Ho­he Dich­te, ho­he Le­bens­qua­li­tät

Zukunftsfähige Stadtplanung

Eine ganzheitliche Vision urbaner Komplexität generiert Erkenntnisse, Methoden und Werkzeuge, die Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger ermächtigen, Zielkonflikte zu entschärfen.

Publikationsdatum
20-04-2025

Die gute Nachricht: Ein ganzheitlicher, datengestützter, innovativer Ansatz für die Stadtplanung kann globale Herausforderungen wirksam angehen, indem er die ökologischen, wirtschaftlichen und sozialen Dimensionen der Nachhaltigkeit in Einklang bringt. Forschungen, die Fallstudien in Europa, Asien und Amerika vergleichen, liefern nicht nur kontextspezifische Ergebnisse, sondern auch – trotz lokaler Unterschiede in Klima und Kultur – global anwendbare und verallgemeinerbare Erkenntnisse. 

Das Wissen und die daraus abgeleiteten Instrumente können sich auf lokaler und globaler Ebene als wertvolle Hilfe für politische Entscheidungsträger, Behörden, öffentliche Einrichtungen und Planende bei der Bewältigung komplexer urbaner Fragestellungen erweisen. Der innovative, interdisziplinäre Blick auf komplexe urbane Kontexte eröffnet Entscheidungsträgern neue Perspektiven.

Soziale Interaktion ohne Ressourcenverschwendung

Städtische Verdichtung ist nur dann sinnvoll, wenn sie die Lebensqualität steigert und die Akzeptanz der Bewohnenden fördert. Das Modul Resource-Efficient Urban Intensification (EFF) untersucht, wie urbaner Raum die räumlich-sozialen Interaktionen – die für die Lebensqualität und die lokale Wirtschaft von entscheidender Bedeutung sind – intensivieren und gleichzeitig den Ressourcenverbrauch minimieren kann.

Ziel der Forschenden ist es, urbane Formen zu identifizieren, die soziale Interaktionen verbessern und gleichzeitig den Flächen- und Energieverbrauch optimieren. Ihre Arbeit integriert urbane Komplexitätsforschung, Modellierung und Bottom-up-Erhebungen, um reale Lösungen für ein lebendiges städtisches Umfeld zu entwickeln. Das Modul ist in drei Hauptthemen unterteilt:

  • Thema 1 nutzt Datenanalyse, um zu prüfen, wie städtische Funktionen in räumlichen Clustern organisiert sind und untersucht, wie unterschiedliche Clusterungsgrade mit sozialen Interaktionen zusammenhängen.
  • Thema 2 erforscht vertieft den Einfluss der räumlichen Verteilung städtischer Funktionen auf die Effizienz aus Sicht der quantitativen Stadtökonomie.
  • Thema 3 untersucht die persönlichen Erfahrungen und das Wohlbefinden von Menschen in sich verdichtenden urbanen Umgebungen in unterschiedlichen kulturellen Kontexten mittels einer Online-Umfrage.

Die Resultate zeigen, wie wichtig ein integrierter und ganzheitlicher Ansatz für die Stadtentwicklung ist, sowohl in der Planung als auch der Gestaltung. Eine effiziente Flächennutzung, die im Einklang mit ökologischen und sozialen Überlegungen steht, liefert wertvolle Erkenntnisse für Strategien zur Schaffung nachhaltigerer, lebendigerer und resilienterer Städte.

Anpassungsfähige und nachhaltige Stadtteile

Die Verbesserung der Lebensqualität in dichten städtischen Gebieten steht im Mittelpunkt des Moduls Dense and Green Cities (DEN). In dieser Forschungsarbeit werden Stadtteilmodelle untersucht, die die drei Dimensionen der Nachhaltigkeit erfolgreich integrieren. Anhand von Fallstudien in Städten wie Singapur, Zürich, London, Amsterdam und Toronto – sowohl in historisch gewachsenen als auch in neu geplanten Gebieten – werden Strategien für eine dichte und qualitativ hochwertige Stadtentwicklung umfassend analysiert und bewährte Verfahren aufgezeigt: 

  • Umwelt: Effiziente Flächennutzung, grüne Infrastruktur, erneuerbare Energien, CO2-Verkehr und Strategien zur Klimaresilienz.
  • Soziales: Erschwinglicher Wohnraum, vielfältige Gemeinschaften, zugängliche Einrichtungen und lebendige soziale Räume.
  • Ökonomisch: Innovative Zentren, die Unternehmen anziehen und Arbeitsplätze schaffen.

In Zürich wird ein städtischer Transformationsprozess untersucht, der auf ein Gleichgewicht zwischen Bevölkerungswachstum und der Schaffung einer dichten, lebenswerten Stadt abzielt. In Singapur konzentriert sich die Untersuchung auf die Leistung von Sustainable Integrated Districts (SIDs), einem Stadtmodell, das modernste Systeme und Lösungen integriert. Sie belegt, dass SIDs herkömmliche Stadtviertel in Bezug auf Fussgängerverbindungen, städtisches Leben, ökologische Nachhaltigkeit und thermischen Komfort übertreffen. Faktoren, die dazu beitragen, sind ein menschlicher Massstab bei der Gestaltung, eine gemischte Flächennutzung, gut geplante Fusswege und eine vielfältige visuelle Umgebung. 

Die Forschung fasst die Erkenntnisse zusammen, um eine mehrdimensionale Perspektive auf die Stadtentwicklung zu bieten, die sich mit Gebäude- und Stadtgestaltung, gesellschaftlichem Engagement, ökologischer Nachhaltigkeit, ökologischem Gleichgewicht und Governance befasst.

Verstehen und Handeln: Menschenzentriertes Design

Antizipation ist der Schlüssel zur Nachhaltigkeit. Das Modul Architectural Cognition in Practice (ACP) untersucht, wie architektonische und städtebauliche Merkmale positives menschliches Verhalten begünstigen, und setzt diese Erkenntnisse in Planungswerkzeuge für Architekten und Entscheidungsträgerinnen um. ACP kombiniert Kognitionswissenschaft und Umweltpsychologie, um die Wirkung von Räumen auf die Nutzenden zu messen und zu verbessern.

  • Grundlagenforschung: Wie wirkt die gebaute Umwelt auf Wahrnehmung und Verhalten? ACP untersucht, wie die Gestaltung von Notfallstationen am Universitätsspital Zürich die Interaktionen des Personals und die Patientenbetreuung beeinflusst.
  • Reflektierende Forschung: Wie können diese Erkenntnisse genutzt werden, um die Planung zu verbessern? Hier beobachten Forschende in internationalen Planungsbüros Arbeitsabläufe, befragen Planende und testen Methoden zur nutzerzentrierten Planung.
  • Translationale Forschung: Wie können Architekten lernen, Räume zu schaffen, die komplexe Nutzerbedürfnisse unterstützen? ACP hat die Spatial Cognition Thinking Cards entwickelt, die in Workshops als interaktive Methode zur Wissensvermittlung eingesetzt werden.

Durch die Analyse des Zusammenspiels zwischen Menschen und ihrer Umgebung will ACP Planende befähigen, Räume zu schaffen, die das tägliche Leben verbessern – von Stadtvierteln bis hin zu Gebäuden mit stark gemischter Nutzung.

EFF – Resource-Efficient Urban Intensification

Assoc. Prof. Dr. Siew Ann Cheong
Prof. Dr. Peter Egger

DEN – Dense and Green Cities

Prof. Sacha Menz
Prof. Dr. Thomas Schröpfer

ACP –Architectural Cognition in Practice

Prof. Dr. Christoph Hölscher
Assoc. Prof. Dr. Zdravko Trivic

 

 

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