Per­fek­ti­on oh­ne Pro­fil

Aus 70 höheren Fachschulen machte der Bund 1995 sieben Fachhoch­schulen. Administrativ ist die Fusion vollzogen, baulich wird sie gerade Realität: Überall im Land beziehen die Hochschulen neue Domizile. Die Architektur ist solides Handwerk , selten mehr.

Publikationsdatum
12-02-2014
Revision
18-10-2015

Wir erleben einen raren Moment: Eine Bildungsinstitution wird erschaffen und mit neuen Gebäuden ausgestattet. Die Fachhochschulen haben im Bildungssystem ihren Platz neben den Universitäten eingenommen – ihre Strukturen sind aufgebaut, die Lehrpläne akkreditiert, und die Titel entsprechen der Bologna-Reform. 

Universitätsgebäude strahlten einst die Macht und Würde der Bildungseliten aus. Aber welche Botschaft sollen die Bauten der Fachhochschulen nach aussen tragen? Wie soll sich eine Bildungsinstitution im Zeitalter des frei verfügbaren Wissens und des lebenslangen Lernens manifestieren? Können sich die Fachhochschulen baulich von den Universitäten abgrenzen und einen eigenen architektonischen Ausdruck finden  

Im ganzen Land schiessen derzeit die Campusgelände und Bauten für die sieben Fachhochschulen aus dem Boden. Mit gut dotierten Wettbewerben tasten sich Architektinnen und Architekten an zentralen städtischen Lagen an diese neue Typologie heran. Eine einmalige Chance und eine grossartige Ausgangslage. Doch das Resultat ist ernüchternd: Die Häuser wirken wenig eigenständig. Zu unspezifisch ist, was sie gegen aussen projizieren. Woran eine Fachhochschule zu erkennen wäre, wissen wir noch nicht. 

Die Suche nach einer eigenen Identität ist keine einfache Aufgabe. Im Fall der Fachhochschulen machen die Besitzverhältnisse die Sache noch komplizierter: Nicht die Hochschulen bestellen die Gebäude, sondern die Kantone, in denen die Häuser stehen. Offensichtlich legen die kantonalen Bauverwaltungen dabei weit mehr Gewicht auf flexible Nutzbarkeit, solide Bauweise und niedrige Unterhaltskosten als auf ein unverwechselbares Erscheinungsbild.

Und so zeugen die aufstrebenden Fachhochschulen weniger vom steinigen Weg zu einem neuen Gebäudetypus als von den verschlungenen Pfaden der Projekte durch staatliche Institutionen, auf denen der Stolz auf das bürgerliche Bildungsideal dem pragmatischen Facility Management weicht. Am Ende steht der gut schweizerische Kompromiss: geschliffen und perfekt poliert – jedoch ohne prägnante Botschaft.

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