Vom Feld ans Haus
Editorial TEC21 10/2021
Stroh und Hanf als sogenannte kultivierte Baumaterialien waren bis vor Kurzem sehr alternativ anmutende Nischenprodukte – doch aktuelle Beispiele zeigen ihr grosses Potenzial. Sie sind klimaneutral und speichern viel biogenes CO2.
Stroh und Hanf als sogenannte kultivierte Baumaterialien waren bis vor Kurzem sehr alternativ anmutende Nischenprodukte. Das sind sie noch heute – doch aktuelle Beispiele zeigen ihr grosses Potenzial. Hanf und Stroh sind klimaneutral und speichern viel biogenes CO2. Wandelemente aus Strohballen oder Hanffliesen zum Dämmen können nach dem Rückbau eines Hauses wieder auf dem Feld verteilt werden und kehren so in den Naturkreislauf zurück. Bei Hanfkalksteinen sind die Möglichkeiten eingeschränkt; geschreddert können sie als Komposit oder Auffüllmaterial wiederverwendet werden. Es stellt sich eines Tages also – wie bei anderen Kompositmaterialien wie Ziegeln – das Problem der Entsorgung.
Für eine stringent umgesetzte biogene Kreislaufwirtschaft müssen jedoch über die Ökologie hinaus Naturprodukte ganzheitlich mit anderen Wirtschaftszweigen verbunden werden. Sie könnten zum Beispiel Einkommensquellen in der Landwirtschaft generieren und von der längst überstrapazierten Milchwirtschaft wegführen. So lassen sich Methan in der Luft und Nitrate im Boden reduzieren.
Das wirft Fragen nach der Infrastruktur auf, die nötig ist, um entsprechende Landwirtschaftszweige zu etablieren, und auch nach den landschaftlichen Veränderungen. Stroh ist ein Nebenprodukt aus der Getreideernte im Flachland, Hanf wächst dagegen auch in Bergregionen bis zu 1900 m ü. M. Die gesellschaftlichen und landschaftlichen Zusammenhänge führen somit weit über die architektonische Gestaltung hinaus.
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