Kreis­lauf­wirts­chaft und Res­sour­cen­ver­brauch

Der November 2021 steht beim SIA im Zeichen des Klimas mit mehreren Veranstaltungen dazu. Vorab erscheinen in loser Folge Artikel zum SIA-Positionspapier «Klimaschutz, Klimaanpassung und Energie». Dieses Mal geht es um die Kreislaufwirtschaft und den Ressourcenverbrauch.

Date de publication
26-10-2021
Jörg Dietrich
dipl. Maschineningenieur ETH/SIA, MAS nachhaltiges Bauen, Verantwortlicher Klima/Energie beim Schweizerischen Ingenieur- und Architektenverein

Im zweiten Leitsatz seines Positionspapiers «Klimaschutz, Klimaanpassung und Energie» fordert der SIA den sparsamen Einsatz von Ressourcen und den Ausbau der Kreislaufwirtschaft. Was er sich darunter vorstellt und wie er dieses Ziel erreichen will, erläutert er im Positionspapier wie folgt:

«Der SIA und seine Mitglieder stehen dafür ein, dass die Materialflüsse für Erstellung, Betrieb, Erhaltung und Rückbau von Gebäuden und Infrastrukturen in möglichst lokalen Kreisläufen stattfinden und die damit verbundenen Treibhausgasemissionen und graue Energie sowie die Umweltbelastung minimiert werden. Er engagiert sich für die rasche Dekarbonisierung der Stoffflüsse, was besonders für die Baustoffindustrie eine grosse Herausforderung darstellt. 

Bei den eingesetzten Materialien ist auf eine zweckmässige Qualität sowie Reparaturfähigkeit, Wiederverwertbarkeit und Trennbarkeit zu achten. Die Baustoffe sind wie die Energie bei der Erstellung von Gebäuden und Infrastrukturen möglichst effektiv einzusetzen. Ausserdem ist die Wiederverwertung von Baustoffen und von Bauteilen einzuplanen. 

Bei den Bauteilen und technischen Systemen sind materialarme Lösungen aus erneuerbaren oder CO2-bindenden Materialien zu bevorzugen. Der Gebäude- und Infrastrukturpark Schweiz hat grosses Potenzial als temporäre CO2-Senke. Durch die Verwendung von Holz und schnell wachsenden biobasierten Rohstoffen wie Stroh, Hanf oder Flachs können Gebäude grosse Mengen CO2 zwischenspeichern. Der Gebäude- und Infrastrukturpark ist flexibel zu planen, sodass Nutzungsänderungen ohne grössere bauliche Massnahmen erfolgen können.»

Beispiele für Kreislaufwirtschaft

Der Ausbau der Kreislaufwirtschaft wirkt der Ressourcenknappheit entgegen und reduziert die grauen Treibhausgase. Der Erhalt und die Verlängerung der Lebensdauer von Gebäuden bzw. das Weiterbauen im Bestand haben dabei eine hohe Priorität. Ein Beispiel für die praktische Umsetzung ist das Projekt K.118 in Winterthur des Baubüros in situ: Der Kopfbau der Halle 118 auf dem ehemaligen Sulzerareal wurde um drei Geschosse aufgestockt. Durch die Nutzung des Bestandes, der Wiederverwendung von Bauteilen (Stahlstruktur, Fenster, Aussentreppe, Fassadenblech usw.) und der Nutzung von nachwachsenden Rohstoffen (Holz, Stroh) wurden die grauen Treibhausgasemissionen im Vergleich zu einem gleichwertigen Neubau um rund 60 Prozent – von 843 Tonnen CO2-Äquivalenten eq auf 349 Tonnen CO2-Äquivalente – reduziert und und 500 Tonnen Primärmaterial eingespart. 

Ein anderes Beispiel der Kreislaufwirtschaft am Bau ist der Neubau des Hauptsitzes der Triodos Bank in Driebergen-Rijsenburg in den Niederlanden. Der Bau ist vom Architekturbüro RAU aus Amsterdam als «Materiallager» geplant und gebaut worden – das heisst, der Fokus beim Projekt lag darauf, die Bauteile und Materialien nach einem Rückbau weiterverwenden zu können. 

Thema Ressourcenverbrauch an Tagungen

Während dem SIA-Themenmonat Klima nehmen die Kreislaufwirtschaft und der Ressourcenverbrauch einen prominenten Platz an den Tagungen ein: Am Gebäudetechnik-Kongress am 28. Oktober 2021 wird Werner Sobek, Professor an der Universität Stuttgart, in seiner Keynote «Wie sollen wir in Zukunft bauen?» auf den weltweit ansteigenden Ressourcenverbrauch und die Treibhausgasemissionen eingehen. Der Kongress wird online durchgeführt und steht unter dem Motto «Kompetenzen und Dekarbonisierung».

An der SIA-Fachtagung Low-Tech | No-Tech am 18. November wird Christian Leuenberger (sia-gii) zum Thema Ressourceneffizienz und CO2 ein Referat halten. Er zeigt den Zusammenhang zwischen Ressourcenverbrauch und Klima und behandelt die Möglichkeiten der Materialeffizienz (Rohstoffe, Baustoffe und Bauteile), der Energie- und Flächeneffizienz.

An der SIA-Fachtagung Re-Use, die am 24. November 2021 online durchgeführt wird, steht der zweite Leitsatz des SIA-Positionspapiers im Fokus. Gemäss dem Tagungstitel «Ressourcen schonen und Klima schützen» widmen sich die Referentinnen und Referenten Herausforderungen und Chancen der Kreislaufwirtschaft. 

Themenmonat Klima

Der November 2021 steht beim SIA im Zeichen des Klimas. An mehreren Tagungen und in Lehrgängen werden Massnahmen zum Klimaschutz diskutiert. Weitere Informationen und Anmeldung: https://events.sia.ch/themenmonat-klima/themenmonat-klima

 

Weiterführende Informationen:

SIA-Positionspapier «Klimaschutz, Klimaanpassung und Energie»: https://www.sia.ch/de/politik/klimaschutz-klimaanpassung/

 

Erster Teil der Artikelreihe zum SIA-Positionspapier: www.espazium.ch/de/aktuelles/klimawandel-herausforderung-chance

 

Zweiter Teil der Artikelreihe zum SIA-Positionspapier:

https://www.espazium.ch/de/aktuelles/auf-dem-weg-zu-netto-null

 

Projekt K118 in Winterthur: 

https://www.espazium.ch/de/aktuelles/kreislaufwirtschaft-sulzerareal-in-situ

 

Neubau Bank Triodos, Niederlande:

https://www.espazium.ch/de/aktuelles/kreislaufwirtschaft-triodos-rau-architects-cradle-to-cradle

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