Che­mie des Bauens

2019 ist das internationale Jahr des Periodensystems. Die Kolumne «Die Chemie des Bauens» geht nun wöchentlich den natürlichen Elementen und ihren Eigenschaften auf die Spur und sucht die gebaute Umwelt nach ihren atomaren Zutaten ab. 

Data di pubblicazione
29-03-2019

Bis vor 150 Jahren war die Welt ein mystischer und chaotischer Ort. Vieles schien möglich: Alchemisten wollten profanes Metall in wertvolles Gold verwandeln. Adepten träumten davon, einen Homunculus zu erschaffen. Und die Rosenkreuzer suchten spirituelle Wege zurück zur göttlichen Natur.

1869 aber veränderte sich die Weltanschauung elementar: Die russische Chemiker Dimitri Mendelejew und sein deutscher Kollege Julius Lothar Meyer räumten mit bisherigen Vermutungen auf und reihten die chemischen Elemente in das Periodensystem ein. Dieser Setzkasten mit über hundert Nischen brachte aber nicht nur Ordnung in den universellen Stoffhaushalt, sondern bildet auch Verwandtschaften und Verhaltensweisen der atomaren Bausteine ab.

Hat diese Putzaktion nun auch den Zauber aus der Chemie vertrieben? Sicher nicht ganz! Zwar sind die Lücken im Stoffregister seit Jahrzehnten bekannt; aber weiterhin entdecken Materialforscher und Chemiker neue Stoffe. Erst vor zwei Jahren sind die vier Elemente Nihonium, Moscovium, Tennes und Oganesson ins Periodensystem eingereiht worden.

Weiterhin vertraut man auf die Kraft der Mystik: Neuzugänge dürfen mythologische Namen tragen. Und immer noch treibt die Verheissung auf eine bessere Welt die Wissenschaft dazu an, jedes Atom auf seine wirtschaftliche oder ökologische Verwertbarkeit zu überprüfen. Ohne elementare Kenntnisse der natürlichen Chemie kann weder ein 3-D-Haus fixfertig ausgedruckt noch das fossile Energiesystem klimafreundlich umgebaut werden.

2019 ist das internationale Jahr des Periodensystems, weil die Vereinten Nationen an die Aufräumaktion vor 150 Jahren erinnern wollen. Die Kolumne «Die Chemie des Bauens» geht nun wöchentlich den natürlichen Elementen und ihren Eigenschaften auf die Spur und will dazu eine Verbindung zwischen Atom und gebauter Umwelt schlagen.

Denn der Bausektor treibt wie kein anderer Wirtschaftszweig den globalen Metabolismus an: Unmengen von Rohstoffen werden täglich verbaut; die meisten Reservoire sind aber endlich. Und vieles davon endet als Abfall wieder in der Natur. Dieses Chaos wäre ein dringender Grund für die nächste Aufräumaktion. 

Weitere Beiträge aus dieser Reihe finden Sie hier.

 

 

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