Baukultur als kompositorischer Ausdruck
Casa Anziani dei Comuni di Leventina (TI)
Kurzfassung des Artikels von Alberto Bologna für die Publikation «Baukultur: Qualität und Kritik».
Das für die Betreuung von Alzheimerkranken konzipierte Alters- und Pflegeheim in Giornico steht am Rand des historischen Ortskerns, in unmittelbarer Nähe zum heterogenen Bestand und zu einigen imposanten Steinbauten. Von dieser Materialität haben sich die Architekten Baserga und Mozzetti und die Bauingenieure Pedrazzini und Guidotti inspirieren lassen. Die äusseren und inneren wandartigen Träger bilden die Grundlage sowohl für die kompositorische Gestaltung als auch für die Anordnung der verschiedenen Funktionen. Der Grundriss bildet ein Quadrat mit einer Seitenlänge von 36 m; im Aufriss zeigt sich ein eleganter, fein gearbeiteter Betonmonolith mit eingelassenen Lärchenholzelementen.
Aus dem Zusammenspiel von Tragwerk, planimetrischer Anordnung und ausdrucksvollen Oberflächen entsteht eine kompositorische und räumliche Qualität, die direkt dem theoretischen Grundsatz zu entspringen scheint, dass die Kunst des Bauens eine der wichtigsten Inspirations-quellen für den gesamten Entwurfsprozess darstellt. Das Erdgeschoss ist als Sockel konzipiert, der das gesamte Volumen trägt. Über grosse Fenster ist der Innenraum mit der Landschaft und mit der Strasse auf der Nordseite verbunden. In den zwei Obergeschossen sind die Zimmer der Bewohnenden in einem klosterähnlichen Grundriss entlang der Aussenfassaden angeordnet. Im Dachgeschoss befinden sich die Zimmer der stark Pflegebedürftigen sowie eine umlaufende Dachterrasse.
Im Video erklärt Alberto Bologna, weshalb das Projekt in seinen Augen für hohe Baukultur steht.
Die ornamentale Wirkung des Bauwerks ist das Ergebnis ausdrucksstarker Materialien: Das Zusammenspiel der Betonstruktur und der eingelassenen Holzelemente zelebriert Baukunst im Sinn der Tektonik. Die Kunst des Zusammenfügens, ein wesentlicher Aspekt der Baukultur, ermöglicht es, aus dem kompositorischen Ausdruck eine ganzheitliche Architektur entstehen zu lassen.
Dieser Artikel ist erschienen im Sonderheft «Baukultur: Qualität und Kritik». Bestellen Sie jetzt!