Wachsen in der bestehenden Bauzonenfläche
Münchenbuchsee mit beispielhafter Verdichtungsstudie
In der Gemeinde Münchenbuchsee lässt sich Wohnraum für mindestens 500 neue Bewohnerinnen und Bewohner schaffen. 5 % mehr also, ohne dass ein einziger Quadratmeter Land zusätzlich einzuzonen ist, zeigt eine Studie.
Münchenbuchsee, rund 10 Kilometer nordwestlich der Stadt Bern gelegen, hat heute knapp 10'000 Einwohner und will weiter wachsen. Am 21. März wurde daher das Projekt öffentlich vorgestellt, wie die Gemeinde bis ins Jahr 2030 nach innen wachsen will. Die Behörde hat in einem Einladungsverfahren externe Büros beauftragt, das Verdichtungspotenzial abzuschätzen und für das gesamte Gemeindegebiet aufzuzeigen. Der Vorsitzende der Begleitgruppe, Gemeinderat Peter Stucki zeigte sich aufgrund des Resultats zuversichtlich und sagte: «‹Buchsi› kann nun Zeichen setzen, die über die Region hinaus wirken und beachtet werden». Zugleich wurde klar gesagt, dass es sich um eine Potenzialstudie handelt, die zeigt was sein könnte, nicht was sein muss. Die Studie wurde durch die BHP Raumplan AG (Bern), Rykart Architekten (Liebefeld BE) und KPT Umweltplaner GmbH Bern erarbeitet und von Philipp Hubacher und Yvonne Urwyler (BHP Raumplan AG) vorgestellt. Manuel Flückiger, Projektleiter der Abteilung Kantonsplanung beim Kanton Bern würdigte das Vorgehen der Gemeinde Münchenbuchsee zur Mitwirkung der Bevölkerung und Gemeindepräsidentin Elsbeth Maring-Walter hofft mit den übrigen Beteiligten auf zahlreiche Mitwirkungseingaben die bis 2. Mai 2016 eingereicht werden können.
Quartierweises Vorgehen
Eine im Mai 2014 beim Gemeinderat Münchenbuchsee eingereichte Motion «Mehr Nutzung in der bestehenden Bauzone; Potenzialstudie ‹Wachstum nach innen›» hat zum Ziel, ‹quartierweise aufzuzeigen, wo und wie durch bauliche Tätigkeiten innerhalb der Siedlungsgrenzen mehr Wohnraum geschaffen werden kann›. Auch Arbeitszonen seien zu berücksichtigen und Freiflächen aufzuzeigen. In der Begründung steht zu lesen, dass Münchenbuchsee eine attraktive Gemeinde bleiben und steuerlich mit umliegenden Gemeinden mithalten solle. Deshalb sei ein leichtes Wachstum erwünscht, doch solle Münchenbuchsee mit dem kostbaren Gut Boden sorgfältig umgehen.
Qualitätsvolles Wachstum nach innen sei die Antwort auf diese Problematik. Die Motion hält weiter fest, dass in wenigen Jahren die Baulandreserven erschöpft sein dürften. Der Ruf nach zusätzlichem Bauland sei in nächster Zeit absehbar. Doch bevor in Münchenbuchsee weiteres Kulturland und wertvolle Grünflächen verschwinden, gelte es, das vorhandene Potenzial innerhalb der bestehenden Bauzone auszuschöpfen.
Qualitätsvolles Wachstum nach innen ist das Ziel
Innert knapp zwei Jahren ist denn auch die Studie ‹Wachstum nach innen› fertiggestellt worden. An einem Orientierungsanlass für die Öffentlichkeit vom 21. März wurde diese vorgestellt. Die darin enthaltenen Ergebnisse und Empfehlungen sind bis zu Beginn des Monats Mai zur öffentlichen Mitwirkung aufgelegt. In der entsprechenden Mitteilung der Gemeinde wird erklärt, dass obschon Münchenbuchsee bereits bisher haushälterisch mit dem Boden umgegangen ist, bedeutende weitere Verdichtungspotenziale bestehen. Die Gemeinde könne diese gemeinsam mit den Grundeigentümern aktivieren.
Im bestehenden Siedlungsgebiet gebe es ein ortsverträgliches Innenentwicklungspotenzial von rund 150'000 Quadratmetern Geschossfläche, entsprechend einer Bevölkerungszunahme von rund 2’500 Personen. Sofern Münchenbuchsee das Wachstum nach innen mit hoher Priorität fördere, könne ein wesentlicher Teil dieser Verdichtung verwirklicht werden. Bis 2030 sei ohne neue Einzonungen mindestens 5 % mehr Wohnraum für 500 zusätzliche Einwohner möglich. Diese Schätzung berücksichtigt auch die wachsenden Raumbedürfnisse der bisherigen Bevölkerung.
Grosser Nutzen für Ortsplanung
Mit einem qualitätsvollen Wachstum nach innen kann also Münchenbuchsee wertvolles Kulturland vor der Bebauung bewahren. Gleichzeitig lassen sich Ortsbild und Siedlungsqualität stärken. Nach eigener Einschätzung würde die Gemeinde so noch attraktiver. Die Studie hat dies beispielhaft in unterschiedlichen Teilgebieten untersucht. Sie dient auch als Werkzeugkasten und Grundlage für die weitere ortsplanerische Arbeit der Gemeinde. So sind die empfohlenen Massnahmen in den sechs detailliert untersuchten Teilgebieten teils übertragbar auf weitere Teilgebiete und Quartiere. Die Arbeiten werden denn auch durch die kantonale Fachstelle «Siedlungsentwicklung nach innen» unterstützt.
Reger Gedankenaustausch an der Informationsveranstaltung
Die Präsentation der Potenzialstudie im Kirchgemeindehaus Münchenbuchsee war mit über 150 Anwesenden gut besucht. Entsprechend entspann sich eine rege und sachbezogene Diskussion. Wie kaum anders zu erwarten wurden nebst detaillierten Fragen zu einzelnen Details auch generelle Befürchtungen laut. Inwiefern sind bestehende Gebäude für Aufstockungen geeignet, wurde etwa gefragt. Und ist die bestehende Infrastruktur diesem Wachstum nach innen gewachsen, werden Bauabstände in Zukunft verkleinert usw.? Bezüglich dem Erscheinungsbild der Ortschaft wurde klar ausgedrückt, dass durch An- und Aufbauten (Aufstockungen), Erweiterungen und auch Ersatzneubauten die Identität des Orts nicht geschwächt werden soll. Prägende Bauten und Fassaden, die Identität stiften, sollen erhalten bleiben. ‹Buchsi› will wachsen und seinen Charakter bewahren.