Stol­zer Mit­tel­punkt des Ge­mein­we­sens

Tagung «Plätze 4.0 – Mehr als Gestaltung»

Plätze sind Baukultur. Und sie sind immer auch ein Stück Utopie. Sie sollen der Gesellschaft Raum für ­unterschiedlichste Bedürfnisse geben – als Bühne des städtischen Lebens oder als Wohnzimmer im Freien.

Publikationsdatum
19-10-2017
Revision
19-10-2017

Die Verklärung öffentlicher Plätze hat eine lange Tradition. Camillo Sitte untersuchte Ende des 19. Jahrhunderts in seinem Buch «Der Städte-Bau nach seinen künstlerischen Grundsätzen» eine Reihe alter Platz- und Stadtanlagen, darunter das Forum Romanum, auf die Ursachen ihrer schönen Wirkung hin, um daran anknüpfend eine Summe von Regeln aufzustellen, «bei deren Befolgung dann ähnliche treffliche Wirkungen erzielt werden müssten». Agora, Forum und Marktplatz bildeten für Sitte den «stolzen Mittelpunkt des Gemeinwesens». Die gesellschaftlichen, aber auch funktionalen Voraussetzungen für öffentliche Plätze haben sich seit römischen Zeiten jedoch grundlegend geändert. Unbestritten ist, dass öffentliche Plätze zentral für das Gemeinwesen sind. Die Renaissance der Städte, die zunehmende Fragmentierung der Gesellschaft und nicht zuletzt die wachs­ende Bedeutung von Freiräumen in Zeiten der Innenentwicklung verleihen öffentlichen Plätzen eine wachsende Bedeutung für das Gemeinwesen.

Vor fünf Jahren ergriff der SIA die Initiative zur Swiss Squares App, die inzwischen 175 Plätze in zehn Städten präsentiert. Das Ziel war vielschichtig: Zum einen sollte eine breite Öffentlichkeit einen innovativen und unterhaltsamen Zugang zu den öffentlichen Plätzen in der Schweiz erhalten. Der SIA ermöglicht mit Augmented Reality eine interaktive Begegnung mit realer und virtueller Stadt. Zugleich befördert er einen Perspektivwechsel von einer auf Stars und Ikonen konzentrierten Betrachtung von Baukultur hin zu einem städtebaulichen, interdisziplinären Blickwinkel. Nicht Solitäre, sondern Ensembles prägen den gestalteten Lebensraum. So wird der Blick geschärft für die unterschiedlichen Facetten dieses Raums, seine Prozesshaftigkeit, seine Wandelbarkeit und Beeinflussbarkeit durch menschliches Handeln.

Die vielfältigen Faktoren, die auf den öffentlichen Raum und die Plätze im Besonderen einwirken, bildeten den Ausgangspunkt der SIA-Tagung «Mehr als Gestaltung. Öffentliche Plätze 4.0». Die Beiträge der Tagung liessen keinen Zweifel daran: Wer im 21. Jahrhundert öffentliche Plätze planen oder verändern will, sollte mehr als Gestaltung im Blick haben. Die enorme Resonanz auf das Thema machte es nötig, die maximale Teilnehmerzahl kurzfristig aufzustocken und die Kapazität des Tagungsorts auszureizen, was uns sehr gefreut hat. In einer der kommenden TEC21-Ausgaben folgt ein ausführlicher Bericht von der Tagung.

Videos von der Tagung: www.sia.ch/de/themen/baukultur/tagung-oeffentliche-plaetze/

 

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