Unergründliche Wege
Im Strassenverkehr lauern Gefahren. Deshalb ersuchen viele Reisende um göttlichen Schutz: Von den Rückspiegeln ihrer Autos baumeln Kreuze, um die Kupplung winden sich Rosenkränze, über dem Auspuff klebt ein Fisch, und hinter der Heckscheibe blickt der heilige Christophorus nachdenklich in den Osterstau.
Man kanns verstehen: Lobenswert sind die Segnungen der Technik, doch Menschenwerk ist nie vollkommen. Ein Fahrerassistenzsystem ersetzt keinen echten Schutzengel, und Airbags sind letztlich auch nur heisse Luft.
Trotzdem wirkt es arg vertraulich, wenn jemand gleich Gottes Sohn zur Automarke macht. Modelle des Herstellers SEAT eignen sich gut dafür. Doch das transformierte Logo stiftet auch Verwirrung. Denn SEAT steht nicht nur für «Sociedad Española de Automóviles de Turismo», sondern auch für das englische «seat», den göttlichen Richtstuhl, die Endstation für uns Sterbliche.
«For we must all appear before the judgment seat of Christ», verkündet der zweite Korintherbrief. Was also bezweckt die Umbenennung? Schutz von höchster Instanz? Eine Ermahnung, verantwortungsvoll zu fahren? Oder im Gegenteil eine Ermutigung, mal richtig Vollgas zu geben? Sicher ist: Führt unsere Reise auf Erden zu einem himmlischen Richtstuhl, kommen Raser schneller ans Ziel.