Fe­lix-Plat­ter-Spi­tal: Weit­blick bis ins De­tail

Das Felix-Platter-Spital in Basel ist das erste Krankenhaus in der Schweiz, das mit BIM gebaut wurde. Der Weg vom Wettbewerbsgewinn 2015 bis zur ­Inbetriebnahme im Februar 2019 im Zeitraffer.

Date de publication
07-11-2019

Als Felix Platter, der Namensgeber für das auf universitäre Altersmedizin spezialisierte Spital, im 16. Jahrhundert wirkte, war die Welt schon einmal im Umbruch. Humanistische Ideale rückten in den Vordergrund; in den Wissenschaften, der Medizin, aber auch der Kunst wurden Traditionen hinterfragt und neue Wege eingeschlagen. Nicht in diesem Umfang, aber zumindest als ebenso visionär galt 2012 die Idee der Verantwortlichen des Felix-Platter-­Spitals, federführend von Jean Luc Perrin (†), diplomierter Spitalmanager, Ingenieur und damals verantwortlicher interner Projektleiter für das Bauvorhaben, einen Neubau auf dem eigenen Gelände in relativ kurzer Zeit zu erstellen und dazu noch die bis anhin in der Schweiz relativ unbekannte Methode Building Information ­Modelling als Tool vom Wettbewerb bis in den Betrieb zur Vorgabe zu machen. Unzufrieden mit der bis dato teils händisch geführten Dokumentation des Baubetriebs, legte eine kleine Arbeitsgruppe die strategischen Prämissen für ein Modellkrankenhaus nach dem Motto «structure follows process follows strategy» fest.

So wollten sie von einer tagesorientierten Funktions­fähigkeit des Spitals zu einer Life-Cycle-Betrachtung und damit zu einer integralen Liegenschaftslösung gelangen. Knapp sechs Jahre nach der Entscheidung steht der Neubau mit 280 stationären Betten in vier Ober­geschossen. Der Probebetrieb ist abgeschlossen, und der stetige Datenfluss aus dem BIM-Modell in den Gebäudebetrieb läuft. Was als Experiment für alle Seiten begann, ist zur Erfolgsgeschichte mit Folgeprojekten geworden. Was ist anders gelaufen als bisher?

Vom Wettbewerb zum Innenraum

Ohne glückliche Umstände wäre das anspruchsvolle Projekt sicher nicht umsetzbar gewesen: Die baulichen, betrieblichen und infrastrukturellen Anforderungen an das denkmalgeschützte Bestandsgebäude von 1967 waren nicht zu erfüllen und erforderten einen Neubau.

Damit ergab sich die Chance, eingeschliffene Prozesse und Abläufe auf den Prüfstand zu stellen. Und nicht nur das neue Spitalgebäude, auch die Transformation des gesamten Quartiers zu einem identitätsstiftenden Orientierungspunkt mit zukunftsfähigen Nutzungen wurde Teil des Wettbewerbsverfahrens. Das schafft Akzeptanz in der Gesellschaft – ein Bau auf der grünen Wiese wäre einfacher, aber eben auch gesichtsloser gewesen.

Anstelle des klassischen Architekturwettbewerbs mit anschliessender Suche nach im Kostenrahmen umsetzungsfähigen Lösungen entschied man sich für einen Gesamtleistungswettbewerb in zwei Stufen. Dort konnten sich komplette Planerteams inklusive Totalunternehmer und Kostenangebot bewerben. Über zwei Jahre zog sich das Auswahlverfahren hin; in einer ersten anonymen Phase und einer zweiten Projektphase mit Planungsworkshops bis zur Auswahl des Siegerprojekts.

Von Anfang an wurde die Planungsmethode BIM für die Bearbeitung zugrunde gelegt, zuerst zur Überprüfung der Funktionalität und Wirtschaftlichkeit der eingereichten Entwürfe, später für die Weiterführung der Daten aus der Planung ins Bauen und bis in den Gebäudebetrieb.

In der Altersmedizin ist die Verweildauer der Patienten mit ca. zwei Wochen länger als in anderen medizinischen Einrichtungen. Auch gelten besondere Anforderungen an Raum, Licht und Materialität, ebenso wie die Anpassungsfähigkeit an spitalinterne Prozesse und Therapieformen.

Schon die städtebauliche Ausformulierung des Siegerentwurfs «Hand in Hand» mit einem kompakten Baukörper an der Schnittstelle zwischen der umgebenden Wohnbebauung und dem denkmalgeschützten Bestandsensemble nimmt Bezug auf ein Klinikum der kurzen Wege.

Maximal 35 m liegen die Patientenzimmer von den Pflegestationen entfernt, diagnostische Leistungen erfolgen direkt im Zimmer und nicht wie zuvor üblich in separaten Behandlungsräumen, ebenso finden sich Therapieflächen, die zum Teil als Nutzungsüberlagerung auf dem Gang dienen. Das spart Wege sowie Organisations- und Dokumentationsaufwand.

Komplex, aber zielführend

Gerade im Spitalbau nimmt der Grad an Technisierung laufend zu. Deshalb definierte der Bauherr in Form einer BIM-Richtlinie seine Ziele und Anforderungen an den Einsatz von BIM über den gesamten Lebenszyklus, vom Wettbewerb über die Planung bis in den Betrieb. Hieraus entwickelte BAM Swiss als Koordinator der BIM-Modelle, mit Support ihrer BIM-erfahrenen Kollegen aus Grossbritannien und den Niederlanden, einen BIM-Abwicklungsplan (BAP), der als Grundstein des Projekts auf Einhaltung geprüft und während der Projektweiterentwicklung fortgeschrieben wurde.

Die ausführliche Version dieses Artikels ist erschienen in TEC21 45/2019 «Spitalbau – digital unterstützt».

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Projektdaten


Grundfläche Neubau
45823 m²


Nutzfläche
22120 m²


2 Untergeschosse, Erd­geschoss, 4 Obergeschosse

320 Betten in 176 Patienten­zimmern


Projektbeginn
Januar 2015


Bezug Neubau
Dezember 2018


Betriebsaufnahme
April 2019



Projektbeteiligte «Hand in Hand»

 

Totalunternehmung
ARGE BAM Swiss, Basel / BAM Deutschland, ­Stuttgart / Marti Generalunternehmung, Bern


Architektur
wörner traxler richter planungsgesellschaft, Frankfurt am Main, mit Holzer Kobler ­Archi­tekturen, Zürich


Lichtdesign
Lichtvision Design, Berlin


Spitalplanung
Health Company Dresden, Dresden


Medizinaltechnik
mtp Planungsgesellschaft für Medizinaltechnik, Frankfurt am Main


Landschaftsarchitektur
club L94 Landschafts­architekten GmbH, Köln


BIM-Koordination
BAM Swiss, Basel


Fachplanung HLKK / Sanitär -/ Haustechnik­koordination
Vadea Engineering, Wallisellen ZH


Fachplanung Elektro / MSRL
enerpeak salzmann, Dübendorf ZH


Bauingenieur / Bauphysik / Verkehrsplanung / Brandschutz / Nachhaltigkeit
Gruner, Basel


Gastroplanung
hpmisteli, Gastrokonzepte, Bern


Facility Management
BAM Immobilien-Dienstleistungen, Stuttgart

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