Erkennbare Qualitätsarbeit
La linea AlpTransit (TI/UR)
Kurzfassung des Artikels von Valeria Gozzi für die Publikation «Baukultur: Qualität und Kritik».
In Lugano steige ich in den Schnellzug nach Zürich. Ich habe eine lange Reise vor mir. Ich weiss, ich werde die Alpen durchqueren, das Gotthardmassiv – eine Zäsur zwischen dem Norden und dem Süden der Schweiz, aber auch quer duch ganz Mitteleuropa. Die Entstehungsgeschichte der neuen Eisenbahn-Alpentransversale ist das Ergebnis eines grossen, langwierigen, vom politischen und wirtschaftlichen Willen getragenen Projekts. Es musste technischen, architektonischen, landschaftlichen und gesellschaftlichen Anforderungen genügen. Ich möchte die architektonischen Ideen des Projekts AlpTransit und die Leistung der Beratungsgruppe für Gestaltung (BGG) würdigen: Auch dank ihnen wurde dieses Infrastrukturprojekt zu einem eindrucksvollen baukulturellen Werk. Dafür nehme ich die Perspektive einer Reisenden ein, die die Landschaft im Vorbeifahren wahrnimmt. Schon bald finde ich mich in einer schwer fassbaren Bahnlandschaft wieder, und mir wird erst klar, dass die Reise richtig begonnen hat, als ich mich bereits im Ceneri-Basistunnel befinde.
Im Video erklärt Valeria Gozzi, weshalb das Projekt in ihren Augen für hohe Baukultur steht.
Das bringt mich zum Nachdenken und zu der Frage, welche Überlegungen den Leitideen, die das Projekt prägen, zugrunde liegen. Ich stelle fest, wie ich aus Sicht der Reisenden andere Details wahrnehme und andere Emotionen empfinde als die Leute, die in der Nähe der grossen Infrastrukturanlage leben. Die Antwort, die sich aus der Konzeption der Werke ergibt, könnte aus Überlegungen über verschiedene Arten des Reisens entstehen. Die Wahrnehmung von Ferne und Nähe, Front und Seite verschiebt die Perspektive auf das Projekt und seine Objekte.
Am Ende der Reise ist mir klar, dass die Tradition schweizerischer Infrastrukturbauten sich auch beim AlpTransit über den gesamten Bauprozess erstreckt. Es ergibt sich ein fruchtbarer Dialog zwischen Bauingenieuren, Architekten und weiteren Fachleuten, wodurch ein für alle zugängliches Bauwerk entsteht.
Dieser Artikel ist erschienen im Sonderheft «Baukultur: Qualität und Kritik». Bestellen Sie jetzt!