Kon­glo­me­rat aus Alt und Neu

Projektwettbewerb Erweiterung und Sanierung Primarschule Christoph Merian Basel

Zur Erweiterung des Basler Primarschulstandorts Gellert sollen das Schulhaus Christoph Merian saniert und das bestehende Provisorium von 1998 ersetzt werden. Dabei überzeugten die Beiträge, die den Bestand ohne Aufstockung mit einem Anbau oder einem Solitär ergänzen.

Date de publication
23-01-2020

Die Primarschule befindet sich im Gellert-Quartier in Basel. Begrenzt wird das Areal im Westen durch Wohnbauten sowie die Gellertkirche von 1963 von Curt Peter Blumer und im Osten durch die Stadtautobahn N3 und die Gleise der SBB. Der Bebauungsplan basiert auf einem Entwurf von Hermann Baur aus den 1950er-Jahren. Viele Gebäude in der unmittelbaren Umgebung, wie das Schulhaus Gellert mit Turnhalle und Singsaal oder die Wohnhäuser an der Emanuel-­Büchel-Strasse, sind als Ensemble im Inventar der kantonalen Denkmalpflege eingetragen. Das Schulhaus Christoph Merian selbst ist aber nicht geschützt und kann aufgestockt oder erweitert werden.

Mit 36 Klassen gehört die Primarstufe Gellert zu den grössten in Basel. Die Hälfte davon soll im Schulhaus Christoph Merian untergebracht werden. Dazu kommen als zusätzliche Nutzung eine Aula sowie Räume für die Lehrpersonen und die Schulverwaltung. Hierfür ist eine Erweiterung vorgesehen, und das bestehende Provisorium von 1998 soll abgebrochen werden. Um Lösungsansätze für ­diese Aufgabe zu erhalten, hat der Kanton Basel-Stadt einen Projektwettbewerb im offenen Verfahren ausgeschrieben. Zugelassen waren Generalplanerteams mit den Kompetenzen in den Bereichen Architektur, Baumanagement, Tragwerks-, Elektro-, Haustechnik- und Sanitärplanung sowie Energie und Bauphysik.

Die Ordnung für Wettbewerbe SIA 142 war verbindlich festgelegt. Leider wurden wesentliche Bestimmungen zum Urheberrecht, zu den Ansprüchen aus dem Wettbewerb und zur Regelung von Streitfällen ausbedungen. Dass nur ge­rade mal 27 Beiträge eingereicht wurden, lag sicher auch an den umfangreichen Anforderungen für das Generalplanerteam. Auf Stufe Wettbewerb könnte der Auslober für diese Aufgabe auch ganz auf ein Planerteam verzichten oder zumindest die geforderten Kompetenzen deutlich reduzieren.

Einbündiger Anbau

Das Preisgericht empfiehlt den Beitrag von Hosoya Schaefer Architects einstimmig zur Weiterbearbeitung. Das Projekt sieht einen viergeschossigen Anbau vor, der senkrecht zum bestehenden Schulhaus steht. Der Neubau ist von der Strasse zurückgesetzt, so entsteht gegenüber der Gellertkirche ein angemessener Vorbereich. Die Schulzimmer sind im schlanken Baukörper einbündig angeordnet, sodass die an der Fassade liegenden Korridore natürlich belichtet sind. Diese können möbliert und auch für den Unterricht genutzt werden, weil der Fluchtweg der Unterrichtsräume über aussen liegende Balkone verläuft.

Der Grundriss basiert auf seriell angeordneten Modulen in der Grösse von Klassenzimmern. Einzelne Module können in zwei Gruppenräume aufgeteilt werden. Diese Disposition garantiert auch in Zukunft eine flexible Unterteilung der Unterrichtsräume. Der Anbau entkrampft die engen Platzverhältnisse im Bestand und enthält auch ein zusätz­liches Treppenhaus, das die Feu­erpolizei gefordert hatte. Nicht über­zeugen kann die Aula im Untergeschoss ohne hindernisfreien Zugang und mit der ins Terrain eingesenkten Arena. Der hohe Glasanteil des Erweiterungsbaus muss in energetischer Hinsicht überprüft werden.

Eleganter neuer Pavillon

Eine andere Strategie verfolgen Back Architekten mit ihrem zweitrangierten Beitrag. Ein neuer, zweigeschossiger Pavillon, der senkrecht zum bestehenden Schulhaus angeordnet ist, verbindet die bestehenden Bauten. Er teilt das Areal in einen gut proportionierten Eingangsbereich im Westen zur Gellertkirche und einen grosszügigen Freiraum mit Sportmatte im Osten. Leichte Vordächer schaffen gedeckte Verbindungen von Alt und Neu. Im Erdgeschoss des Neubaus befinden sich Foyer, Aula und Bibliothek, im Obergeschoss die Räume für Lehrpersonen und Schulverwaltung. Drei zusätzliche Klassenzimmer erweitern das bestehende Schulhaus gegen Nordwesten.

Die Qualitäten des Entwurfs liegen im überzeugenden Freiraumkonzept und dem neuen Bindeglied, das die Anlage zentriert und einen gediegenen Ort der Begegnung schafft. Das erweiterte Schulhaus hingegen wirkt etwas beengt. Die drei neuen Klassenzimmer führen zu dunklen Gängen, und das zusätzliche Treppenhaus überzeugt nicht. Die neue Lochfassade, die die Vertikale betont und die Schottenstruktur abbildet, soll den Bestand besser zusammenbinden. Sie ersetzt die horizontal angelegte Fassade mit Bandfenstern.

Verbinden oder trennen?

Back Architekten trennen die Ad­­ministrations- und Gemeinschafts­räume von den Schulräumen. Wohltuend ist nicht nur die klare Entflechtung der verschiedenen Nutzungen, sondern auch die überzeugende Gliederung der Freiräume. Dies geht allerdings zulasten des etwas zu straff organisierten Schulhauses. Hosoya Schaefer Architects hingegen gelingt ein Potpourri von Alt und Neu. Sie lassen sich durch die Qualitäten des bestehenden Schulhauses inspirieren. Ihre transparente Erweiterung mit einbündig angeordneten Klassenzimmern und den hellen, gut nutzbaren Gängen überzeugt. Die ins Terrain eingesenkte Aula mit einer Arena aus Sitzstufen wirkt jedoch deplatziert und soll noch überarbeitet werden.

Weitere Pläne und Visualisierungen zum Wettbewerb finden sich auf competitions.espazium.ch

Auszeichnungen

1. Rang / 1. Preis: «Lauschsicht»
Hosoya Schaefer Architects, Zürich; Caretta + Weidmann Baumanagement, Zürich; Dr. Schwartz Consulting, Zug; EBP Schweiz, Zürich; Dr. Lüchinger + Meyer Bauingenieure, Zürich; Hans-Jörg Huber Planungsbüro Theater- und Lichttechnik, Horgen
2. Rang / 2. Preis: «Link»
Back Architekten, Basel; PBK, Basel; ZPF Ingenieure, Basel; Enerconom, Solothurn; Ehrsam Beurret Partner, Pratteln; Visiotec, Allschwil; Büro für Bau + Holz, Basel
3. Rang / 3. Preis: «Oktopus»
Kren Architektur, Basel; Wenger Partner, Reinach; Gruner, Basel; HKG Engineering, Pratteln; Tebit Haustechnik, Binningen; Sanplan Ingenieure, Lausen; Visiotec, Allschwil; Emmer Pfen­ninger Partner, Münchenstein
4. Rang / 4. Preis: «Comepure»
Salathé Architekten, Basel; Dietziker Partner Baumanagement, Basel; Schmidt + Partner Bauingenieure, Basel; Edeco, Aesch; HeiVi, Basel; Sanplan Ingenieure, Liestal; Gartenmann Engineering, Basel; Visiotec, Allschwil; Christoph Etter Fassadenplanungen, Basel

FachJury

Thomas Blanckarts, Architekt, Kantonsarchitekt, Leiter Hochbauamt BS (Vorsitz); Andreas Reuter, Architekt, Basel; Anne Uhlmann, Architektin, Zürich; Maria Zurbuchen, Architektin, Lausanne; Sabine Schärer, Architektin, Leiterin Abteilung Schulen, Hochbauamt BS (Ersatz)

SachJury

Stephan Hug, Leiter Raum und An­lagen, Erziehungsdepartement BS; Barbara Rentsch, Leiterin Portfolio Management, Immobilien BS (stv. Vorsitz); Michael Pflugshaupt, Schulleiter, Erziehungsdepartement BS; Marius Keller, Portfoliomanager, Immobilien BS (Ersatz)

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