«Wir müs­sen neue For­men der Zu­sam­me­nar­beit fin­den»

Die SIA-Berufsgruppe Technik (BGT) setzt sich seit fast einem Jahrzehnt an ihren Jahrestagungen mit dem Thema BIM auseinander. Im Fokus stehen dabei immer die konkreten Auswirkungen auf die Arbeit der Planerinnen und Planer. In diesem Jahr waren Marco Waldhauser, Michael De Martin und Peter Scherer von der BGT gemeinsam mit SIA inForm für die Tagung verantwortlich.

Date de publication
16-08-2021


SIA: Das Thema BIM zieht nach wie vor grosses Interesse auf sich. Das zeigen die hohen Teilnehmerzahlen der diesjährigen BIM-Fachtagung. Welches persönliche Fazit ziehen Sie aus dem Anlass?

Michael De Martin: BIM gibt auch nach vielen Jahren in allen Bereichen des Bauens zu reden. Eine transparente Auseinandersetzung damit ist wichtig, um die Planungsbranche vorwärtszubringen. Wir wollen einen Beitrag leisten, damit die Digitalisierung mit all ihren Herausforderungen als Chance und nicht nur als Risiko wahrgenommen wird. Dank dem offenen Umgang der Referierenden mit dem Thema ist das, denke ich, gelungen.

Marco Waldhauser: Es wurde bereits viel umgesetzt und erreicht, und mindestens genauso viel haben wir noch vor uns. Die Beiträge, Gespräche und Fragen während der Tagung haben es gezeigt: Die für den Erfolg zwingend notwendige Zusammenarbeit aller Beteiligten muss auf allen Ebenen intensiviert, koordiniert und verbessert werden.


SIA: Das Leitthema «BIM – aber ehrlich!» weckte hohe Erwartungen. Was hat Sie zu dieser Wahl bewogen?

Marco Waldhauser: Die Digitalisierung und damit auch BIM sind geprägt durch eine enorm schnelle Entwicklung. Diese können wir nur dann erfolgreich adaptieren, wenn wir lernen, transparent und ehrlich miteinander umzugehen. Ehrlichkeit ist ein grosses Wort, dessen waren wir uns bei der Themenwahl bewusst. Die Forderung danach an einer Tagung verpflichtet. Wir sind den Büros und Verbänden dankbar, die den Teilnehmenden an der Tagung einen offenen Einblick in ihre Arbeit mit BIM gewährt und von ihren Fehlschlägen und positiven Erfahrungen berichtet haben.

Peter Scherer: Die Vorstellungen von BIM sind so unterschiedlich wie die Menschen, wenn sie die drei Buchstaben hören. Wir dürfen nicht zwei Welten aufbauen, eine digitale und eine analoge. Daher muss sich die bereits entstandene «BIM-Community» auch an der eigenen Nase nehmen und ehrlich sein, was nun wirklich einen Mehrwert hat und was nicht.


SIA: In den Fragen aus dem Publikum und den Beiträgen der Referentinnen und Referenten wurde das Phasenmodell nach SIA 112 öfters thematisiert. Ist es noch zeitgemäss?

Marco Waldhauser: Projekte durchlaufen unabhängig der Methoden Phasen, das ist unbestritten. Die hohe Transparenz der BIM-Methode ermöglicht jedoch neue Interpretationen dieser Phasen. Nun wird sichtbar, dass beispielsweise der Einbezug eines spezialisierten Unternehmens zu einem ungewohnt frühen Zeitpunkt für alle gewinnbringend sein kann. Oder dass die Bauherrschaft durch modellbasierte Visualisierungen sehr früh sehr konkrete Entscheide treffen kann, was sich ebenfalls meist positiv auswirkt. Grundsätzlich ist das aktuelle Phasenmodell des SIA heute schon offen und adaptierbar für spezifische Abläufe. Nur sind wir uns aus der Vergangenheit gewohnt, dieses anzuwenden, ohne es zu hinterfragen. Ich sehe uns beim SIA in der Pflicht, die gefühlte Starre dieser Phasen zu lösen und gute Wege zur flexibleren Ausgestaltung aufzuzeigen.


SIA: Welche Entwicklungen zeichnen sich in der Baubranche durch die Digitalisierung ab?

Michael De Martin: Die neuen Arbeitsmethoden, die durch die digitale Transformation ermöglicht werden, erhöhen die Transparenz massiv. Es müssen neue Zusammenarbeitsformen gefunden werden. Die ganze Baubranche muss näher zusammenrücken.

Peter Scherer: Die Zukunft gehört der Prozessgestaltung der Zusammenarbeit, unterstützt durch die digitalen Bauwerksmodelle unterschiedlichster Art. Damit ändert sich die Zusammenarbeit zwischen Bestellung, Planung, Ausführung und Bewirtschaftung.

Interviewpartner

 

Marco Waldhauser, Präsident der SIA-Berufsgruppe Technik und Vorsitzender der Geschäftsleitung bei Waldhauser + Hermann AG, Münchenstein

 

Michael De Martin, Mitglied der SIA-Berufsgruppe Technik, Geschäftsleitung Aicher, De Martin, Zweng AG und Lehrbeauftragter an der Hochschule Luzern (HSLU), Institut für Gebäudetechnik und Energie

 

Peter Scherer, Mitglied der SIA-Berufsgruppe Technik, Leiter Weiterbildung Institut Digitales Bauen, FHNW, Präsident DIE PLANER, Netzwerk für Energie, Umwelt und Gebäudetechnik


Weiterbildungsangebote von SIA inForm zu BIM

 

Normierung der BIM-Methode
Webinar, 4. Oktober 2021, 16-18 Uhr
 

Kernelemente der BIM-Methode
Webinar, 6. Oktober 2021, 9-17 Uhr
 

Die BIM-Methode in der Praxis
Webinar, 27. Oktober 2021, 9-17 Uhr
 

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