Walliser Holzbaukultur
Editorial TEC21 31/2022
Die traditionellen Oberwalliser und Gommer Häuser – Referenzobjekte des dreijährigen Projekts «VetaNova» der Fachhochschule Bern – sehen je nach funktionalem Typus unterschiedlich aus: Einige der zumeist denkmalgeschützten umgebauten Ökonomiegebäude folgen im Innern einem modernen Formenkanon und verleiben sich mit Ausblicken über neue raumhohe Fenster auf Dorf und Kirche oder auf Felsflanken und Obstbäume ein Stück ländliche Bergidylle ein. Andere, meist alte Wohnhäuser, wurden nur sanft und integrativ instand gesetzt. Gemeinsam ist ihnen, dass sie komfortabel beheizt sind und dass Bäder und Küchen heutige Ansprüche erfüllen.
Doch so selbstverständlich die umgebauten Beispiele wirken, so kompliziert ist die Ausgangslage: Einerseits sind die teils jahrhundertealten Häuser Kulturgüter und mit bis zu fünf Stockwerken ohne Leim und Schrauben Lehrstücke für den modernen Holzbau. Andererseits sind die Innenräume für heutige Verhältnisse zu dunkel, zu schlecht isoliert, oder die Bauten stehen in engen Dorfkernen mit wenig Privatsphäre.
Dass viele Bewohnerinnen und Bewohner die Häuser verlassen, gefährdet ihren Bestand. Die erarbeiteten Leitfäden – darunter zu Gestaltung, Brand- und Erdbebenschutz, Bewilligungsprozessen – sowie die Referenzhäuser eröffnen nun Hilfestellungen, die das Umbauen einfacher und günstiger machen. Die Architektur abzustimmen ist das eine. Doch auch Handwerk, Landwirtschaft, Tourismus und Dienstleistung müssen in den Kanon einstimmen, damit Tradition in einen umfassenden Kontext eingebettet wird, breit abgestützt ist und auch in Zukunft lebendig bleibt.
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