Dem Kind einen Namen geben
Kolumne
Max, Viktor, Henri und Jasmin figurieren nicht nur in der Vornamenstatistik. Apfel, Parasol und Thymian ergeben kein Gericht zum Nachkochen, und beim Titel «Vom Schaf zum Pullover» handelt es sich weder um ein Kinderbuch noch um Werbung fürs Landleben. So taufen Architekten ihre Wettbewerbsprojekte.
Ich frage mich: Wo kommen diese Namen her? Was ist zuerst da – der Entwurf oder der Name? Wie sieht die Überbauung «Apfel» wohl aus? Ist die Namensgebung Thema im Architekturstudium? Lernen die das da? Vermutlich fällt es genauso schwer, wie einen Namen für den eigenen Nachwuchs zu finden.
Hängt die Entscheidung vielleicht sogar mit ähnlichen Trends zusammen? Wer will sein Projekt schon noch Kevin oder Mandy taufen? Da fragt man sich schon, ob die Jury erkennt, was jeweils dahintersteckt. Kann eine griffige Bezeichnung einem Projekt zum Erfolg verhelfen oder ein missratener Name den Sieg kosten?
Im Gegensatz dazu stand kürzlich die eher trockene Benennung der Entwürfe für einen Brückenwettbewerb: 1001, 1002, 1003 usw. Das ist aber nicht immer so. Mit Namen wie Eleganza, Balance und Paso Doble stehen die Ingenieure ihren Kollegen Architekten in nichts nach: Da tanzen die Kräfte auf der Brücke.