Spiel und Sport in alten Becken
Editorial TEC21 2/2025
Den Begriff «Leerstand» verbindet man wohl in erster Linie mit Büro- und Gewerbeflächen oder, wenn er fehlt, mit dem Wohnungsmarkt. Im Kontext öffentlicher Infrastrukturbauten scheint er eher fremd – man stelle sich einmal leer stehende Strassen, Bahnhöfe oder ungenutzte Schulhäuser und Spitäler vor. Und dennoch gibt es Objekte wie die ehemalige Walliser Kläranlage und das Stadtberner Schwimmbad, die am Ende ihrer Nutzungsdauer nicht für dieselbe Bestimmung erneuert oder gar abgebrochen werden. Sie zeigen, wie sich mit geschickten und gezielten Eingriffen und verhältnismässig geringem Aufwand wertvolle öffentliche Orte schaffen lassen.
Interessant ist zudem, dass die Umsetzungsidee in beiden Fällen nicht von der öffentlichen Hand vorprogrammiert war. In Aproz VS waren es die Landschaftsarchitekten von En-Dehors, die im Rahmen einer Flächenanalyse das Potenzial des einstigen Absetzbeckens erkannten. In Bern überzeugte die Kletter- und Boulderhallenbetreiberin O’Bloc die Stadtverwaltung mit ihrem Zwischennutzungskonzept und legte beim Umbau gleich selbst Hand an.
Beide Beispiele sind Vorbilder für eine – temporäre oder permanente – kreislaufwirtschaftliche Umnutzung baulicher Substanz über ihren ersten Nutzungszyklus hinaus. Sie beweisen, wie einfach umsetzbare Konzepte den aktuellen Zeitgeist treffen und von der Bevölkerung angenommen und geschätzt werden.