«Das 3Land als La­bor für Eu­ropa»

Grenzüberschreitende Zusammenarbeit

Politische Vertreter der beteiligten Kommunen sprechen über ihre ­Zusammenarbeit im Stadtplanungsprojekt «3Land» und darüber, was die Region am Rheinknie weiterbringt.

Date de publication
23-10-2019

TEC21: Das Projekt «3Land» ist das grösste trinationale Stadtplanungsprojekt in Europa. Was konnten Sie in den vergangenen zehn Jahren für die Bevölkerung erreichen?

Jean-Marc Deichtmann: Kritiker werfen uns vor, es gäbe zwar gemeinsame Ideen, aber nichts Konkretes. Wir haben vor rund elf Jahren die Dreiländerbrücke zwischen Huningue und Weil-Friedlingen eröffnet. Heute wird sie von rund 1.4 Millionen Menschen pro Jahr benutzt, das sind doppelt so viele wie ursprünglich veranschlagt.

Hans-Peter Wessels: Die Tramlinien 8 und 3 wurden in den letzten Jahren über die Grenze nach St. Louis und Weil am Rhein verlängert und sind ebenfalls stark frequentiert. Die Fussgänger-Rad-Verbindung zwischen Basel St. Johann und Huningue entlang des Rheins ist bereits erstellt und durchgehend geöffnet.

Wolfgang Dietz: Die in der trinationalen Verkehrsstudie thematisierte Rheinbrücke zwischen Frankreich und Basel würde der Region einen weiteren Schub geben. Die Politik bildet die Lebensrealität der Leute ab und entwickelt sie weiter.

TEC21: Bei einem grenzüberschreitenden Projekt in dieser Grösse sind zahlreiche Personen und Institutionen beteiligt. Wie haben Sie als direkt Betroffene einen praktikablen Weg gefunden, damit umzugehen?

Hans-Peter Wessels: Wir kennen uns schon länger und respektieren die politischen Gegebenheiten des anderen. Wir alle haben eine andere Geschichte, eine andere Kultur oder unterschiedliche Wirtschaftsstrukturen. Aber wir vertrauen auf die gemeinsamen Interessen.

Wolfgang Dietz: Für Weil am Rhein und Lörrach war lange Zeit Konstanz das Oberzentrum. In unserer Landeshauptstadt Stuttgart ging man also tatsächlich davon aus, dass wir an den Bodensee ins Theater fahren. Das hat mit der Realität nichts zu tun. Wir schauen vor Ort, wo die Trampelpfade sind. Inzwischen heisst das gemeimsame Oberzentrum Lörrach – Weil am Rhein zusammen mit Basel.

Jean-Marc Deichtmann: Frankreich ist zentralisiert. In Paris fehlt das Bewusstsein, dass es südlich von Mulhouse noch etwas gibt. Wir arbeiten natürlich auch mit Mulhouse zusammen, aber unsere Hauptstadt ist die Agglomeration Basel. Wir brauchen die Zusammenarbeit mit Basel für unsere eigene Entwicklung. Es ist eine unglaubliche Chance, an diesem Ort zu wohnen.

Hans-Peter Wessels: Das Agglomerationsprogramm Basel umfasst auch die angrenzenden deutschen und französischen Gebiete. Die funktionale Stadt ist trinational. Das Aggloprogramm hat geholfen, die trinationale Region zusammenzubringen.

Die ausführliche Version dieses Interviews ist erschienen in TEC21 43/2019 «Dreiländereck: Vorboten des Wandels».

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