Mit der Tunnelvortriebsmaschine durch Raum und Zeit
Die Biografie «Herrenknecht» führt die Leserinnen und Leser quer über den Erdball und durch sämtliche Gesteinsarten – immer mit dabei ist eine speziell entwickelte Tunnelvortriebsmaschine.
Der Name Herrenknecht steht für technische Lösungen beim maschinellen Vortrieb von Tunnelinfrastrukturen aller Art sowie bei der Erschliessung unterirdisch gelagerter Energiequellen und Rohstoffvorkommen. Wer bei einem Buch über Herrenknecht jedoch nur an Geologie, Hydrologie und technische Neuerungen denkt, liegt falsch. Vielmehr ist die Biografie von Martin Herrenknecht eine Reise durch die jüngere Geschichte und geopolitische Entwicklung.
1975 gründete der Maschinenbauingenieur sein Einmannbüro, und bereits 1977 die Herrenknecht GmbH. Heute, nach mittlerweile fast fünf Jahrzehnten, beschäftigt das Unternehmen rund 5000 Mitarbeitende weltweit. Nach wie vor sind die Familie, die Heimat und der südbadische Ort Schwanau-Allmannsweier der feste Grund, auf dem Martin Herrenknecht steht. Beharrlichkeit, Weitsicht und Charisma zeichnen den Tunnelbaupionier aus, doch der Autor Gregor Schöllgen verschweigt auch seine bisweilen aufbrausende Art nicht.
Erfahrung sammeln in der Schweiz
Es gibt kaum ein Land, in dem noch keine Herrenknecht-Maschine gebohrt hat. Die Erfolgsgeschichte des Gründers und seinem Unternehmen ist besonders eng mit der Schweiz verbunden.
Während mehr als vier Jahren war Martin Herrenknecht ab 1971 Leiter des maschinentechnischen Dienstes beim Bau des Seelisberg-Tunnels. Hier hatte er sich im Zusammenhang mit Tunnelbohrmaschinen und auf dem Gebiet der Hydraulik ein enormes Know-how angeeignet. Überzeugt vom Potenzial der maschinellen Vortriebstechnik war der Schritt in die Selbstständigkeit fast logisch.
Zu den Höhepunkten der Laufbahn zählt denn auch die Durchörterung des Gotthardmassivs. Zweimal blieb eine Maschine stecken. Herrenknecht liess alles liegen und fuhr an den Ort des Widerstands. Er besprach sich mit der Bauherrschaft, mit Ingenieurinnen, Monteuren, Mineuren. Gemeinsam fand man Lösungen, um die Maschinen, wenn auch erst nach Wochen und Monaten, zu befreien. 2011, nach acht Jahren Vortriebszeit, war es dann so weit: Die Vortriebsmaschinen aus Schwanau hatten 85 km der Gotthard-Hauptröhren ausgebrochen.
Diese Episode ist nur eine von vielen, die das Buch über die Entwicklung des Familienbetriebs und dessen Gründer von 1973 bis heute erzählt. Eine wohlwollende Biografie, die nicht nur für Experten und Expertinnen aus dem Untertagebau interessant ist.
Gregor Schöllgen: Herrenknecht. Biographie eines Pioniers. DVA, München 2023. 448 Seiten, 22.1 cm x 14.6 cm, Hardcover, ISBN 978-3-421-07019-7, Fr. 52.50
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