Pritzker-Preis für Riken Yamamoto
«Architektur sollte etwas sein, das als Hintergrund für das Leben dient, nicht etwas, das es überschattet» – der 78-jährige Architekt Riken Yamamoto erhält die prestigeträchigste Auszeichnung in der Architektur.
Der 78-jährige Riken Yamamoto, Architekt und ein Verfechter sozialer Gerechtigkeit, stellt gemäss der Jury eine Beziehung zwischen öffentlichen und privaten Bereichen her. Er definiert Gemeinschaft als das «Gefühl, einen Raum zu teilen» und dekonstruiert traditionelle Vorstellungen von Freiheit und Privatsphäre. Stattdessen schlägt er mit Sensibilität Brücken zwischen Kulturen, Geschichten und Generationen.
«Für mich bedeutet die Anerkennung eines Raums die Anerkennung einer ganzen Gemeinschaft», so Yamamoto. «Der aktuelle architektonische Ansatz betont die Privatsphäre und negiert die Notwendigkeit gesellschaftlicher Beziehungen. Doch wir können die Freiheit jedes Einzelnen wahren, wenn wir mittels Architektur die Harmonie über Kulturen und Lebensphasen hinweg fördern.»
Indem er die Grenze als Raum neu überdenkt, aktiviert Yamamoto die Schwelle zwischen öffentlich und privat. Jedes seiner Projekte enthält Orte für Engagement und zufällige Begegnungen. Sowohl die klein- als auch die grossmassstäblichen seiner Werke zeigen die Qualitäten der Räume selbst und stellen das Leben in den Mittelpunkt, das sie einrahmen. Transparenz wird genutzt, damit diejenigen, die sich im Inneren aufhalten, die aussen liegende Umgebung wahrnehmen können, während diejenigen, die aussen vorbei gehen, ein Gefühl der Zugehörigkeit verspüren.
Yamamotos bisher einziger Bau in der Schweiz und in Europa ist der 2020 erstellte «The Circle» am Flughafen Zürich. Der halbkreisförmige Komplex – das grösste Gebäude der Schweiz – bündelt Hotels, Büros, ein Konferenz- und ein Einkaufszentrum und ist als Teil der Landschaft in den 80'000 m2 grossen Flughafenpark eingebettet.
Mit der Würdigung Yamamotos geht der seit 1979 verliehene und mit 100'000 Dollar dotierte Preis zum neunten Mal nach Japan – kein anderes Land ist ähnlich erfolgreich. Die Verleihung findet am 16. Mai in Chicago statt.
Weitere Informationen
pritzkerprize.com
Jury
Alejandro Aravena (Vorsitz), Architekt, Pädagoge und Pritzker-Preisträger 2016, Santiago, Chile
Barry Bergdoll, Architekturhistoriker, Pädagoge, Kurator und Autor, New York
Deborah Berke, Architektin und Dekanin Yale School of Architecture, New York
Stephen Breyer, Richter am U.S. Supreme Court, Washington DC
André Aranha Corrêa do Lago, Architekturkritiker und Sekretär für Klima, Energie und Umwelt, Ministerium für auswärtige Angelegenheiten, Brasília, Brasilien
Kazuyo Sejima, Architektin und Pritzker-Preisträgerin 2010, Tokio, Japan
Wang Shu, Architektin, Pädagogin und Pritzker-Preisträgerin 2012, Hangzhou, China
Manuela Lucá-Daz, Geschäfstführerin, Venedig, Italien