Ta­ges­licht-Award 2014 ver­lie­hen

Der Tageslicht-Award ist der höchstdotierte Architekturpreis der Schweiz. Die Velux Stiftung hat ihn am 4. März 2014 zum vierten Mal verliehen: Der Gewinner ist das Rolex Learning Center von Sanaa, einen Ehrenpreis erhält das Schulhaus Leutschenbach von Christian Kerez.

Publikationsdatum
04-03-2014
Revision
01-09-2015

Licht, Luft und Sonne. So lautete das Credo des «Neuen Bauen» zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Das Tageslicht zu nutzen war dabei der entscheidende Faktor – die dunklen und stickigen Mietskasernen sollten lichtdurchfluteten Häusern weichen. Damit wollten die Architekten nicht nur die Wohnhygiene verbessern, sondern auch das Bewusstsein eines «neuen Menschen» formen. So weit führte der gestaltende Impetus der Moderne glücklicherweise nicht, die Diskussion um das Tageslicht aber hat die Reformbewegung kräftig angestossen.

Selbst der legendäre Disput um stehende oder liegende Fenster zwischen Perret und Le Corbusier kann in diesem Zusammenhang betrachtet werden. Im Moment steht jedoch eine völlig neue Debatte an: Im Sommer bringt das Licht zu viel Wärme ins Haus und heizt die Räume auf. Auch auf dieses Problem muss die Architektur reagieren. Es gab und gibt also immer noch sehr viel zu beachten im Zusammenspiel von Sonne und Gebäuden – Architektur und Tageslicht haben eine innige Beziehung zueinander. Dass dieses Verhältnis untersucht wird, ist auch das Verdienst der dänischen Industriellen Villum Kann-Rasmussen. Die von ihm ins Leben gerufene Velux Stiftung erforscht die Wirkungund Nutzung von Tageslicht – weit über die Architektur hinaus.

Aufwendige Nominierung 

51 Objekte wurden für den Preis nominiert – sie durften nicht älter als 10 Jahre sein und mussten in der Schweiz stehen. Vorgeschlagen haben sie 17 Sachverständige und Kenner der Schweizer Architekturszene. Erst danach konnte die Jury sechs Projekte in die engere Wahl nehmen. Das Verfahren scheint reichlich kompliziert, es gewährleistet aber eine rigorose Qualität und Neutralität in der Auswahl der Projekte. Die Finalisten wurden mit grosser Sorgfalt zusammengestellt: In der Endrunde finden sich Projekte, die das Tageslicht auf höchst unterschiedliche Weise zum Thema machen.

Dass am Schluss das Learning Center von SANAA das Rennen gemacht hat, erstaunt nicht. War das Gebäude doch als Landschaft gedacht: neben den fliessenden Räumen bildet das Tageslicht einen wesentlichen Faktor dieses innovativen Raumkonzepts – um es in Anlehnung an Le Corbusier zu sagen: Nicht «das weise, korrekte und grossartige Spiel der Körper unter dem Sonnenlicht» war entscheidend, sondern das grossartige Spiel mit dem Licht der Sonne.

AUSZEICHNUNG


Rolex Learning Center, Lausanne, SANAA, 2010.
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EHRENPREIS


Schulhaus Leutschenbach, Zürich, Christian Kerez, 2009.
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FINALISTEN


Bildungszentrum Schweizerischer
Baumeisterverband, Gordola,
Pia Durisch und Aldo Nolli, 2010


Fachhochschule Sihlhof, Zürich,
Giuliani Hönger, 2003,
Stöckli, Balsthal, Pascal Flammer, 2011


Tramdepot, Bern,
Penzel Valier, 2011

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