Zahl­ba­rer Wohn­raum: gibt es Re­zepte?

Wohnen in Zürich wird immer teurer. Im Januar gründeten Bau- und Immobilienfachleute ein Netzwerk, um diesem Trend entgegenzuwirken. Am 20. November 2014 veranstalteten sie einen Vortragsabend zum Thema – mit spannenden Ergebnissen.

Date de publication
21-11-2014
Revision
01-09-2015

Nicht nur in Zürich, sondern an allen begehrten Lagen in der Schweiz herrscht auf dem Immobilienmarkt ein Angebotsüberhang. Die Bodenpreise sind hoch und in der Folge auch die Immobilienpreise und die Mieten. Zwar wird viel gebaut, doch die neuen Wohnungen sind teurer als der Bestand, was die Knappheit an bezahlbaren Objekten weiter erhöht. Die Bautätigkeit von Genossenschaften und gemeinnützigen Bauträgern reicht nicht aus, um die Lage zu entschärfen. 

Welche politischen, juristischen, ökonomischen und gesellschaftlichen Voraussetzungen braucht es, um günstigen Wohnraum bereitzustellen? Wo könnte die Motivation für pragmatische, auf Rendite angewiesene Privatunternehmen liegen, jenseits von philanthropischen Idealen in günstigen Wohnungsbau zu investieren? Was können Architektinnen und Architekten beitragen? Der Anlass, den das «Zahlbares Wohnen Netzwerk» ZaWoNet am 20. November 2014 im Cabaret Voltaire in Zürich veranstaltet hat, versammelte vier Baufachleute, die aus ihrer Erfahrung berichteten. 

Jörg Koch, CEO der Pensimo Management AG, vertrat die Position des Investors und erläuterte die Strategie der Anlagestiftung Adimora. Die darin vertretenen Pensionskassen seien auf eine langfristige Rendite angewiesen und deshalb bereit, in günstige Mietobjekte zu investieren, denn diese sind krisensicherer als teure. Sein Rezept: nicht ganz so zentrale Lagen, kompakte Bauten, weniger Fläche pro Wohnung und niedrigerer Ausbaustandard – alles aber recht komfortabel. 

Der Architekt Beat Rothen aus Winterthur bestätigte, dass dies die wichtigsten Hebel seien, um die Baukosten zu senken. Der Handlungsspielraum der Architekten sei dadurch beschränkt, dass sie wichtige Randbedingungen – etwa die Bodenpreise, die Bauvorschriften, die Vorstellungen des Investors – nicht beeinflussen könnten. Trotzdem sei es möglich, die Baukosten mit unkonventionellen Lösungen zu senken und eine hohe architektonische Qualität zu erreichen. Die Projekte, die er zeigte, waren äusserst überzeugend. 

Der in Zürich tätige Architekt Andreas Wirz hat sich als Projektentwickler und als Bauherrenvertreter für Auftraggeber spezialisiert, die alternative und günstige Wohnformen bereitstellen. Er vertrat die Sicht der Wohnbaugenossenschaften und bestätigte auch seinerseits, dass das wirksamste Mittel zur Kostensenkung die Beschränkung der Wohnungsgrössen sei – wobei diese auch bei den Wohnbaugenossenschaften gestiegen seien. 

Bei der anschliessenden Diskussion kam Daniel Ménard hinzu, Architekt und Präsident der SIA Sektion Zürich. Unter reger Beteiligung des Publikums kam man zum Schluss: Jammern nützt nichts, es muss etwas getan werden, und es kann ja auch etwas getan werden. Einfach ist das nicht, doch wie Rothen es auf den Punkt brachte: Gerade weil günstiges Bauen auf hohem Niveau besonderes Geschick erfordert, ist es ein Leckerbissen für Architektinnen und Architekten, die spannende Entwurfsaufgaben wünschen. 

Die Referate sind demnächst einsehbar unter: www.zawonet.ch.

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