S wie …

Kolumne

Publikationsdatum
20-12-2018
Revision
20-12-2018

Von der subversiven Kraft der Graffiti war hier Anfang des Jahres in unserer Ausgabe «Urban Colouring» (TEC21 4–5/2018) die Rede. Dass zwischen Graffiti und Sgraffiti nicht nur eine etymologische Verwandtschaft besteht, sondern durchaus auch inhaltliche Parallelen, zeigt dieses Beispiel eines unbekannten Künstlers an einem Werkgebäude in Sur En da Sent im Unterengadin.
Auf den ersten Blick wird hier einem Skifahrer gehuldigt, sogar einem Skikönig! So weit, so gut. Aber nicht etwa einem einheimischen Sportler – nein: Gustav Thöni, geboren 1951 im südtirolerischen Trafoi, war zwar kein skifahrerischer Staatsfeind wie die Österreicher, aber eindeutig von ennet der Grenze. Und damit nicht genug. Der nicht ganz subtile Hinweis auf den zwei­fachen Weltmeistertitel 1974 in St. Moritz streut noch mehr Salz in die Wunden, ­erzielte doch das Schweizer Herrenteam im dortigen Heim­rennen die schlechteste ­Platzierung seit 1931 – mit dem neunten Rang in der Gesamtwertung und keiner einzigen Me­daille.
Führt man sich nun vor Augen, dass es ungleich länger dauert, ein Sgraf­fito anzufertigen als ein Graffito zu sprayen, so können die Bewun­de­rung dieses unbekannten Fans und die sportpolitische Brisanz seines Werks gar nicht hoch genug ­eingeschätzt werden.
 

Tags

Verwandte Beiträge