Der Fall Greencity
Editorial TEC21 4/2025
Grosse, zusammenhängende städtische Areale zu entwerfen, ist verlockend für Planende und Entwickler. Sie bieten die Gelegenheit, Nutzungsverteilungen und Programme, Aussenraum und Baukörper aufeinander abzustimmen und damit die Entstehung von städtischen Strukturen zu lenken. Doch während derlei Aufgaben im Studium noch zur Manifestation gesellschaftlicher Ideale in utopischen Visionen herausfordern, sind sie in Realität knallhartes Business. Denn der Anreiz für Entwickler zur Finanzierung solcher Grossprojekte ist das Generieren von mehr Wert und das Abwerfen einer Rendite.
Im Fall Greencity wurde zum ersten Mal in Zürich der Bodenwertgewinn «besteuert», indem ein Drittel der Wohnungen an gemeinnützige Bauträger abgegeben werden musste. Welche Auswirkungen diese Auflage auf die Gestaltung des ganzen Quartiers hatte, untersuchten die Studierenden des MAS in Geschichte und Theorie der Architektur an der ETH Zürich im Seminar Architekturkritik. Eine wichtige Erkenntnis aus ihren Beobachtungen: Durch den langen Planungs- und Realisierungszeitraum sind viele Prämissen zur Erstellung eines nachhaltigen Stadtteils bei seiner Vollendung schon wieder überholt.
Nachdem wir bereits fünf Texte der Studierenden online publiziert haben, zeigen wir in diesem Heft eine zweite Runde an Kritiken, die pointiert unterschiedliche Aspekte der Greencity unter die Lupe nehmen.