Von «Un­di­ne» zum El­säs­ser­r­hein­weg

Rheinuferpromenade

Nach neun Jahren Planung und Bau ist die Pendler- ­und Freizeitverbindung für Velofahrer und Fussgänger eröffnet.

Publikationsdatum
12-05-2016
Revision
12-05-2016

Die Neugestaltung des ehe­maligen Basler Hafens St. Johann geht auf eine Grundsatzvereinbarung zwischen dem Kanton Basel-Stadt und Novartis Pharma zurück. Darin wurde unter anderem festgelegt, dass Novartis vom Kanton das Areal des ehemaligen Hafens St. Johann erwirbt. Ausgenommen davon ist eine Fläche entlang des Rheinufers zwischen der Dreirosenbrücke und der Landesgrenze, die als Fussgänger- und Veloverbindung der Allmend zugewiesen wird und im Eigentum des Kantons verbleibt. Damit konnte der lang gehegte Wunsch einer durchgängigen Promenade entlang dem Rhein nach Frankreich realisiert werden. 

Die Neugestaltung der Rheinuferpromenade (Projekt Undine) wurde zwischen Kanton und Novartis in einem kooperativen Planungsverfahren (internationaler Wettbewerb und Planung) durchgeführt. Die über 600 m lange Promenade liegt zwischen dem Rhein und dem Novartis Campus. Sie ist zwischen 10 und 30 m breit und muss rund 10 m Höhen­differenz zwischen dem Rhein und dem Novartis Campus überwinden. 

Kelten und Industrieabfall

Als Voraussetzung für die Realisierung musste der Hafen St. Johann von Gebäuden, Infrastrukturanlagen und Bodenverunreinigungen frei geräumt werden. Zudem mussten die archäologisch relevanten Flächen aus der ehemaligen keltischen Siedlung in Basel-Gasfabrik ­aus der Zeit um 70 v. Chr. von der Ar­chäologischen Bodenforschung Basel-Stadt vorgängig untersucht werden.

Das Gelände des ehemali­-gen Hafens St. Johann wurde fast 150 Jahre industriell genutzt. Bis ins Jahr 1906 wurden sowohl vom Gaswerk als auch von der chemischen Industrie Abfälle ans Rheinbord geschüttet. Zudem kam es durch Leckagen zu Belastungen des Untergrunds und des Grundwassers.

Nach dem Rückbau der Hafengebäude wurde der belastete Untergrund teilweise bis zum Grundwasser 10 m tief ausgehoben und mit Kiesmaterial wiederverfüllt. Der Rückbau und die Bodensanierung des Geländes erfolgten im Zeitraum von Juli 2010 bis Dezember 2012. 140 000 t Rückbaumaterial und 240 000 t verschmutztes Bodenmaterial wurden entsorgt ­und durch Kies ersetzt. Der Umschlag des gesamten Materials konnte aufgrund der vorhandenen Infrastruktur des Hafens sehr nachhaltig erfolgen. 78 % aller Materialien wurden per Bahn, 21 % per Schiff und 1 % mit Lastwagen transportiert.

Pendler und Biber

Die Verbindungen entlang des Rheins zwischen St. Johanns-Park und Dreirosenbrücke sowie zwischen Voltamatte und Rhein sind von kantonaler, mit der Verlängerung nach Frankreich von trina­tionaler Bedeutung. Als Veloroute ­stellen sie eine Pendler- wie Freizeitverbindung dar, als Fussweg vorwiegend eine Freizeitverbindung. Dank jeweils vier Schwimmerausstiegen und Duschen wird dieser Abschnitt künftig auch bei Rheinschwimmern sehr beliebt sein. 

Mit dem Rückbau des Hafens St. Johann und der Umgestaltung dieses Rheinuferabschnitts bot sich auch die Chance einer ökologischen Aufwertung. Die Uferbösch­ungen wurden so gestaltet, dass sie einer vielfältigen Tierwelt als Lebensraum dienen können und die standortgerechte Ufervegetation gedeihen kann. Um die Vorkommen des Bibers im Elsass, am Hochrhein und an der Ergolz (BL) über den Rhein zu vernetzen, wurden mehrere Ökobuhnen angelegt sowie zwei Biberunterstände gebaut. Die Wechselwirkungen zwischen Fluss- und Grundwasser sollen erhalten bleiben.

Geschwungener Kalkstein  

Die mit dem Label «IBA Basel 2020» ausgezeichnete Gestaltung der Promenade orientiert sich an der Strömungslehre. Ihr zufolge entstehen im Fluss dort Turbulenzen, wo Hindernisse wie ein Brückenkopf oder Gebäude am Ufer stehen und den Flusslauf stören.

Die zur Überbrückung des Höhenunterschieds notwendigen Mauern nehmen die geschwungene Bewegung der Strömung auf und führen sie in den Wegbereichen weiter. Die integrierten Treppen und Rampen verweben sich mit den Mauern und schaffen Verbindungen zwischen den einzelnen Ebenen. Vertikal angeordnete, gebrochene Kalksteinbänder verkleiden die Betonmauern und verleihen dem Uferabschnitt einen warmen, textilen Ausdruck. Das Fliessen des Wassers findet seine Fortsetzung in den angrenzenden Mauern.

Die Promenade ist in zwei Wegeebenen gegliedert: Der hochwassersichere Promenadenweg dient als Verbindung für den Fuss- und Veloverkehr zwischen der Stadt Basel und Frankreich. Neben dem rund 4 m breiten, beleuchteten Asphaltweg schliessen sich gekieste Aufenthaltsbereiche mit Bäumen und Sitzbänken an. Sie laden zum Verweilen ein und bilden ökologische Nischen.

Eine Archäologieausstellung gewährt mit Fernrohren einen Blick auf die keltische Vergangen­heit des Geländes. In die Brüstungs­mauern integrierte Dichtertafeln
im Rahmen des neuen, trinationalen Dich­terwegs bereichern die Route kulturell. Im Eckgebäude von No­vartis liegt ein öffentliches Restaurant mit Aussenterrasse und Blick auf den Rhein, ein separates öffentliches ­WC ist in die Mauer integriert. 

Die wassernahe Ebene bildet der für Basel typische, nicht hochwassersichere Bermenweg. Rheinschwimmerausstiege und Duschen bieten ein attraktives Sommerangebot. Die neue Rheinuferpromenade wurde als Elsässerrheinweg nach einer Bauzeit von zweieinhalb Jahren am ­23. April 2016 eröffnet.

Am Bau Beteiligte


Auftraggeber
Bau- und Verkehrsdepartement Basel-Stadt

Bauherrenunterstützung
A. Aegerter & Dr. O. Bosshardt AG

Landschaftsarchitektur
Hager Partner AG

Fachplaner
Staubli, Kurath & Partner AG

Magazine

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