Mal­leys Hüt­te

Der Abenteuerspielplatz von Pierrefleur war lange Zeit die einzige Anlage dieser Art in Lausanne. 2014 gab die Stadt ein zweites Projekt im ­Quartier Sébeillon/Malley in Auftrag. Ein vierjähriger partizipativer Prozess mün­dete in einen Ort, der im Sozialgefüge des Quartiers ver­ankert ist.

Publikationsdatum
01-12-2019

Mitten im Petit Parc de Malley vermittelt der im Juli 2018 eingeweihte Spielplatz das Bild eines fröhlichen Durcheinanders spielender Kinder. Zwischen den von ihnen gebauten Hütten befindet sich ein grösserer Holzbau für Indoor-Aktivitäten. Der Abenteuerspielplatz ist für Kinder das Paradies: Hier lernen sie Hütten bauen, einen Gemüsegarten anlegen, kochen – und das alles spielend.

Das Projekt nahm seinen Anfang im Jahr 2015. Damals initiierten der Ser­vice d'architecture der Stadt Lausanne und das Büro CArPE in den Quartieren Malley und Bourdonette Diskussionen um die Frage, wie ein Spielplatz aussehen soll. In der Folge bauten die Kinder ­Modelle von ihren Traumprojekten. Des Weiteren wurden die Anwohner in die Entwicklung von Programm und Projektform einbezogen. Über den Gebäude­stand­ort auf dem Grundstück und die räum­lichen Dispositionen wurde gemeinsam entschieden. So ermöglicht die Lage des ­Gebäudes am Parkrand den Zugang ­un­abhängig vom Erlebnispfad des Spiel­­platzes.

Zudem zeichnete sich bei der ­Arbeit der Wunsch ab, die Räume so anzulegen, dass auch Anwohner und Nachbarschaftsverbände sie nutzen kön­nen. Unterhaltungsraum, zwei Toiletten, Büro, Werkstatt und Aussentisch sind in einer Enfilade angeordnet und aussen über den vorspringenden Sockel erschlossen – so können die Räume je nach Aktivität gegen den Spielplatz geöffnet werden.

Gemeinsam etwas tun

Auf Programmentwicklung und Entwurf folgte die Realisierung. Auch hier war der partizipative Ansatz treibend. Nachdem die zukünftigen Nutzer den Rohbau erstellt hatten, führten lokale Unter­nehmen die technisch anspruchsvollen Arbeiten wie Elektro-, Sanitär- und Heizungsinstallationen aus. So entstand im Sommer 2017 ein Teil des Gebäudes unter Leitung der Architekten von CArPE während eines Jugendlagers, an dem sich auch die Animatoren des Abenteuerspielplatzes beteiligten.

Der Bauherr war der Meinung, dass sich die Anwohner durch die aktive Beteiligung am Bau den Ort schneller aneignen. Für die Archi­tekten beinhaltete das Projekt konstruktive und architektonische Entscheide, die dem Bau seinen Ausdruck verleihen: Der rechteckige Grundriss, die rohen, natürlichen Materialien und die einfachen Montagedetails ergeben die schlichte, aber spielerische Architektur.

Der Umgang damit

Eine Doppelhütte auf einem Sockel mit einem grossen überhängenden, begrünten Dach bildet das Gebäudevolumen. Um die solare Wärmeeinstrahlung zu optimieren, ist die Südfassade weitgehend offen und die Nordfassade praktisch ­geschlossen. Die Gebäudestruktur wird von einem Holzrahmen gebildet und mit Stroh­ballenstapeln (Nebraska-System) isoliert. Aussen ist die Strohwand mit Lehm verputzt und durch eine Holzverkleidung geschützt. Innen sind die Räume mit rohen Dreischichtplatten ausgekleidet.

Lokale Materialien minimieren die graue Energie des Baus: Der Lehm kommt aus dem Aushub der Fundamente. Das Holz für die Gebäudestruktur stammt aus Lausanner Wäldern: Die Pfosten und Pfetten sind aus Rotbuche, der Rahmen und die Sparren aus Weisstanne und die Terrasse aus Douglasie. Die Strohballen kommen aus der Region Yverdon-les-Bains.

Erzählen Kinder, Eltern und Betreuer von dem Gebäude, so könnte man denken, es habe schon immer dagestanden. Obwohl erst ein Jahr alt, scheint es sich perfekt in sein städtisches und soziales Umfeld einzufügen. Dass es ein Gewinn für alle ist, hängt auch mit dem partizipativen Ansatz zusammen. Dieser und die Ökologie bilden die Grundpfeiler des Spielplatzes Malley Adventure Trail.

Verglichen mit anderen Bauten in der Nachbarschaft ist die Gestaltung formal einfach. Aber die Form ist bestimmt nicht das zentrale Kriterium, an dem ein Abenteuerspielplatz gemessen wird. Die Architektur soll vor allem im Dienst der Nutzer stehen und in ihren Lebensraum und ihr soziales Umfeld passen.

Dieser Artikel ist erschienen im Sonderheft «Stadt aus Holz – Module, Elemente, Partizipation, BIM und Provisorien». Weitere Artikel zum Thema Holz finden Sie in unserem digitalen Dossier.


Am Bau Beteiligte


Trägerschaft:
Blumer Lehmann, Gossau; Christoph Tobler und Claudia Züger Tobler, St. Gallen; equimo; Hälg & Co. St. Gallen; Stiftung Steinegg St. Gallen und andere Stiftungen; Stutz, St. Gallen; St. Galler Kantonalbank

Bauherrschaft:
Verein Lattich, St. Gallen

Entwicklung/TU:
Blumer Lehmann, Gossau

Konzept/Architektur:
Baubüro in situ, Zürich;
Blumer Lehmann, Gossau

Statik Holz:
Blumer Lehmann, Gossau

Gebäudetechnik:
Hälg & Co, Bern

 

Gebäude

Geschossfläche:
1530 m2

Volumen:
5100 m3

 

Holz und Konstruktion

DUO/BSH/Latten:
311 m3 (Fichte, Schweiz)

Dreischichtplatten:
9 m3 (Fichte)

OSB-Platten:
67 m3

Betonschalungsplatten:
30 m3 (Fichte)

 

Daten

Bauzeit:
2 Monate (Februar –April 2019)

Produktion Module:
22 Tage für 48 Module

 

Kosten

Marktwert:
ca. 3.2 Mio CHF

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