Swissbau: durch Glastüren übers Dachgeschoss ins Bad
Ein mehrstündiger Streifzug der TEC21-Redaktion über Stände an der Messe verschaffte den Gästen Orientierung und viele neue Eindrücke. Die Informationen von Experten legten den Grundstein zu angeregten Debatten.
Fenster, Türen, Tapeten, Öfen, Wärmepumpen, Solarzellen oder Sichtbeton: Mit rund 900 Anbietern und mehr als 100'000 m2 Ausstellungsfläche ist die Swissbau nicht nur ein Branchentreffen, sondern auch eine gewaltige Informationsflut. Orientierung ist gefragt: Was ist neu? Was ist wichtig? Und wo überhaupt beginnen?
Erste Hilfe bot ein Messerundgang, den espazium – Der Verlag für Baukultur und TEC21 vorbereitet hatten: von Experten moderierte Besuche bei Firmen, die traditionell mit Neu- und Weiterentwicklungen aufwarten und Wissenswertes für Planer liefern können. Denn der persönliche Austausch ist, wie TEC21-Chefredaktorin Judit Solt bei der Einführung sagte, noch immer ein gutes Argument für einen Messebesuch – Fachleute im Gespräch und unter sich.
Der Streifzug begann bei Forster Profilsysteme mit Sitz in Arbon. Jean-Claude Hefti, technischer Berater, führte nicht nur Brand- und Rauchschutztüren vor, sondern erklärte auch Details, die erst auf den zweiten Blick ins Auge fallen. Zum Beispiel abgerundete Fingerschutzprofile – zum Schutz vor Verletzungen, falls etwa ein Kind in die schmale Rille zwischen Tür und Rahmen fasst. Geregelt übrigens in der DIN-Norm 18650 für automatische Türsysteme.
Beim Rundgang entspannen sich bald Gespräche über UD-Werte, Rauchdurchlässigkeit und andere Aspekte. Als Blickfang erwies sich ein sehr filigraner Fensterrahmen, rotbräunlich pulverbeschichtet und mit einem Flügel, der sich zur Aussenseite hin kippen lässt. Eine Lösung, die in der Schweiz freilich noch eher unüblich ist, wie Hefti einräumte.
Fenster waren auch das Thema an der zweiten Station des Messestreifzugs, dem Velux-Stand mit einem Schwerpunkt zur Gestaltung mit Tageslicht – be-greifbar auch für Laien. An einem Giebeldach-Modell liessen sich mit wenigen Handgriffen unterschiedliche Fenstervarianten anbringen; die Auswirkungen im Innenraum zeigte gleich ein Bildschirm an.
Für professionelle Zwecke erklärte Paul Schöni, Tageslicht-Fachmann von Velux, die Software «Daylight Visualizer»: ein Tool, mit dem sich CAD-Daten aus der Planung übernehmen lassen, um damit Lichtszenarien durchzuspielen. Damit hat einer der Teilnehmer, einst Inhaber und heute Konsulent eines Architekturbüros, schon gearbeitet. Ein nützliches Werkzeug, findet er – weniger für den Entwurf als für Überprüfungen oder Demonstrationen, zum Beispiel für einen einfachen Neubau in einer Wohngegend.
In der Mittagspause fachsimpelten die Gäste über den Markt der Dachfenster und Sanierungen, bevor die Gruppe sich in Richtung Badezimmer aufmachte – zu 900 m2 Standfläche mit Sanitärprodukten von Geberit mit Hauptsitz in Jona. WC und Waschbecken werden, wie sich zeigte, dort zwar nicht gänzlich neu erfunden, aber doch stetig verfeinert.
Neben gestalterischen Details wie dem Einsatz neuer Farben – «Champagner» beispielsweise – bestaunten die Bauleute Produkte im Vorführtest des Geberit-Beraters. Zum Beispiel ein Dusch-WC mit Fernbedienung, Sitzheizung, Automatikdeckel, Luftabzug mit Geruchsfilter, Orientierungslicht für nächtliche Besuche und weiteren Funktionen. Ein High-End-WC, gewiss eher für zahlungskräftige Kunden.
In schnellen Schritten ging es über den ausgedehnten Messestand: Waschbecken mit optimiertem Tropfenablauf, Schränke hinter Spiegeln, Apps für die Planung. Zudem gestattete der Stand Blicke hinter die Kulissen, nämlich die Rückseite der Installationen, die dem Auge sonst verborgen bleibt. Und schliesslich Effizienz: Videos eines Montage-«Wettrennens» zeigten, dass sich mit Bauteilen, die auf der Basis von BIM-Daten vorbereitet wurden, anstelle reiner Vor-Ort-Montage tatsächlich Zeit und Geld einsparen lassen.
Die Reaktionen? Eine gute Führung über den Stand, fand ein Bauingenieur und Projektleiter aus Deutschland, aber der Berater vom Hersteller sei «schon einer von der schnellen Truppe!». Beim Apéro hinterher ging es freilich gemächlicher zu. Zeit für Fragen und kurze Debatten: vom Sinn und Unsinn wasserloser Urinale über Kosten bis zu Trends im Sanitärbereich. Eine Moderation war nicht mehr nötig – Fachleute im Gespräch und unter sich.