenprämie. Nicht zu verwechseln ist die Rückverteilung mit einer vollumfänglichen Rückerstattung der CO2-Abgabe: Letztere steht Unternehmen zu, die mit Emissionszertifikaten handeln (siehe Emissionszertifikate, die) oder sich anderweitig zur Reduktion von Treibhausgasen verpflichten.

 

S – Strommix, der;

wird als pauschale Angabe der Produktionsquelle verstanden und liefert Hinweise für den Klimafussabdruck von elektrischer Energie (siehe Dekarbonisierung, die). Allerdings gilt es zu unterscheiden zwischen dem Mix der inländischen Stromerzeugung und demjenigen, der an der Steckdose bezogen wird. Letzterer setzt sich im nationalen Durchschnitt aus rund 75 % erneuerbaren Energien wie Wasserkraft, Photovoltaik, Wind und Biomasse, 19 % Kernenergie, 2 % Abfälle und fossile Energieträger zusammen. 4 % der Stromlieferungen sind nicht nachvollziehbar. Der Mix in der inländischen Stromproduktion unterscheidet sich davon: 56 % sind aus Wasserkraft, knapp 6 % aus anderen erneuerbaren Energien, 35 % aus Kernenergie und 3 % aus fossilen Energien. In den Wintermonaten importiert die Schweiz jeweils rund 10 % der Stromlieferungen an Haushalte und Gewerbe, mit einem hohen Anteil an Energie aus fossilen Kraftwerken.

 

T – Treibhauseffekt, der;

steht am Ursprung des Klimawandels und ist die Folge von natürlichen und anthropogenen Emissionen von CO2 (siehe Quelle, die) und weiteren Treibhausgasen. Diese flüchtigen Verbindungen zeichnen sich dadurch aus, dass sie das Sonnenlicht in höheren Atmosphärenschichten selektiv absorbieren. Kurzwellige Strahlung, wahrgenommen als Licht, lassen diese Gase passieren, langwellige Wärmestrahlung dagegen nicht. In diesem natürlichen Wärmeriegel ist neben den Treibhausgasen (siehe Kohlendioxid, das) auch Wasserdampf zu finden. Ohne wäre die Erdatmosphäre mindestens 30 °C kälter. Gemäss dem Klimaabkommen von Paris (siehe UNFCCC) ist die Erwärmung der globalen Durchschnittstemperatur auf 1,5 °C zu beschränken, was einer Reduktion der Treibhausgase bis 2050 auf Netto-Null entspricht (siehe Netto-Null).

 

U – UNFCCC; Abkürzung für: United Nations Framework Convention on Climate Change

meint die Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen, die zur Überwachung und Kontrolle der globalen Klimaschutzbemühungen dient. Das Rahmenwerk schafft methodische Einheitlichkeit, zum Beispiel für die Berichterstattung in nationalen Treibhausgasinventaren oder für den Handel mit Emissionszertifikaten. Das UNFCCC gilt für alle Länder, die dem Klimaabkommen der UNO beigetreten sind. In der ersten Konferenz von Rio de Janeiro 1992 haben sich 178 Länder auf ein Klima-Rahmenabkommen geeinigt. Im Protokoll der Klimakonferenz von Kyoto 1997 setzten sich die Industrieländer erstmals verbindliche Reduktionsziele. Und im Nachfolgeabkommen von Paris 2015 versprachen 195 Länder, den weltweiten Treibhausgasausstoss bis 2050 auf Netto-Null zu senken (siehe Netto-Null). Die Schweiz hat dieses Abkommen ihrerseits ratifiziert und muss nun eine Folgeregelung für das auslaufende CO2-Gesetz ausarbeiten, um das Klimaziel zu erreichen.

 

V – Verkehr, der;

ist noch vor der Industrie und den Gebäuden (siehe Gebäudesektor, der) der Hauptverursacher von CO2-Emissionen. Im inländischen Treibhausgasinventar (siehe UNFCCC) wird dem Verkehrssektor ein Anteil von rund 32 % zugewiesen, wobei der aktuelle Ausstoss fast gleich hoch ist wie vor 30 Jahren. Seit 1990 haben die CO2-Emissionen des Individual- und Güterverkehrs leicht zugenommen. Gesunken ist dagegen der Beitrag des öffentlichen Verkehrs. Die Treibhausgase des Flugverkehrs werden im Einklang mit den internationalen Klimaabkommen (siehe UNFCCC) separat gezählt. Gleichwohl hat sich der Ausstoss des internationalen Flugverkehrs seit 1990 verdoppelt und verantwortet deutlich über 10 % aller inländischen Treibhausgasemissionen.

 

W – Watt, das;

ist die Masseinheit für Leistung und steht am Beginn der inländischen Klimadebatte. Ende letztes Jahrtausend präsentierten Energie- und Atmosphärenforscher der ETH Zürich die 2000-Watt-Vision: So viel Leistung braucht jede Weltbewohnerin und jeder Weltbewohner, um einen klimafreundlichen Alltag mit hoher Lebensqualität bestreiten zu können. Städte, Kantone und der Bund leiteten daraus energiepolitische Strategien ab, deren Inhalt eine Reduktion des Energiekonsums um den Faktor 3 und des Treibhausgasausstosses um den Faktor 9 ist. Verbindlich geregelt sind ein energieeffizienter Betrieb von Gebäuden und eine Ressourcen schonende Klimatisierung von Innenräumen; der SIA Effizienzpfad Energie erweitert dies mit freiwilligen Vorgaben für eine Bewertung der Primäerenergiebilanz beim Bauen (siehe Bauen, das). Als nächster Indikator drängt sich nun das CO2 in den Vordergrund, als Mass für klimaneutrale Gebäude (siehe Gebäudesektor, der). Das an der Urne gescheiterte CO2-Gesetz hätte erstmals einen Grenzwert festgesetzt, wie viel CO2 ein beheiztes Haus ausstossen darf.

 

X – XR, Abkürzung für Extinction Rebellion;

ist eine Gruppe von Ökoaktivisten, die sich dem Kampf gegen den Klimawandel verschreibt und auch in der Schweiz mit Protestaktionen auf sich aufmerksam macht. Der Zürcher XR-Ableger färbte beispielsweise die Limmat grün ein und in Lausanne blockierten Aktivisten mehrere Strassen. Eine weitere, bekannte Protestgruppe aus der Fridays-for-Future-Bewegung ist der «Klimastreik», deren wöchentliche Demonstrationen ein grosses politisches Echo fand. So haben inzwischen mehrere Stadtparlamente den «Klimanotstand» anerkannt, der die Grundlage für kommunale Netto-Null-Initiativen ist. Auch in Architekturkreisen sind Klimagruppen aktiv, die sich der Streikbewegung anschliessen, darunter «Architects for future» und «Countdown 2030».

 

Y – Y-Adapt;

ist ein Jugendprogramm des Internationalen Roten Kreuzes, das ursprünglich in Indonesien entwickelt wurde. Daraus entstand ein weltweites Climate Center, das in den Regionen für Sensibilisierung und Aufklärung über lokale Klimagefahren sorgen soll, deren Bevölkerung vom Klimawandel heute schon betroffen ist. So werden Selbsthilfe-Projekte zur Klimaanpassung angeregt, meist in Zusammenarbeit mit anderen Entwicklungs- und Hilfsorganisationen vor Ort. Unter anderem haben Jugendliche auf den Philippinen ein Y-Adapt-Projekt entwickelt, bei dem sie Mangroven anpflanzen, als Hochwasserschutz für Kulturland. Oder in Uganda entstanden so öffentliche Schulgärten, damit Dorfgemeinschaften besser auf Dürreperioden vorbereitet sind.

 

Z – Zementherstellung, die;

liefert den wichtigsten Baustoff überhaupt und ist trotzdem als Klimakiller in Verruf geraten. Weltweit verantwortet dieser Industriezweig fast drei Mal mehr Treibhausgase als die Luftfahrt. Nur die Energieerzeugung ist ein grösserer CO2-Emittent als die Zementproduktion. Auch die sechs Werke in der Schweiz prägen das nationale Treibhausgasinventar; ihr Emissionsanteil beträgt 5 %. Seit 1990 ist der CO2-Ausstoss jedoch über einen Drittel gesunken. Zur Hauptsache ist dies dem Ersatz von fossilen Brennstoffen verdanken. Um Kalkstein und Mergel im Ofen bei rund 1500 °C zu brennen, werden vermehrt Abfälle mit hohem Brennwert eingesetzt. Doch noch mehr CO2 – zwei Drittel der Emissionen – entweichen aus dem Kalkstein bei genau diesem Brennvorgang. Insofern hat sich auch die Rezeptur verändert: Der Klinkergehalt im Zement ist um einen Viertel geringer als vor wenigen Jahrzehnten. Doch um dereinst ein klimaneutrales Produkt aus der Zementfabrik anzubieten, benötigt die Industrie den Einsatz von CCS-Technologie (siehe CCS).

Quellen: Bundesamt für Umwelt Bafu, Bundesamt für Energie BFE, Cemsuisse, climatestrike.ch, ElCom, ENDK, EU ETS, IKRK, IPCC, UNFCCC, Swissgrid, Umweltbundesamt, VSE, VBSA

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