Architekturkreuzfahrt 2016: Toulon, Les Sablettes und Bandol
Am zweiten Tag unserer Architekturkreuzfahrt widmeten wir uns einer Hafenfront und zwei Ferienanlagen, die unterschiedlicher nicht sein könnten.
Nach der ersten Nacht an Bord erwachten wir in der Bucht von Saint-Tropez. Einige Reisende gingen gleich auf Deck, um in Liegestühlen den Tag zu geniessen; die meisten zogen es vor, mit den Tenderbooten an Land zu fahren. Wer in Saint-Tropez bleiben wollte, konnte dies tun. Die Architekturreisenden erwartete indes ein dichtes Programm. Vorerst besichtigten wir die «Frontale du Port» von Jean de Mailly in Toulon. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Front des Hafens, der damals wie heute militärischen Zwecken diente, zerstört. Der Wiederaufbau erfolgte weder als Rekonstruktion noch in einer radikal modernen Architektursprache: Die in den 1950er-Jahren erstellten Zeilenbauten aus vorfabrizierten Betonelementen heben sich zwar von der Blockstruktur der historischen Stadt ab, doch ihre feingliedrigen Fassaden und ihre Farbigkeit verbinden sie mit dem Bestand.
Im Dorf Les Sablettes folgte unsere erste Begegnung mit dem Werk Fernand Pouillons. Er baute das im Krieg zerstörte Dorf mit günstigen Materialien wie Stein aus den Trümmern von Toulon, Holz und Ziegeln wieder auf; befreundete Künstler bestückten es mit Brunnen und Kunstwerken. Besonders eindrucksvoll sind die filigranen Ziegelsteingewölbe, deren Nachfahren im Geiste uns dieses Jahr auch an der Architekturbiennale Venedig begegnet sind.
Die letzte Station bildete Bandol, eine 1963–1973 von Jean Dubuisson erbaute Ferienanlage: zwei lange, orthogonal zueinander stehende Zeilen in einem Pinienpark, auf das Meer und den eigenen Hafen hin orientiert. Im Gegensatz zum bescheiden-raffinierten Dorf Les Sablettes ist der Eingriff hier gross, fast brutal; doch er ist stimmig, und die meisterhafte Einfügung in die Topografie belegt, was gute Architektur vermag, um eine Landschaft aufzuwerten.