Wie geht es wei­ter im SIA?

Der Rücktritt des SIA-Präsidenten Peter Dransfeld im Dezember 2022 kam überraschend. Auf die offizielle Mitteilung folgte ein offener Brief, der mehr Transparenz fordert. Die gesamtgesellschaftliche Frage nach angemessenen Organisations- und Führungsstrukturen beschäftigt auch den SIA.

Publikationsdatum
25-01-2023

Mitte Dezember 2022 kam die Nachricht, SIA-Präsident Peter Dransfeld trete per sofort von seinem Amt zurück. Er habe den Entscheid «in Übereinkunft mit den beiden Vizepräsidenten Alain Oulevey und Urs Rieder sowie der Geschäftsleitung gefällt», so die Medienmitteilung des SIA. Grund für den Rücktritt seien unterschiedliche Führungsauffassungen, doch die Trennung erfolge respektvoll und in gegenseitigem Einvernehmen: «Gemeinsam ist vieles für den SIA, seine Werte und Ziele erreicht worden.» Der Verein würdigt Peter Dransfeld als «erfolgreichen Brückenbauer» und dankt ihm.

Weitere Informationen zum Geschehenen sind nicht erhältlich. Zum weiteren Vorgehen dagegen schon: Die beiden Vizepräsidenten führen den Verein als Co-Leitung interimistisch weiter, während der Vorstand zusammen mit weiteren SIA-Gremien die Nachfolgeregelung angeht, um an der Delegiertenversammlung im April 2024 eine neue Präsidentin oder einen neuen Prä­sidenten zur Wahl vorschlagen zu können.

Eine Reaktion auf die Me­dienmitteilung war ein offener Brief, in dem mehrere Präsidenten von SIA-Kommissionen Transparenz über die Ursachen des Rücktritts fordern. Weiter verlangen sie die Wiedereinsetzung von Peter Dransfeld, eine Anpassung der Führungsstrukturen des SIA und den Bericht einer Geschäftsprüfungskommission zuhanden der Delegiertenversammlung SIA, die Dransfeld 2021 einstimmig als Präsidenten gewählt hatte.

Wie ist all das einzuordnen? Ein solcher Rücktritt fällt keiner der beteiligten Parteien leicht. Da jedoch über die «unterschiedlichen Führungsauffassungen» Stillschweigen herrscht, kann man darüber nur spekulieren. Das wollen wir hier nicht tun. Dennoch lohnt es sich, genau hinzuschauen. Der offene Brief steht beispielhaft für gesamtgesellschaftliche Entwicklungen, die in verschiedenen Lebensbereichen zu beobachten sind und die nun auch die Berufsverbände erreicht haben: der Ruf nach Transparenz sowie die Suche nach geeigneten Organisations- und Führungsstrukturen.

Für einen Verein von Berufsleuten wie den SIA stellt sich die Frage nach Entscheidungswegen, Beteiligung, Transparenz und Kommunikation in ganz spezifischer Weise. Einerseits besteht die Stärke des SIA im fachlichen Engagement vieler Mitglieder, die in teilweise jahrelanger ehrenamtlicher Mitarbeit wichtige Inhalte erstellen, zum Beispiel für Normen und Ordnungen; dies sorgt für Identifikation, Praxisnähe und Akzeptanz.

Anderseits hat der SIA die Aufgabe, als Berufsverband die Interessen der Planerinnen und Planer gegenüber Politik, Behörden und Öffentlichkeit zu vertreten, was wiederum eine handlungsfähige Führung voraussetzt. Vor diesem Hintergrund stellen sich konkrete Fragen: Wie will der SIA in Zukunft mit diesem Spagat zwischen breiter Partizipation und Führung umgehen? Welche Strukturen braucht er, um seine strategischen Ziele – die unabhängig von den aktuellen Turbulenzen unbestritten sind – effektiv durchzusetzen? Wie und wann wird er diese Strukturen schaffen?

In den nächsten Wochen treffen wir die beiden Ad-Interim-Präsidenten und den Geschäftsführer, um sie zu diesen Themen zu befragen – und werden die Videos mit den Interviews zeitnah auf espazium.ch veröffentlichen.

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