Be­rüh­rungs­punk­te zwi­schen Kunst und Ar­chi­tek­tur

Im Berner Zentrum Paul Klee verweist ein temporärer Fokus auf die Wirkung des bildnerischen Werks des Künstlers auf architektonische Entwurfsprozesse.

Publikationsdatum
13-09-2024

Augenfällig sind die Parallelen zu Bauten von Lisbeth Sachs, der Architektin des Kurtheaters Baden: Wie ein Netz ziehen sich Linien durch das zeltartige Foyer. Ähnlich textil wirkt Sachs Kunstpavillon für die SAFFA 1958 – er ist von einer Leichtigkeit, wie sie dem Betrachtenden auch in Aquarellen und Skizzen Paul Klees begegnet. 

Die tiefere Auseinandersetzung mit Klees Werk belegen zeitgenössische Kritiken seiner Ausstellungen und ein Buchprojekt zu Frei Otto – Stichwort: Netze. Mit der Gegenüberstellung von Modellen, Plänen und Studien sowie ausgewählten Bildern Klees entsteht ein erster Schwerpunkt der kleinen Ausstellung.

Sammler unter den Grossen der Moderne

Nach dem gleichen Prinzip folgen Bezüge zum Werk von Lina Bo Bardi, Ludwig Mies van der Rohe und Carlo Scarpa. Deren Entwürfen und Paul Klees Vorstellungen einer ganzheitlichen Gestaltung sind die Bedeutung des fliessenden Raums, eine reduzierte Formsprache und die Einbeziehung von Natur gemein. 

Und auch hier gibt es jeweils eine weitere Verbindung, wie zum Beispiel die Sammlertätigkeit Bo Bardis, die gemeinsame Arbeit am Bauhaus mit Mies van der Rohe oder die Inszenierung einer Ausstellung zu Paul Klee durch Carlo Scarpa. 

Reduktion UND Poesie

Auch machten sich die Planenden einige von Klees Farbkombinationen und Bildtechniken sowie teils ganze Bilder zur Illustration ihrer Entwürfe zunutze. Faksimile von collagierten Plänen zum Snake River Resor House Project, Wyoming (Ludwig Mies van der Rohe, 1937–1939) geben davon einen Eindruck. Ganz offensichtlich ist auch die Anregung eines gemalten Bilderbuchs, nach dem Carlo Scarpa 1950 den Buchpavillon für die 25. Biennale in Venedig entwickelt hat. 

Hingegen ist das Interesse an kindlicher Kreativität, das einen wichtigen Aspekt in Klees Bildsprache darstellt, im baulichen Feld exotischer – aber auch dafür hat das Kuratorenteam ein beispielhaftes Œuvre gefunden: Bezüge finden sich in den Bauten von Aldo van Eyck. 

Rossi baut Klee

Unter den Heimspielen – Entwürfe für Zürich und Bern – sei ein Wettbewerbsbeitrag von 1981 von Aldo Rossi hervorgehoben: Die Dokumente zu einem Entwurf für das Berner Klösterliareal, ein Grundstück an der Aare, zeigen eine zauberhafte Reihe von Häuschen auf Stelzen. Später scheiterte der Wettbewerb an einer Volksabstimmung, stattdessen wurde der Bestand konventionell saniert. 

Der vergleichende Blick auf die Skizzen Rossis und ganz ähnliche von Paul Klee verdeutlicht die unterschiedlichen Hintergründe der beiden Künstler. Mit Aldo Rossis Architekturhaltung hat bei aller Liebe zur Geometrie auch die Poesie und Lust wieder in die Formensprache der Architektur Einzug gehalten, zumindest für eine Weile. 

Weitere Informationen


Die Ausstellung «Fokus. Architektur mit Klee» im Zentrum Paul Klee in Bern ist noch bis zum 13. Oktober zu sehen. 

 

Zur Ausstellung gibt es einen Digital Guide, den Sie hier abrufen können.

 

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