Mobile Immobilie: die Bewilligungspraxis mobiler Kleinwohnformen in der Schweiz
Diese Abschlussarbeit des Master of Advanced Studies in Real Estate an der Universität Zürich setzt sich mit dem Thema der "mobilen Immobilie" auseinander. Sie bietet eine umfassende Untersuchung der sogenannten "mobilen Kleinwohnformen" und deren Bewilligungspraxis in der Schweiz.
In der Schweiz kann im öffentlichen Diskurs seit Jahren wachsendes Interesse an alternativen Wohnformen wie z.B. Tiny Houses beobachtet werden, so zumindest die mediale Darstellung.
Dennoch sind mobile Kleinwohnformen immer noch ein Nischenprodukt und werden nicht als Teil der Bau- oder Immobilienbranche betrachtet. Problematisch ist dabei nicht der Bau an sich, sondern vor allem die Standortsuche, da die Besitzer oft kein eigenes Land besitzen und es in der Schweiz für mobile Kleinwohnformen keine einheitliche Bewilligungspraxis oder Regulierung gibt. Die baurechtlichen Grundlagen scheinen für viele auf den ersten Blick unklar, was weder für die Marktentwicklung noch für die Akzeptanz dieser immer noch alternativen Wohnformen förderlich sei.
Ziel dieser Abschlussarbeit war, die baurechtliche Lage und die Bewilligungspraxis von mobilen Kleinwohnformen in der Schweiz zu untersuchen und die grössten Schwierigkeiten und Probleme im Baubewilligungsprozess sowie deren Ursachen und mögliche Lösungen zu erörtern. Es wurden Fragen nach den Gründen für die als unklarer Graubereich wahrgenommene Bewilligungspraxis gestellt und mögliche Handlungsoptionen zur Schaffung von Klarheit als Denkanstösse aufgezeigt. Zudem wurde das Potenzial der mobilen Kleinwohnformen anhand der geltenden Baugesetzgebung und den Gegebenheiten in der Schweiz untersucht.
Vorgehen und Aufbau der Arbeit
In der Abschlussarbeit werden die theoretischen Grundlagen behandelt, ein umfassender Überblick über das Forschungsthemas präsentiert und mit einer empirischen Untersuchung die aktuellen Herausforderungen sowie potenzielle Lösungsansätze analysiert.
Die empirische Untersuchung erfolgte in Form einer behördlichen Online-Umfrage und eines bauherrenseitigen Experten-Interviews zu Erfahrungen mit der heutigen Bewilligungspraxis mobiler Kleinwohnformen. Anhand der Erkenntnisse wurde versucht, die grössten Schwierigkeiten zu erörtern sowie nach baurechtlicher Untersuchung daraus Handlungsempfehlungen und -optionen abzuleiten.
Die behördliche Online-Umfrage beschränkte sich auf die Kantone Zürich und Graubünden; als Beispiel für eine Gegenüberstellung eines eher städtischen (Zürich) und eines eher ländlichen (Graubünden) Gebiets der Schweiz.
Erkenntnisse
Es lassen sich folgende Erkenntnisse festhalten;
- Der Begriff "mobile Kleinwohnform" ist den Behörden zwar bekannt, aber bisher konnten nur wenige Erfahrungen mit mobilen Kleinwohnformen gesammelt werden, da diese in der Schweiz wenig verbreitet sind. In den meisten Gemeinden wurde bis heute weder ein Baugesuch eingereicht, noch eine mobile Kleinwohnform bewilligt.
- Nicht allen Akteuren des Baubewilligungsprozesses scheint klar zu sein, dass bei mobilen Kleinwohnformen grundsätzlich von einer Baubewilligungspflicht auszugehen ist.
- Betreffend Bewilligungspraxis herrscht keine einheitliche Meinung darüber, wie und ob überhaupt die Verfahren für mobile Kleinwohnformen vereinfacht werden sollten oder könnten.
- Eine neue Zone speziell für mobile Kleinwohnformen einzuführen, scheint nicht notwendig, da eine Baubewilligung in einer Wohnzone heute möglich ist.
Die grössten Schwierigkeiten bereiten den involvierten Akteuren bei einer Bewilligung die Auslegung der Gesetzgebung sowie die fehlende Unterscheidung zu konventionellen Wohnbauten v.a. in der Energiethematik. Eine Präzisierung der Baugesetzgebung könnte eventuell eine Option sein, um die Herleitung mobiler Kleinwohnformen als Wohnobjekte und ihre Verankerung im Baubewilligungsprozess zu vereinfachen.
Ausblick
Die mobilen Kleinwohnformen weisen eigene Potenziale auf. Zu ihren Stärken gehören Einfachheit, Kompaktheit und gewisse Flexibilität, nicht an einen Ort gebunden zu sein. Auf vielen Ebenen sind sie ressourcenschonend und bieten im kleinen Rahmen eine einfach skalierbare Alternative zum konventionellen Wohnangebot. Sie sind in der Schweiz als flexible Möglichkeit zur Nachverdichtung bestehender Strukturen und Gebiete sowie als Testfelder neuartiger Formen des Zusammenlebens denkbar, wobei es bei der Umsetzung Herausforderungen gibt.
Wie und ob es in der Schweiz ermöglicht werden kann, mobile Kleinwohnformen in unserer Gesellschaft als Bestandteil des Wohnangebots zu etablieren und ihre Stärken in einem geeigneten Rahmen positiv zum Gemeinwohl einzusetzen, wird sich in Zukunft erst zeigen müssen.
Vollständige Arbeit
Autor
Jarolim Antal | Architekt MSc ETH | MAS UZH in Real Estate
Ausgebildeter Architekt mit Interesse für gesellschaftliche Themen und nachhaltiges Bauen.
Nach Erfahrungen in namhaften Architekturbüros im In- und Ausland sowie in der Projektentwicklung im Amt für Hochbauten der Stadt Zürich ist als Projektleiter und Bauherrenvertreter in der Abteilung Immobilien der ETH Zürich tätig.
Supervisor
Dr. Thomas Wetzel | Dozent am CUREM (Center for Urban & Real Estate Management, Zürich)
Studiengang
Master of Advanced Studies in Real Estate
Universität Zürich, CUREM – Center for Urban & Real Estate Management