Es ist nicht al­les Gold, was glänzt

Kolumne

Publikationsdatum
20-02-2019
Revision
20-02-2019

Je nach Blickwinkel und Licht können auch Korrosionserscheinungen glänzen. Sogar dort, wo man es am wenigsten ­erwartet – genau: in der Schweiz. Eben noch über eine Schlucht ­gewandert, im Federschritt natürlich, um zu erspüren, wie die
Brücke schwingt, und wenige Meter später die Ernüchterung: Das Ende des Tragseils liegt offen herum. Gut – beim jungen Alter der Hängebrücke, den zu erwartenden geringen ­Lasten, der Stärke des Seils und der überstehenden Länge bis zu seiner Einspannung sind das Gefährlichste auf dem Bild wohl die herausste­henden Litzen, an denen man sich verletzen kann. Aber eine saubere Lösung sieht anders aus.
Wurde beim Bau zu sehr aufs Geld geschaut? Dieses spielt bei Infrastrukturbauten stets eine Rolle, und Stimmen, die nach Privatisierung schreien, gibt es immer. Privatfirmen seien effizienter und billiger und wichtige Dinge wie Verkehr, Wasser oder Energie bei ihnen besser aufgehoben. Ein Unternehmen, das Gewinne erwirtschaften muss, kann also eine Leistung günstiger anbieten als die öffentliche Hand, die nicht gewinnorientiert arbeiten muss? Vielleicht sollte man sich einmal die Wasserversorgung Stuttgarts oder Londons ansehen. Dort brachte die Privatisierung viele Vorteile – für die Unternehmen natürlich. Aus Korrosion wurde Gold.
 

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