Widerstandsfähigere Bauteile gegen grössere Hagelgefährdung
Die Häufung von Hagelschlägen mit grösseren Körnern erfordert eine Revision des Kapitels «Hagel» der Norm SIA 261/1 «Einwirkung auf Tragwerke – Ergänzende Festlegungen». Die Revision zielt darauf ab, vereinfacht und risikobasiert eine nachhaltige Bauweise zu fördern.
Hagel richtet in der Schweiz hohe Schäden an Gebäuden an: In den letzten 20 Jahren im Schnitt über 100 Millionen CHF pro Jahr. Gerade bei Bauteilen an der Gebäudehülle kann es zu erheblichen Schäden durch Hagelkörner kommen, wenn die Materialien keinen ausreichenden Hagelwiderstand aufweisen. Die Folgen beschränken sich teils auf ästhetische Einschränkungen. Teils werden Bauteile in ihrer Funktion beeinträchtigt, zum Beispiel sind sie nicht mehr wasserdicht oder die Mechanik funktioniert nicht mehr. In der Folge kann es auch im Inneren des Gebäudes zu Schäden kommen, wenn Regen eintreten kann. Wenn Bauteile ersetzt werden müssen, verursacht dies hohe Kosten und bedeutet einen Verschleiss von Ressourcen. Daher sollten Bauteile an die Hagelgefährdung angepasst sein. In den letzten Jahrzehnten hat es stärker gehagelt als bisher in den Normen angenommen wurde. Dies zeigt die Analyse des Bundesamtes für Meteorologie und Klimatologie MeteoSchweiz, welche die Hagelkorngrössen der letzten 20 Jahre analysiert hat. Die Häufigkeit grösserer Hagelkörner ist höher als bisher angenommen.
Risikobasiert hagelsicher und nachhaltig
Um Hagelschäden zu vermeiden, hat eine Arbeitsgruppe der Normenkommission SIA 261 einen Vorschlag erarbeitet, wie Gebäude widerstandsfähiger gegen grosse Hagelkörner gebaut werden können. Eine wichtige Rolle spielen dabei Bauteile mit einem höheren Hagelwiderstand. Da solche Bauteile nach Hagelereignissen seltener ausgetauscht werden, sind diese nicht nur sicherer und nachhaltiger, sondern auf lange Sicht auch wirtschaftlicher. Die Arbeitsgruppe hat sich dabei an den Empfehlungen der nationalen Plattform Naturgefahren, PLANAT 2018, orientiert:
Die Massnahmen sollen angemessen sein, das verbleidende Risiko tragbar und auch die verschiedenen Interessen der Akteure im Bauprozess, wie Planende, Versicherungen und Herstellern, berücksichtigen. Für die Erarbeitung des Vorschlags, war der Arbeitsgruppe die ausgewogene Betrachtung aller Faktoren wichtig, um sowohl die technologische Entwicklung als auch die Risikominimierung und die einfache Handhabung zu fördern.
Was heisst das für Planerinnen und Planer?
Die Hagelzonenkarte in der Norm ermöglicht Planenden, angepasst an die jeweilige Region einfach zu planen, da sich die Gefährdung von Hagel von Region zu Region unterscheidet. Planende und Bauherren können von den Standardanforderungen in beide Richtungen abweichen, wenn mögliche Schäden akzeptierbar sind oder wenn höhere Ansprüche bestehen. Planerinnen und Planer stehen vor der Herausforderung, sich auf die durch den Klimawandel verstärkt auftretenden Hagelschläge einzustellen. Risikobewusstes Denken und Handeln sind unerlässlich, um die Sicherheit und Langlebigkeit der Bauwerke zu gewährleisten. Dabei ist es wichtig, Ressourcen effizient einzusetzen und Entscheidungen zu treffen, die wirtschaftlich sinnvoll sind und gleichzeitig die ökologische und soziale Verantwortung der Bau- und Planungsbranche widerspiegeln.
Stellungnahmen zur Vernehmlassung der Norm SIA 261/1 Einwirkung auf Tragwerke – Ergänzende Festlegungen, Kapitel 9 Hagel und Anhang G Hagelzonenkarte sind bis zum 12. Juli 2024 möglich.
Hintergrundinformationen zur Überarbeitung (nicht Teil der Vernehmlassung) finden sich im Dokument «Anpassung SIA 261/1 Kapitel Hagel / Herleitung».
-> Herleitung Dokument Anpassung SIA 261/1 Kapitel Hagel / Herleitung unter Downlaods
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