Ei­ne Land­mar­ke für die Kir­che

Inspiration Matterhaus; Studienauftrag im selektiven Verfahren

Die katholische Kirchgemeinde Muri AG will beim Gebäudeensemble der Pfarrkirche St. Goar neue Akzente setzen. Mit einem Solitärbau und dem Erhalt des Matterhauses konnten sich deplus Architekten im Studienauftrag durchsetzen.

Publikationsdatum
14-10-2021

Die Mitgliederzahl der römisch-katholischen Kirchgemeinde Muri AG sinkt. Weil die vorhandenen Infrastrukturen den heu­tigen Ansprüchen nicht gerecht ­werden können, fasst die Kirchengemeinde eine Neustrukturierung ihrer Liegenschaften westlich der Pfarrkirche St. Goar ins Auge.

Das alte Pfarrhaus unterhalb der Kirche und ein benachbartes Einfamilienhaus sollen abgerissen werden. Und das Matterhaus, ein ursprünglich bäuerliches Wohnhaus aus dem 19. Jahrhundert, das in direkter Nachbarschaft der Pfarrkirche liegt, ist nach 30-jähriger intensiver Nutzung sanierungsbedürftig – ob es erhalten bleibt oder abgerissen wird, überliess die Wettbewerbsausloberin der Entscheidung der Projektverfassenden.

Der Vorteil der Umstrukturierung der Liegenschaft Matterhaus liegt darin, dass alle öffentlich genutzten Räume der Kirchgemeinde an einem Ort zusammenkommen und die seit Langem vermisste Barrierefreiheit gewährleistet wird.

Erhalt und Solitär

Im Wettbewerb setzten sich deplus Architekten gegen 40 Bewerber durch. Sie wollen das Matterhaus erhalten und zum Jugendhaus umgestalten. Das Kirchenensemble ergänzen sie mit einem Solitärbau südlich des Bestands. Zwischen Matterhaus und Pfarreisaal entsteht so ein Platz – der Pfarreihof. Der neue Holzbau sticht durch seine markante Dachform ins Auge. Das Walmdach fällt zum Kirchplatz hin flach ab, hier ist das Gebäude eingeschossig. Zur Talseite des Hügels haben die Planenden das Dach steil ausgebildet. Eine zweigeschossige, vertikal gegliederte Fassade macht den Neubau zur Landmarke.

Auch Camponovo Baumgartner Architekten haben sich für den Erhalt des Matterhauses mit einer Ergänzung des Ensembles durch einen Solitärbau entschieden. Das Satteldach, das zur Talseite fast zu einem Flachdach ausläuft, ist weniger prägnant.

Komplettersatz

Stöckli Grenacher Schäubli entschieden sich für einen Abriss des Matterhauses. An dessen Stelle wird eine neue, von Westen wuchtig in Erscheinung tretende Aussichtsplattform errichtet. Der Neubau mit Satteldach steht längs der Hang­kante, und ein flach abfallendes Dach markiert den Foyerbereich.

Auch hummburkart architekten entfernten für ihr Projekt das Matterhaus. Sie ergänzen an der Hangkante einen dreiteiligen Neubau, dessen Teile mit zuneh­mendem Abstand zur Kirche grösser werden.

Verbindung von Alt und Neu

Das Projektteam der ARGE Winterberg und jenes von Leismann ergänzen das Portfolio der Möglichkeiten im Umgang mit dem Bestand um eine dritte Variante, indem sie den Neubau und das Matterhaus über einen Zwischenbau verbinden. Die ARGE Winterberg erhält das Matterhaus wie auch dessen Anbau, der neu als­ Verbindungsbau und Foyer fungiert. Das Einfamilienhaus wird rückgebaut und durch ein wuchtiges Saalgebäude ersetzt.

Die Planenden von Leismann erhalten das Hauptgebäude und in Teilen dessen Anbau. Den Neubau verbinden sie direkt mit dem Bestand und gestalten die Fassade als Raumfachwerk, dessen Ränder die Kubatur des Nebenbaus des Matterhauses übernehmen und dessen ­Fassade ersetzen.

Neues für die Alten und Altes für die Jungen

Die Jury entscheidet sich für die Ergänzung der Anlage mit einem Solitär als die beste Lösung für die Erneuerung des Kirchenensembles. Der Erhalt des Matterhauses ist zudem positiv zu bewerten, da es neben der Kirche als identitätsstiftendes Gebäude für die Jugendarbeit wahrgenommen wird.

Jurybericht und Pläne auf competitions.espazium.ch

Empfehlung zur Weiterbearbeitung

deplus Architekten, Zürich; Baldinger Baumanagement, Schinznach-Dorf; Benedikt Stähli Landschaftsarchitektur, Cham

Weitere Teilnehmende

Stöckli Grenacher Schäubli; Studio Vulkan Landschaftsarchitektur; WaltGalmarini; Gartenmann Engi­neering; alle Zürich

ARGE Winterberg, Luzern; Geissbühler Venschott Architekten, Heimberg; Christoph Wey Landschaftsarchitekten, Luzern

Camponovo Baumgartner Architekten; Eder Landschaftsarchitekten; Mario Rinke Bauingenieur; alle Zürich

hummburkart architekten, Luzern; Land Schafft Landschaftsarchitekten Sursee, Sursee

Leismann, Bern; Akeret Baumanagement, Bern; extr–a Landschafts­architekten, Bern; Schnetzer Puskas Ingenieure, Zürich; EPRO Engineering, Gümligen; Weber Energie und Bauphysik, Bern

FachJury

Prof. Christian Zimmermann, Architekt, Bern; Balz Käppeli, Bauleiter, Muri AG; Teo Rigas, Architekt, Leiter Bau und Planung, Gemeinde Muri AG; Ernst Hess (Ersatz), Architekt, Schinznach-Bad

SachJury

Hans-Peter Frey, Präsident der Baukommission (Vorsitz), Mitglied der Römisch-Katholischen Kirchenpflege Muri AG; Brigitte Keusch, Mitglied der Römisch-Katholischen Kirchenpflege Muri AG

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