Müll. Eine schmut­zige Ges­chichte der Mens­ch­heit

Das alte Rom kämpfte ebenso mit Müllproblemen wie die Städte im 19. Jahrhundert. Doch alles verblasst hinter den Abfallbergen der Gegenwart. Eine Geschichte über unsere Hinterlassenschaften.

Date de publication
06-12-2023

In seiner «schmutzigen Geschich­te der Menschheit» rückt der Historiker Roman Köster den Müll in den Fokus. Er beschreibt die Vermehrung und Beseitigung von Abfall von der Sesshaftwerdung der Menschen bis heute. Es begann vor Urzeiten mit abgenagten Knochen oder Verdauungsprodukten. Mit dem rasanten Wachstum der Städte im 19. Jahrhundert wuchsen auch die Abfallprobleme. Ganz neue Herausforderungen entstanden mit dem Massenkonsum in Europa nach dem Zweiten Weltkrieg. Nicht nur die Müllmengen stiegen an, sondern es veränderte sich auch die Zusam­mensetzung. Die globale Plastikproduktion stieg beispielsweise von annähernd null im Jahr 1950 auf rund 320 Mio.  Tonnen im Jahr 2015.

Bis ins 19. Jahrhundert hinein waren Abfälle vor allem ein Platzproblem, aber auch unbeliebt, weil sie übel rochen und Ungeziefer anlockten. Später zeigte sich, dass Abfälle Krankheiten auslösen können. In den 1960er-Jahren bekam man dieses Problem langsam in den Griff und entdeckte dafür neue: Schadstoffe, Gifte, Chemikalien. Den Müll nur zu beseitigen reichte nicht, denn er kam zurück: durch verunreinigtes Grundwasser, vergiftete Luft und Böden oder belastete Lebensmittel. Müll bedeutete nun auch Umweltgefährdung.

Haben sich die Verhältnisse mittlerweile gebessert? Roman Köster sieht Anlass zur Hoffnung. Seiner Ansicht nach gibt es Anzeichen dafür, dass die Zeiten rücksichtsloser Entsorgungspraktiken zu Ende gehen. Dennoch bleibt der Umgang mit unseren Hinterlassenschaften weltweit eine Mammutaufgabe.

Auf kurzweiligen 300 Seiten beleuchtet der Autor die Geschichte des Mülls aus verschiedenen Blickwinkeln. Eingestreute Anekdoten machen den Inhalt für Laien greifbar. Es sind Geschichten über den Monte Testaccio, eine Grossdeponie aus zerbrochenen Amphoren im alten Rom, über eine gewaltige Explosion auf Dona Juana, einer Abfalldeponie in Kolumbien.

Oder über den norwegischen Experimentalarchäologen Thor Heyerdahl, der viel Plastik antraf, als er 1969 mit einem selbstgebauten Kajak über den Pazifik paddelte. Plastik, das bei seiner Überfahrt 15 Jahre zuvor noch nicht da gewesen war. Kurz: «Müll – Eine schmutzige Geschichte der Menschheit» ist ein gut recherchiertes und leicht verständliches Sachbuch, das zum Nachdenken anregt.

Roman Köster: Müll. Eine schmutzige Geschichte der Menschheit. C.H.Beck, München 2023. Hardcover, 422 Seiten, 40 s/w-Abbildungen, 14 cm × 22 cm, ISBN 978-3-406-80580-6, Fr. 41.–

 

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