Im Untergrund
Das Volumen unterirdischer Bauwerke hat sich seit dem Jahr 2000 praktisch verdoppelt. In der Ausstellung «Unterirdisch - Das Spektakel des Unsichtbaren» macht das Museum für Gestaltung Zürich die Räume unter dem Boden sichtbar und geht der Frage nach, weshalb im Untergrund gebaut wird.
In sieben thematischen Räumen präsentiert die Ausstellung anhand von Modellen, grossformatigen Fotografien, Videos und Grafiken bedeutende nationale und internationale Bauwerke aus der Gegenwart. Am Beispiel von Zürich wird zudem die hohe Dichte der unterirdischen Nutzung aufgezeigt. Hier befinden sich mit dem Hauptbahnhof und dem Flughafen-Bahnhof zwei der drei grossen Tiefenbahnhöfe und mit der Anlage Lyren das grösste Wasserreservoir der Schweiz. Zudem ist in Schwamendingen die landesweit erste Autobahn-Einhausung geplant.
Von Umnutzung bis Verlagerung
Für manche Bauwerke wird der Untergrund aus pragmatischen Gründen gewählt. Andere Anlagen befinden sich notwendigerweise unter dem Boden, weil sie dort geschützter oder diskreter sind. Dies gilt für Goldlager oder Rechenzentren ebenso wie für den Bundesratsbunker, der so geheim ist, dass es ihn offiziell gar nicht gibt. Diese sowie weitere Beispiele, darunter auch «falsche Chalets» - als Maiensässe getarnte Bunker -, sind in der Ausstellung zu sehen. Der Untergrund wird auch gewählt, weil dort genügend Platz vorhanden ist, beispielsweise für Infrastrukturbauten wie die gigantischen Hochwasser-Umleitungsstollen von Tokio. Ausschnitte aus dem Film «Drachenfluss» zeigen, wie das unterirdische Schleusensystem die Stadt vor den Fluten schützt.
Auf existenzielle Art beschäftigt der Untergrund Menschen, die einen wesentlichen Teil des Lebens unter Tage verbringen, weil sie dort arbeiten oder weil sie dort leben. Ein Ausschnitt aus dem Film von Nicolas Steiner zeigt das Stollensystem, das Las Vegas vor den Regenfluten schützt. Im Kanalsystem unter der schönen Scheinwelt exisitiert hier eine eigene Stadt mit eigenen Regeln, Systemen und Gesetzen.
Eine schön inszenierte und spannende Ausstellung für ein breites Publikum für das Fachpublikum jeodch zu wenig technisch. Die multimediale Schau ist noch bis Ende September 2014 zu sehen. Danach wird der Bau der Zürcher Architekten Adolf Steger und Karl Egender einer generellen Sanierung unterzogen, während Museum und Hochschule ins Toni-Areal ziehen.