Die Freiheit der anderen
«Freespace» lautet das Motto der diesjährigen Architekturbiennale: Freiraum. Angesichts des Veranstaltungsorts Venedig ein genialer, ignoranter oder zynischer Titel – je nach Standpunkt. Denn quält man sich Richtung Arsenale und Giardini, ist freier Platz das Letzte, was einem begegnet. Zu voll mit Touristen sind Brücken, Plätze und Gassen. Und ja, all die Architekturinteressierten verbessern die Lage auch nicht gerade, ich inklusive.
Freiraum also. Man wünscht ihn den Einheimischen von ganzem Herzen. Und akzeptiert dann eben auch, was anderenorts als Ausgrenzung einen Shitstorm in den Social Media hervorrufen würde. Biegt man nämlich kurz vor dem Eingang zum Arsenale in eine unscheinbare Gasse, zeigt sich ein für die Stadt untypisches Betongebäude mit – sind es tatsächlich Garagentore? – im Erdgeschoss. Die wissbegierige Architektin muss der Sache nachgehen, und schon bald verrät die Geräuschkulisse eine Sporthalle. Wie mag ein solcher Bau in dieser Stadt wohl im Innern aussehen?
Aber ach, das Interesse wird jäh per Schild am Eingang gestoppt. Freiraum fordern die Sportlerinnen und Sportler der Serenissima, auch und vor allem von Architektur-Aficionados. Rücksichtnahme vor Neugier – selten liess sich ein Biennale-Motto so unmittelbar umsetzen.