Ver­sell­brüc­ke vor dem Ab­bruch ge­ret­tet

Ein privater Verein übernimmt die Instandsetzung grossenteils

Die vom Verein Nossa Punt gegründete Stiftung übernimmt ab Sommer 2016 die schützenswerte Brücke.

Data di pubblicazione
23-04-2016
Revision
25-04-2016
Thomas Ekwall
MSc. EPFL Bau-Ing., MAS ETHZ Arch., Korrespondent TEC21

Durch den Eigentümerwechsel wird die historische Vorderrheinbrücke Tavanasa–Danis instandgesetzt und als Fussgängerbrücke umgenutzt. Hinter dem Entscheid steht das Engagement einer breiten Trägerschaft, bestehend aus Zivilgesellschaft, Denkmalpflege, Architekten und Ingenieuren.

Die Brücke des Churer Bauingenieurs Walter Versell dient seit 1928 dem Verkehr zwischen der touristisch wichtigen Gemeinde Breil-Brigels GR und die Hauptstrasse durch die Surselva. Der baukulturelle Wert dieses «Meilensteins der gemässigten Moderne» ist längst bekannt (vgl. TEC21 40/2015 https://www.espazium.ch/lokal-verankert). Nun wird ab dem Sommer 2016 eine neue, zweispurige Brücke die historische Bogenbrücke ablösen.

Weil dem Kanton die gesetzlichen Grundlagen fehlen, eine von ihm nicht mehr benötigte Brücken zu erhalten, fallen solche Objekte gemäss dem Strassenbaugesetz in den Besitz der Gemeinde. Doch in Juni 2015 lehnten die Stimmberechtigten von Breil-Brigels die Übernahme ab. Demzufolge hätte das Tiefbauamt Graubünden den Auftrag zum Abbruch erteilen müssen.

Doch so weit ist es nicht gekommen: Wenige Tage nach der Brigelser Absage gründeten Rita Cathomas-Bearth und vier weitere Mitglieder den Verein Nossa Punt (www.nossa-punt.ch) mit dem Ziel, die Versellbrücke vor dem Abbruch zu bewahren und ihren kulturhistorischen Wert einer breiten Öffentlichkeit bekannt zu machen. Verhandlungen mit der Gemeinde, dem Kanton und diverse Sponsoren ebneten den Weg für die Übernahme der Brücke durch eine neue Stiftung, die an der Generalversammlung des Vereins am 9. April 2016 gegründet wurde.

Bald nach der Übernahme steht die Instandsetzung der Brücke an. Das Churer Ingenieurbüro Conzett Bronzini Partner erarbeitete eine Machbarkeitsstudie und bezifferte die Instandsetzungskosten auf 900 000 Fr. Davon bezahlt der Kanton 300 000 Fr. – so viel, wie der Abbruch gekostet hätte. 

Für den restlichen Betrag wird zurzeit ein Finanzierungsplan aufgestellt, der neben privaten Spenden auch Zuschüsse vom Bund, von der kantonalen Denkmalpflege und von der Abteilung Langsamverkehr des Astra umfasst. Die Gemeinde Brigels würde für den Strassenunterhalt sorgen und sich mit 5000 Fr./Jahr an den später anfallenden Instandsetzungskosten beteiligen, meint Cathomas-Bearth.

Im Herbst 2016 werden die Baumeisterarbeiten ausgeschrieben und der Finanzierungsplan ausgearbeitet. Nach Plan sollte die Instandsetzung im Sommer 2017 erfolgen.