Auch in den Al­pen ist die Zu­kunft ur­ban

Der europäische Verein «Alpenstadt des Jahres» feiert sein 20-jähriges Bestehen. Vertreter aus der Schweiz konnten sich erst zweimal als urbane Vorreiter für die nachhaltige Entwicklung in den Alpen präsentieren.

Publikationsdatum
28-03-2017
Revision
28-03-2017

Die Alpen beginnen in Nizza, ziehen sich von Westen über die halbe Schweiz und enden in Maribor. Der Gebirgsbogen ist etwa 1200 km lang und zwischen 150 und 250 km breit; er erstreckt sich über 6 Staaten und beherbergt knapp 13 Millionen Menschen, mit deutlich abnehmender Tendenz. Obwohl nicht einmal 10 % der europäischen Alpengemeinden über 5000 Einwohner zählen, leben gut zwei Drittel der Alpenbewohnerinnen und -bewohner in urbanisierten Regionen.

1997 wurde darum die Idee entwickelt, eine «Alpenstadt des Jahres» auszuzeichnen. Seither verleiht eine internationale Jury diesen jährlichen Titel, auch um auf den Schutz des alpinen Lebensraums aufmerksam zu machen. Preisträger im Jubiläumsjahr 2017 ist Tolmezzo, Hauptort der italienischen Region Karnien und rund 50 km nördlich von Udine gelegen. Vor neun Jahren wurde letztmals eine Schweizer Stadt gewählt: Brig war Alpenstadt des Jahres 2008; fünf Jahre zuvor war Herisau als sonst einzige inländische Vertreterin ausgezeichnet worden. Die Universität Genf ist derzeit in der Alpenstadt-Jury aktiv.

Träger der Alpenstadt-Auszeichnung ist ein eigenständiger, gleichnamiger Verein, der aber eng mit der internationalen Alpenschutzorganisation Cipra zusammenarbeitet. Darin wiederum sind Umweltorganisation aus den Alpenländern vertreten; in der Schweiz unter anderen der Schweizerische Alpenclub, die Alpeninitiative und der Schweizer Vogelschutz.

Positive Impulse

Anlässlich der Auszeichnung von Tolmezzo zur Alpenstadt des Jahres 2017 wurde vor Ort eine Konferenz durchgeführt. Der Bürgermeister Francesco Brollo stellte Ende letzten Jahres das Programm vor, mit dem die Beteiligung von Jugendlichen, die nachhaltige Siedlungsentwicklung oder der sanfte Tourismus gefördert werden soll. Geplant sind internationale Treffen, um sich mit anderen Städten über die Umwandlung von Gewerbebrachen auszutauschen.

Uroš Brežan, Bürgermeister der slowenischen Stadt Tolmin, Alpenstadt 2016, zeigte derweil auf, zu welchen Ergebnissen ein Auszeichnungsjahr führen kann: So ist unter anderem ein Jugendstadtrat geschaffen worden, ebenfalls wurden Kreativ-Frühstücke für junge Menschen organisiert. Ein weiterer Schwerpunkt war die Stärkung der nachhaltigen Mobilität vom Zug- bis zum Radverkehr. Und ebenfalls ist eine Weiterbildungsoffensive für sanften Tourismus gestartet worden; letzteres in Kombination mit dem Biosphärenreservat Clovek. Die «Alpenstadt des Jahres 2016» habe ihre Vision für eine ökologisch und sozial verantwortliche Entwicklung vertiefen können, betonte Bürgermeister Brežan.

Weitergeführtes Engagement

Ingrid Fischer, Vorstandsmitglied des Alpenstadt-Vereins, betonte die Bedeutung der lokalen und internationalen Zusammenarbeit: «Die vielen innovativen Menschen, die ihre guten Gedanken weitertragen, sind das grösste Potenzial des alpinen Stadtnetzwerks.» Dazu gehöre der Austausch von Ideen mit anderen Städten zu Mobilitätsfragen genauso wie kulturelle Veranstaltungen. Die Stadt Sonthofen war 2005 Alpenstadt. Die Aktivitäten für eine nachhaltige Entwicklung hätten seither zugenommen. Bis heute seien unzählige Initiativen und Veranstaltungen entstanden, mit denen die urbane Idee über ein Jahrzehnt nach der Auszeichnung weitergetragen werden könne, so Fischer, ihrerseits Exekutivmitglied von Sonthofen.

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