Ei­ne Kom­bi­na­ti­on aus im­mo­bil und mo­bil

Wie kann man die Bewohnenden einer Siedlung dazu motivieren, auf ein eigenes Auto zu verzichten? Bei der Wohnüberbauung Sagenmatt in der Zentralschweiz setzen die Betreiber auf ein Mobilitätspaket.

Publikationsdatum
21-05-2021

Im unweit von Luzern gelegenen Ebikon soll bis 2024 das neue Quartier Sagenmatt entstehen. Der Überbauungsplan für das Areal sieht 174 Miet- und 67 Eigentumswohnungen sowie rund 800 m2 Gewerbe- und Gemeinschaftsflächen vor. Besonders innovativ ist das Mobilitätskonzept dieser Vorortadresse. Der Immobiliendienstleister UTO Real Estate Management AG (Utorem) hat es gemeinsam mit Partnern, unter anderem mit der auf Mobilitätsstrategien spezialisierten Firma Trafiko, entwickelt. Doch was macht das Konzept so besonders?

Individuelle Angebote

Mobilität kommt direkt mit der Miete ins Haus, denn künftige Bewohnerinnen und Bewohner buchen ein spezifisches Paket zur Wohnung dazu. «Es soll beispielsweise Gutschriften für die Nutzung der ebenfalls zur Verfügung gestellten Fahrzeugflotte enthalten», erklärt der zuständige Utorem-Projektleiter Christian Grewe. Der Betrag ist noch nicht bestimmt. Allerdings sollen auch die individuellen Bedürfnisse der Nutzenden berücksichtigt werden. Weitere Elemente wie individuelle Parkplätze oder Gutschriften für den öffent­lichen Verkehr liessen sich beispielsweise einem solchen Paket zuordnen.

Grundpaket inklusive

Damit die Mobilitätspakete effektiv genutzt werden, setzen die Verantwortlichen auf einen niederschwelligen Zugang. So soll die Nutzung des Mobilitätsangebots für Mietende teilweise kostenlos sein. Auch an die Wohneigentümerinnen und -eigentümer hat man gedacht: «Sie können ebenfalls Mobilitätspakete erwerben und so von der arealeigenen E-Fahrzeugflotte profitieren», ergänzt Grewe. Alle Fahrzeuge aus der Flotte lassen sich flexibel über eine App buchen. Als Service-Provider ist der Autoimporteur Amag verantwortlich; das hat insofern eine Logik, als deren Besitzer auch Eigentümer des Immobiliendienstleisters Utorem ist.

Elektromobilität als Standard

Zur Arealflotte gehören jedoch nur Elektrofahrzeuge – sowohl unterschiedliche Autotypen als auch E-Bikes und E-Scooter. Die Elektromobilität prägt deshalb auch die Infrastruktur der Sagenmatt-­Siedlung, die knapp 5 km vom Luzerner Stadtzentrum liegt. Rund ein Drittel der Arealparkplätze erhält eine Elektrolade­station; bei steigender Nachfrage lässt sich die Ausstattung problemlos erweitern. Ein modernes Lastmanagementsystem wird den Stromverbrauch der Haushalte mit demjenigen der Elektro­autos koordinieren und so dafür sorgen, dass das interne Netz vor Überlastungen geschützt ist. Auf den Dächern der Wohn- und Dienstleistungsgebäude werden Photovoltaikanlagen installiert.

Velosharing für die ganze Gemeinde

Zweck der Mobilitätspakete ist, den Bewohnenden möglichst viele Alternativen zum eigenen Auto zu bieten und so die nachhaltige Entwicklung der Mobilität zu fördern. Für die Projektverantwortlichen ist dies umso wichtiger, als der Vorort Ebikon bereits heute unter starkem Verkehrsaufkommen leidet. Utorem engagiert sich sogar über den eigenen Standort ­hinaus; das Velosharing-System «NextBike» soll hier für die ganze Bevölkerung von Ebikon angeboten werden. Bereits seit vergangenem Sommer steht dieses öffentliche Sharing-Angebot für den Langsamverkehr bereit. Ein Drittel der Kosten trägt die Eigen­tü­me­rin und Bauherrin des Sagenmatt-Projekts.

Monitoring geplant

Nach Fertigstellung des Areals in wenigen Jahren wird auch die Forschung beteiligt: Die Hochschule Luzern soll sich um das Monitoring der Mobilitätsnutzung kümmern. «So wollen wir sicherstellen, dass wir zielgerichtet auf die Bedürfnisse und Anforderungen der Nutzenden reagieren können», sagt Christian Grewe mit Blick auf die Zukunft. Die beabsichtigte Erweiterung eines herkömmlichen Wohnangebots mit solchen Mobilitätskonzepten ist bislang schweizweit einzigartig. Für den Standort Ebikon zusätzlich interessant ist: Die neue Siedlung Sagenmatt soll dereinst zu einem urbanen Scharnier zwischen Vorort und der angrenzenden Stadt Luzern werden. Die Form der Überbauung selbst weist daraufhin: Geplant ist keine Ansammlung von Einzelbauten, sondern verwinkelte, hofartige Bauzeilen, in die mehrere achtgeschossige Punkthochhäuser eingefügt sind.

Sagenmatt, Ebikon LU

 

Nutzung: Wohnen, Gewerbe

 

Eigentümer/Bauherrschaft: Moyreal Immobilien

 

Projektentwicklung: Utorem

 

Architektur: ARGE Meyer Gadient / Schärli Architekten

 

Verkehrs-, Mobilitätsplanung: Trafiko in Zusammenarbeit mit Utorem

 

Realisierung: k. A.

 

Kosten: k. A.

 

Nutzfläche: ca. 20 000 m²

 

Anzahl Parkplätze: ca. 190

 

davon mit E-Ladestation: ca. 60

 

Weitere Mobilitätsangebote: E-Fahrzeugflotte; Mobilitätspakete teilweise in Miete integriert

 

Wärme: k. A.

 

Strom: k. A.

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