Kreislaufwirtschaft: Bauten als Ressource
Editorial TEC21 8/2020
Angesichts des Klimawandels sollte längst klar sein, dass wir die Mengen und das Tempo, in denen wir Rohstoffe und Baumaterialien um den Globus transportieren, reduzieren müssen. Nun aber, in der aktuellen Covid-19-Pandemie, erweisen sich die Abhängigkeiten von Herstellern in aller Welt als fatal und bremsen die krisenbedrohte Bauwirtschaft zusätzlich.
Lokale kreislaufwirtschaftliche Prozesse, wie die Nutzung von Bestand und Sekundärressourcen, müssen daher künftig zur Unabhängigkeit des Bausektors sowie zu Suffizienz und Flexibilität beitragen. Schon vor den jüngsten Ereignissen hat der Nationalrat am 20. 12. 2019 die Motion «Recyclingbaustoffe. Vorbildfunktion Bund» angenommen.
Nun liegt es am Parlament, darüber weiter zu beraten: Der Bundesrat soll die Voraussetzung schaffen, dass Gemeinden, Kantone und Bund vermehrt mit Sekundärrohstoffen bauen und damit Baustoffrecycling und Kreislaufwirtschaft fördern. Zudem sollen sie mit der Qualität dieser Bauten eine Vorbildrolle für Private übernehmen.
Einiges geschieht bereits heute: Viele Städte und Kantone erstellen ihre Gebäude nach einzelnen zirkulären Ansätzen. Meist verwenden sie Recyclingmaterial. Doch die Zukunft erfordert, dass alle kreislaufwirtschaftlichen Schritte – Reduzieren, Wiederverwenden, Reparieren und Recycling – in der Architektur ganzheitlicher und systematischer zum Tragen kommen.
Damit sich diese Prozesse in der Praxis etablieren, müssen auch Planungs- und Bauabläufe, Standards, Ausschreibung und Vergabe an Re-use-Materialien und -Bauteile angepasst werden. Ziel ist es, dass das Bauen damit so selbstverständlich wird wie mit neuen Materialien.
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