Neubau der Fondazione Feltrinelli
Editorial
Der Skyscraper Index (1999) von Andrew Lawrence, ehemals wissenschaftlicher Direktor bei Dresdner Kleinwort Wasserstein, besagt, dass die höchsten Gebäude kurz vor Zeiten des wirtschaftlichen Niedergangs gebaut werden. Ob das auch auf Mailand zutrifft? In den vergangenen Jahren entwickelte sich die lombardische Hauptstadt stetig weiter nach oben. Unicredit Tower, Bosco verticale oder andere – man könnte den Eindruck erlangen, es gebe nur noch die eine Richtung des Bauens. Schon lang vorbei – genauer gesagt: seit 1959 das Pirelli-Hochhaus gebaut wurde – sind die Zeiten, als die Madonnina, die goldene Madonnenstatue in 108.5 m auf dem Dom, alles überragte. Muss es jedoch immer ein Hochhaus sein? Die Antwort ist nein. Dass auch mit anderen Strategien eine Nachverdichtung der Stadt geschaffen werden kann, zeigt das Projekt Feltrinelli Porta Volta von Herzog & de Meuron.
Etwas höher als die umgebenden Bauten, aber eindeutig horizontal ausgedehnt, erstreckt es sich entlang dem ehemaligen Verlauf der spanischen Stadtmauer, schliesst eine bauliche Lücke Mailands und gliedert die Porta Volta baulich wieder in das Stadtgefüge ein. Durch formale Referenzen an traditionelle italienisch-lombardische Bauten sollen sich die neuen Baukörper harmonisch ins Stadtbild einfügen. Trotz dem internationalen Renommee des Basler Büros hat das Projekt relativ wenig mediale Aufmerksamkeit erhalten. Ist dies ein Indiz dafür, dass der Plan der Architekten aufgegangen ist? Den Skyscraper Index umgehen sie jedenfalls elegant.
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