Erhalten und Umnutzen: Vom Radiostudio zum Schulhaus
Das Brunnenhof-Areal war jahrzehntelang die Heimat von Radio SRF. In Zukunft soll es als Sekundar- und Musikschule dienen. Das Umnutzungskonzept will möglichst wenig in die bestehende Substanz eingreifen. Das verursacht weniger CO2-Emissionen.
1933 wurde das Radiostudio Zürich eröffnet, das zusammen mit dem Radiostudio Bern und den beiden Landessendern Sottens und Beromünster das elektronische Informationszeitalter für die Schweiz einläutete. Letzten Sommer verliess Radio SRF den Zürcher Standort und zog vom Brunnenhof nach Leutschenbach. Das Areal hinter dem Bucheggplatz wurde nach 89 Jahren frei, ebenso wie der Komplex aus zwei Ursprungsbauten (Architektur: Otto Dürr) und einem jüngeren Hochhaus (Architektur: Max Bill). Die ehemaligen Büros, Studios und Konzertsäle werden nun den wachsenden Bedarf an Schulraum im Quartier decken. Bis 2025 wird das Brunnenhof-Areal in ein Schulzentrum umgebaut. Die Analyse der baulichen Substanz ergab, dass sich das Bestandsensemble dafür eignet. «Die Umnutzung eines so grossen Areals von Büro- zu Schulräumen hat für uns durchaus Pioniercharakter», erklärt Jovanka Rakic, Projektleiterin beim Amt für Hochbauten (AHB). Der Umbau trägt gleichzeitig zum behördeneigenen Klimaziel «netto null bis 2035» bei, das für die städtischen Gebäude umzusetzen ist.
Schulzimmer im Hochhaus
Die Umnutzung erfolgt in drei Etappen. Der Gebäudebestand wurde intensiv genutzt, ist aber gut unterhalten. «Deshalb konzentriert sich die erste Etappe auf Instandhaltungs- und Umnutzungsmassnahmen», sagt Rakic. Das achtgeschossige Hochhaus wird Schulzimmer für 15 Klassen beherbergen; die ehemalige Mensa wird zu einer Gastroinfrastruktur für den Tagesschulbetrieb umgebaut. Zusätzlich Platz finden Büros für die Kreisschulbehörde sowie ein Bewegungsraum. Zwei bisherige Studios bleiben erhalten, als Ort für Konzerte und externe Veranstaltungen. Anpassungen finden auch im Aussenbereich statt: Neben Pausenflächen werden ein Allwetterplatz und Aussensportanlagen eingerichtet.
Möglichst wenig Eingriffe
Die Stadt Zürich hat sich für eine Umnutzung und gegen einen Ersatzneubau entschieden, weil sich dadurch im Direktvergleich viele Ressourcen einsparen lassen und indirekte CO2-Emissionen vermieden werden. Dazu beschränken sich die Interventionen in die Substanz auf das Nötigste. Der bereits angelaufene Umbau soll die Tragstruktur und die Gebäudetechnik mit einfachen Massnahmen auf den Stand der geltenden Anforderungen bringen. Unter anderem kann die Photovoltaikanlage auf dem Dach weiter betrieben werden.
Bei Anpassungen für die Erschliessung soll das Schulareal so wenig wie möglich unterbaut werden, damit eine naturnahe und alterungsfähige Vegetation ihre Wurzeln schlagen kann. Grosse Bäume sollen dereinst Schatten spenden und vor der Sommerhitze schützen.
Geringe CO2-Emissionen
Die zweite Bauetappe wird sich mit der Weiterentwicklung befassen. Gemäss aktuellem Planungsstand muss zusätzlicher Platz für sechs Schulklassen und eine Doppelsporthalle geschaffen werden. Die dritte Etappe beinhaltet zum Abschluss eine Erneuerung der Gebäudetechnik. «Eine Herausforderung ist, keine Mehrfachinvestitionen in den einzelnen Bauetappen zu verursachen», so die AHB-Projektleiterin.
Zudem muss jede Baumassnahme die städ-tischen Nachhaltigkeitsziele erfüllen, die «7 Meilenschritte» ebenso wie die Anforderungen des Gebäudestandards Minergie-Eco. Die Treibhausgasbilanz lässt sich zum aktuellen Projektstand wie folgt beziffern: Für die Erstellung liegen die Emissionen mit 2.9 kg CO2/m2 in einem relativ niedrigen Bereich und entsprechen einem Bruchteil von dem, was für Neubauten einzukalkulieren ist. «Wir gehen davon aus, dass die indirekten THG-Emissionen 60 bis 80 % niedriger sind als bei einem Ersatzneubau», sagt Jovanka Rakic.
Dieser Artikel ist erschienen im Sonderheft «Netto null bis 2040 – Wie die Stadt Zürich klimaschonend bauen will».
Weitere Beiträge zum Thema finden Sie in unserem E-Dossier «Bauen für Netto Null».
Schulanlage Brunnenhof, Zürich
Realisierung
2022–2025
Kosten Erstellung
52.5 Mio. Franken
Vertretung Eigentümer
Immobilien Stadt Zürich
Vertretung Bauherrschaft
Amt für Hochbauten Stadt Zürich
Generalplanung
Spillmann Echsle Architekten, Zürich