«Wir ge­hen ein­fach ei­ni­ge Schrit­te wei­ter»

Der Verein The Branch Do Tank versammelt Firmen aus dem ganzen Lebenszyklus von Bauten. Sie erproben eine Zusammenarbeit, die nicht auf der Abgrenzung von Phasen basiert, sondern auf integrierten Prozessen. Co-Präsident Markus Mettler berichtet, warum sich die Beteiligten für diesen Wandel einsetzen – und was sie in der Praxis davon haben.

Publikationsdatum
14-04-2021


TEC21: Herr Mettler, im Vorstand von The Branch engagieren sich Akteure aus allen Bereichen der Bauwirtschaft, von Investoren über Planende und ausführende Firmen bis hin zur Nutzung. Der Verein fordert integrierte Planungs-, Bau-­ und Bewirtschaftungspro­zesse – im Gegensatz zu den heutigen, sequenziell organisierten Planungs- und Bauphasen. Warum ist der neue Ansatz nötig?

Markus Mettler: Die Baubranche ist stark fragmentiert, die meisten Firmen haben nur wenige Mitarbeitende. Und sie ist in Silos organisiert, in Fachverbänden, die sich gegeneinander abgrenzen. Die heutigen Planungs- und Bauprozesse sind ein Abbild dieser Abwehrhaltung. Zwischen Planung und Ausführung zum Beispiel hat sich eine Barriere etabliert, die so undurchlässig ist, dass ausführende Unternehmen oft erst beim Devis zum ersten Mal mit dem Projekt in Berührung kommen. Das heisst, ein wichtiger Teil der Branche hat keine Möglichkeit, sich zu einem sinnvollen Zeitpunkt in die Planung einzubringen. Umgekehrt fehlt dort das entsprechende Know-how. Beides geht zulasten des Projekts. Das sind verpasste Chancen. Die Folge ist, dass die Produktivität der Planungs- und Baubranche – im Gegensatz zu fast allen anderen Sektoren – trotz technologischem Fortschritt seit Jahrzehnten stagniert. Vor allem aber kann die Planungs- und Baubranche so, wie sie jetzt aufgestellt ist, keinen sinnvollen Beitrag zur Lösung wichtiger gesellschafts-, klima- und energiepoli­tischer Aufgaben leisten.


TEC21: Warum nicht?

Markus Mettler: Weil man ganzheitliche Themen von Anfang an interdisziplinär angehen muss. Bei der Kreislaufwirtschaft zum Beispiel geht es unter anderem darum, den gesamten Lebenszyklus der verwendeten Materialien, Produkte und Bauteile zu berücksichtigen. Das klappt nur, wenn die Hersteller und die Unternehmer, die sie liefern und einbauen sollen, ihr Know-how schon in der konzeptionellen Phase einbringen können; ebenso braucht es das Wissen aus Nutzung, Bewirtschaftung und Unterhalt. Eine solche Überlappung der Planungs-, Ausführungs- und Nutzungsphasen sieht das heutige SIA-Phasenmodell nicht vor. So nützlich dieses Modell lang war – unsere Zeit ruft nach anderen Prozessen und einer anderen Kultur der Zusammenarbeit. Dass diese neue Kultur gemeinsam entwickelt werden muss, liegt auf der Hand. Keine einzelne Disziplin wäre dazu fähig oder legitimiert. Aus dieser Einsicht heraus haben wir den Verein The Branch Do Tank gegründet: Er versammelt Firmen, die zusammen den ganzen Lebenszyklus des Gebäudes vertreten, und bildet alle Interessen ab. Wir erproben integrierte Prozesse, die die ganze Branche einbinden. Dabei sehen wir uns nicht als Thinktank, sondern als «Do Tank»: Wir probieren aus und lernen aus unseren Erfahrungen.


TEC21: Dabei setzt The Branch stark auf digitale Tools.

Markus Mettler: Ja, weil sie sich für diese offene, kommunikative Zusammenarbeit eignen. Am digitalen Zwilling arbeiten alle gemeinsam, er erlaubt die gewünschte Durchgängigkeit der Daten über alle Phasen hinweg. Allerdings muss man diese Transparenz auch wollen! Dass die digitale Transformation der Baubranche so schleppend vorankommt, hat nicht mit fehlenden technischen Lösungen zu tun, sondern mit dem Festhalten an überkommenen Prozessen. Die heute erhältlichen Technolo­gien sind der gängigen Schweizer Praxis um mindestens zehn Jahre voraus. Über IT-Lösungen müssen wir nicht mehr diskutieren, die sind schon da. Aber man muss sie richtig anwenden, sonst kann man es gleich sein lassen. Wenn man ungeeignete analoge Prozesse digitalisiert, bekommt man genauso ungeeignete digitale Prozesse.


TEC21: Im Gegensatz etwa zu angelsächsischen Ländern, wo Architekturschaffende vor allem als Gestalter wirken, sind Schweizer Planer und Planerinnen stolz auf ihre Kompetenz in Konstruktion und Ausführung. Viele befürchten, den Lead über ihre Projekte zu verlieren. Sie haben Bedenken in Bezug auf die Qualität, aber auch ganz handfeste Existenzängste – wegen der nötigen Investitionen und in Bezug auf die Honorare. Auch die ausführenden Firmen sind längst nicht alle begeistert …

Markus Mettler: Deswegen will The Branch den Nutzen der integrierten Pro­zesse konkret anhand realer Projekte aufzeigen. Um am Markt etwas zu ändern, müssen wir andere zum Mitmachen motivieren. Das geht nur, wenn die Chancen offensichtlich sind. Aber klar, jede Transformation birgt auch Risiken, und der Mensch ist von Natur aus skeptisch gegenüber Veränderungen. Darum arbeiten wir als Gruppe zusammen, um das Silodenken zu durchbrechen. Wobei ich betonen muss, dass so ziemlich die ganze Branche unseren Ansatz eigentlich logisch findet. Das Thema ist mittlerweile akzeptiert. Es ist noch nicht so lang her, da konzentrierte sich jeder Berufsverband ausschliesslich auf die Besitzstandswahrung der eigenen Mitglieder. Das hat sich gewandelt, zum Beispiel versammelt bauenschweiz als Dachorganisation die ganze Immobilien- und Baubranche. Die Gesprächsbereitschaft ist gestiegen. Wir gehen einfach noch einige Schritte weiter – aber das ist nur konsequent.


TEC21: Sie erproben neue Geschäfts­modelle. Dass es dabei Gewinner und Verlierer gibt, liegt auf der Hand.

Markus Mettler: Ja, aber das werden nicht bestimmte Berufsgattungen sein. Auch in Zukunft wird es alle brauchen – Bauherrschaften, Architekten, Ingenieurinnen, Ausführende, Facility-Manager etc. Es geht ja gerade darum, dass alle ihre Kompetenz optimal ins Projekt einbringen können. Was es hingegen wirklich nicht braucht, ist dieses Silodenken. Ich bin überzeugt, dass es in allen Silos Gewinner und Verlierer geben wird. Wer die Chance packt und sich auf die neue Kultur einlässt, wird gewinnen, über alle Berufsgattungen hinweg, weil die Ergebnisse besser sind: ökologischere, effizientere, besser konstruierte, günstigere Bauten. Und wer auf veralteten Modellen beharrt, wird eben verlieren. Abgesehen davon ist es ja nicht so, dass die Berufsverbände die Haltung aller ihrer Mitglieder vertreten, wenn sie bestehende Geschäftsmodelle verteidigen. In jedem Verband gibt es progressive und konser­vative Kräfte.


TEC21: Eine neue Kultur der Zusammenarbeit und neue Prozesse haben Folgen für die Zuständigkeiten. Das gefährdet etablierte Honorarmodelle.

Markus Mettler: Ja, aber sind die überhaupt sinnvoll? Ein Beispiel: Heute ist das Honorar der Planerinnen und Planer, aber auch der Ausführenden von der Baumasse abhängig; es gibt null ökonomischen Anreiz dafür, ressourcenschonende Bauten zu erstellen, die mit weniger Material auskommen. Wollen wir das wirklich? Wollen wir für die verbaute Masse bezahlt werden oder für die intelligenteste Lösung? Es braucht dringend einen Paradigmenwechsel. Das Ziel muss doch sein, dass das Projekt im Mittelpunkt steht und alle Disziplinen so im Prozess integriert sind, dass sie zum richtigen Zeitpunkt ihre beste Per­-
formance beitragen. Das tun sie natürlich nur, wenn der Lohn stimmt. Gute Leistungen gehören gut honoriert, wir sind schliesslich alle Unternehmer. Am Ende gibt es einen Mehrwert für alle: die Beteiligten, die ihre Kompetenz einbringen, die Bauherrschaft, die ein besseres Projekt bekommt, und die Gesellschaft als Ganzes. Wie gesagt, die Baubranche kann übergeordnete Ziele wie die Kreislaufwirtschaft oder die Senkung des CO2-Fussabdrucks nur dann erreichen, wenn alle ihr Bestes geben.


TEC21: Eine offene Zusammenarbeit und die Durchgängigkeit der Daten setzen Transparenz voraus. Ist die Branche bereit dafür?

Markus Mettler: Die ganze Branche noch nicht, nein. Das Geschäftsmodell vieler Firmen basiert heute auf Intransparenz. Der Besteller weiss zum Beispiel nicht genau, was sich hinter Honorar- und TU-Modellen mit Pauschale verbirgt: Was ist der Anteil an Material, an Leistung, woher kommen die Materialien? Bei mancher Firma ist es zudem Teil des Geschäftsmodells, Widersprüche in die Vertragsbeilagen einzuschleusen, um Zusatzforderungen stellen zu können. Mit einem digitalen Zwilling dagegen ist die Transparenz total. Alle Beteiligten wissen, wer welchen Mehrwert einbringt – an Komfort, an Qualität, an Identität, an Energieeffizienz, an CO2-Reduk­tion etc. Der Besteller kann nachvollziehen, wie die Kosten und Preise zustande kommen und was er dafür erhält. Das ist absolut legitim, er ist der Kunde, und es geht um viel Geld. Das schafft Vertrauen. Natürlich wollen wir alle verdienen. Und das werden wir auch, mehr als bisher, davon bin ich überzeugt, wenn wir dem Kunden einen Mehrwert bieten.


TEC21: Wenn alle am Ende mehr davon haben, warum setzt sich das neue Modell nicht automatisch durch?

Markus Mettler: Es wird sich automatisch durchsetzen. Sobald eine kritische Masse der Baubranche mitmacht, gibt es kein Zurück. Konservative Firmen werden vom Markt verschwinden. Die Integration der Prozesse ist ebenso unumkehrbar wie die digitale Transformation. Die Zukunft gehört der Trans­parenz, einer neuen Kultur der Offenheit und Kooperation, die sich die Möglichkeiten der Digitalisierung zunutze macht. Fachleute werden sich auf wert- und innovationsorientierte Aufgaben konzentrieren, während Computer und Roboter einfache und repetitive Aufgaben übernehmen. Das ist eine ungeheure Chance, die Baubranche produktiver, innovativer und kompetitiver zu machen und ihr endlich die gesellschaftliche und politische Bedeutung zu sichern, die ihr zukommt. Wir können aus dieser trägen Maschine ein Schnellboot machen, und erst noch ein ressourcenschonendes.


TEC21: Die Mitglieder von The Branch sind dabei, diese Art der Zusammen­arbeit zu erproben. Wie schaffen sie es, alte Reflexe zu überwinden und das nötige Vertrauen aufzubauen? Immerhin soll ein Kuchen neu verteilt werden …

Markus Mettler: Die Reflexe stammen aus den Silos, sie sollen das eigene Geschäftsmodell gegen die schwarzen Schafe des anderen Silos verteidigen. Tatsächlich gibt es schwarze Schafe. Doch die Mitglieder von The Branch kennen sich zum Teil lang, arbeiten gut zusammen, vertrauen einander. Es ist wie ein Ökosystem, in dem wir gemeinsam den nächsten Schritt wagen. Vor einigen Jahren sagten alle, die Schnittstelle zwischen Planung und Ausführung aufzuheben sei unmöglich. Wir beweisen, dass es doch möglich ist – nicht, indem wir eine neue Kultur herbeireden, sondern indem wir sie in der Praxis vorleben.


TEC21: Welchen Beitrag leisten Sie dabei als CEO von Halter?

Markus Mettler: Halter arbeitet seit Jahren auf integrierte Prozesse hin. Die digitale Strategie der Firma zielte schon 2015 auf die Integration von Planung und Ausführung. Als Entwickler sind wir natürlich in einer guten Position, weil wir die Prozesse selbst definieren und die Ausführung viel früher einbringen können. Auch als TU orches­trieren wir das BIM-Modell selber, was uns die Möglichkeit gibt, gemeinsam mit Partnerunternehmen ein Werkgruppenmodell zu implementieren.


TEC21: Wie läuft das konkret ab?

Markus Mettler: Am Anfang des Projekts gibt es eine funktionale Ausschreibung – mit klaren Zielvor­gaben, was das Projekt leisten soll, aber noch ohne Devis; die Unternehmen reichen ein, eines wird ausgewählt, und wir einigen uns auf einen Richtpreis. Erst dann beginnt das Partnerunternehmen – zum Beispiel der Fassadenplaner – zu projektieren; anschliessend wird aufgrund des konkreten Projekts der Auftrag erteilt. Davon profitieren alle: Es geht schneller, das Klima in den Baubüros und auf der Baustelle ist viel angenehmer, das Leben ist einfacher. Natürlich ist beim ersten Mal ein Risiko dabei, wenn man einer Firma ohne Devis einen Auftrag erteilt. Aber wenn sie uns über den Tisch zieht, war sie eben das letzte Mal dabei. Das halten wir aus, das ist ein Vorteil unserer Grösse. Nach den ersten Versuchen sahen alle Planerinnen und Planer, dass es auch für sie Vorteile gibt: Die Qualität ist besser und ihre Gewinnmarge auch. Dann ist die Frage nicht mehr: Wer bezahlt meinen Aufwand, wenn ich mit BIM arbeite? Sondern: Was ist der Nutzen? Bisher haben wir rund 20 Projekte so realisiert.


TEC21: Ein Auftrag ohne Devis heisst, dass man sich zuerst über das Ziel einigt und erst dann den Weg definiert.

Markus Mettler: Ja, und dieses Prinzip gilt nicht nur bei der Auftragserteilung. Es beginnt beim Besteller, der die Kompetenz haben muss, eine Vision zu entwickeln, seine Bedürfnisse zu benennen – er ist der Kunde, und die Bauindustrie soll ihm Lösungen anbieten. Der digitale Wettbewerb, mit dem Halter ebenfalls erste Erfahrungen gesammelt hat, erweist sich dabei als sehr hilfreich: Die Entwurfsteams geben die Projekte als digitale Modelle ab, und die Jury entscheidet im «decision room», wo die entsprechende digitale Infrastruktur zur Verfügung steht – das ist transparenter und rationaler als eine klassische Jurysitzung.


TEC21: Bezieht sich der Begriff «digitaler Wettbewerb» demnach nur auf das Abgabeformat – und nicht auf die Projektierung? Es gibt ja mittlerweile digitale Entwurfs­tools, das sogenannte «generative design».

Markus Mettler: «Generative design» ist für uns kein Thema. Unser digitaler Wettbewerb ist eine Projektstudie mit Planungsbüros, die aber nicht auf Papier und in Styropor, sondern im virtuellen Raum stattfindet. Amazon und Google haben mit digitalen Entwurfstools vorkonfektionierte Fabriken gebaut, das stimmt. Aber das sind Pilotprojekte für bestimmte funktionale Anforderungen, das echte Leben ist unendlich komplexer. In einem städtebaulichen Kontext geht es um Menschen und ihre vielfältigen Bedürfnisse. Künstliche Intelligenz wäre hoffnungslos überfordert, und es dauert noch einige Jahrzehnte, bis sie vielleicht mithalten kann.


TEC21: Und warum kann die Jury transparenter und rationaler entscheiden, wenn die Wettbewerbsabgabe ein digitales Modell ist?

Markus Mettler: Klassische perspektivische Darstellungen zeigen nur jene Ansichten, die die Projektverfassenden hervorheben wollen. Am digitalen Modell dagegen kann die Jury den Entwurf von allen Seiten betrachten. Und sie kann die Erfüllung der vorge­gebenen Ziele überprüfen, weil sich alles leicht simulieren lässt, ökonomische oder ökologische Aspekte, das Mikroklima, die Windsituation, die Verkehrsflüsse, der Energiekonsum etc. Erst wenn die grundlegenden Entscheide gefällt sind, folgt die weitere Projektbearbeitung. Ein solches stufenweises Vorgehen wünsche ich mir auch für die Baubewilligung.


TEC21: Eine stufenweise Baubewilligung?

Markus Mettler: Ja. Heute umfasst das Baubewilligungsgesuch alle möglichen Informationen, vom Städtebau bis hin zu technischen Einzelheiten. Ein solcher Detaillierungsgrad bringt nichts auf dieser Stufe; er generiert nur zusätzliche Arbeit, die das Projekt verteuert, weil man in vielen Fällen die Details später doch neu planen muss. Diesen Aufwand könnten wir uns sparen. Meine Vorstellung ist: In der ersten Stufe der Bau­bewilligung geht es nur um die Architektur und die Nutzung, d. h. um die Interaktion des Projekts mit dem städtebaulichen Kontext, die sich im digitalen Modell gut überprüfen lässt. Erst wenn die übergeordneten Ziele erfüllt sind und dieser Projektstand bewilligt ist, beginnt das konkrete Engineering im digitalen Zwilling. Der Nachweis für technische Fragen wie Brandschutz, Lärmschutz etc. erfolgt für die zweite Bewilligungsstufe. Dann wird gebaut.


TEC21: Am 1. Januar 2021 traten das revidierte Bundesgesetz über das öffentliche Beschaffungswesen BöB und die dazu gehörende Verordnung in Kraft. Unter den neuen Zuschlagskriterien finden sich auch Nachhaltigkeit, Kreativität und Innovationsgehalt. Ist das ein Paradigmenwechsel hin zu mehr Qualitätswettbewerb?

Markus Mettler: Schon vor der BöB-Revi­sion hatten öffentliche Auftrag­geber die Möglichkeit, Nachhaltigkeit und Innovation zu fördern. Entscheidend war die konkrete Vergabe­kultur, die gelebte Praxis – und das wird auch in Zukunft so bleiben. Eine Ausschreibung, die sich die Vorteile der integrierten Planung zunutze macht, ist mit heutigen ­Gesetzen möglich. Es geht ja nicht darum, den Markt auszuhebeln. Die Mitglieder von The Branch sind markt- und wettbewerbsorientiert. Der springende Punkt ist, dass man übergeordnete politische und gesellschaftliche Ziele wie den Klimaschutz nur mit der Wirtschaft erreichen kann und nicht gegen sie. Wichtig ist, dass die öffentliche Hand als Auftraggeberin die Ziele klar vorgibt und nicht den Weg, wie man diesen erreichen soll: Nur so gibt es einen echten Anreiz für innovative Lösungen.


TEC21: Also auch hier eine funktionale Ausschreibung?

Markus Mettler: Unbedingt! Hauptsache, der Auftraggeber bekommt das Projekt, das seine Ziele am besten umsetzt oder gar übertrifft; mit welchen Mitteln die Bauwirtschaft das hinkriegt, gehört zur unternehmerischen Verantwortung der Wettbewerbsteilnehmenden, natürlich innerhalb des geltenden gesetzlichen Rahmens. Die Ausschreibung, die Submission soll sich auf das Was beziehen, nicht auf das Wie. So hat der Auftrag­geber die höchste Sicherheit. Auch Planerinnen und Planer profitieren: Ein Profil als innovatives Büro, das nachhaltige Lösungen findet, bringt ihnen mehr, als wenn sie jedes Ausführungsdetail selbst zeichnen.


TEC21: Und wie kommt die Idee von The Branch an?

Markus Mettler: Sehr gut. Wir sind nicht mehr in der Pionierphase wie vor drei Jahren, als wir noch arg­wöhnisch beäugt wurden. Die skeptischen Stimmen sind leiser geworden, weil letztlich allen einleuchtet, dass es nicht anders geht. Praktisch jeden Tag gibt es Neuanmeldungen, innert kürzester Zeit hatten wir 180 Mitglieder. Die Branche ist aufgewacht – und Zmorge ge­gessen hat sie auch schon.

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