Für im­mer un­vol­len­det

Maisons Duc, Saint-­Maurice (VS)

Kurzfassung des Artikels von Marc Frochaux für die Publikation «Baukultur: Qualität und Kritik».

Data di pubblicazione
21-02-2022

Die Restaurierung und der Umbau der Maisons Duc in Saint-Maurice sind in vielerlei Hinsicht vorbildlich. Die vielleicht grösste Qualität des Projekts ist aber, dass es sich der langfristigen Entwicklung verschreibt. Damit widerspricht es der ­Vorstellung, ein Bauwerk sei irgendwann «vollendet» und müsse deshalb in einen bestimmten Zustand zurückversetzt werden, der in Wirklichkeit gar nie bestanden hat. Die im 17. Jahrhundert erstellten Maisons Duc haben sich über die Jahrhunderte ­ständig verändert, wurden umgebaut und zur Autowerkstatt umgenutzt; im Lauf der Zeit wurden zusätzliche Räume angebaut, Fassaden wurden zu Innenwänden, Innen und Aussen vermischten sich.

Im Video erklärt Marc Frochaux, weshalb das Projekt in seinen Augen für hohe Baukultur steht.

Zu ­Beginn des 21. Jahrhunderts wurden die Häuser teilweise unter Denkmalschutz gestellt. Der Herausforderung, ein historisch wertvolles Gebäude umzubauen, begegneten die Architekten des Büros GayMenzel ­damit, dieses Prinzip des Wachsens weiterzuführen und dafür verschiedene Ansätze zu kombinieren. Ihre Arbeit gleicht einer ­Wiederbelebung, die den Geist des Bestands respektiert und doch frei inter­pretiert. Statt einer einheitlichen, auf eine bestimmte Epoche ausgerichteten Intervention ­nutzen sie verschiedene Strategien: Restaurierung, Abbruch, Wiederverwendung und Hinzufügen von zeitgenössischen Elementen. So wurden die Wände je nach ener­getischen Anforderungen freigelegt, um die ursprüngliche Struktur wieder sichtbar zu machen, oder mit Holz verkleidet. Türen wurden wieder­verwendet, Verglasungen restauriert und Tapeten in ­alten Techniken nachgebildet. Durch das bewusste Ver­mischen verschiedener An­sätze lassen die Architekten das Gebäude nicht in einer bestimmten Epoche erstarren, sondern akzeptieren das Unvollendete, «Unfertige», das künftige Inter­ventionen, die den ständigen Wandel weiterführen, zulässt. Damit verankern sie ihr Projekt in einer Archi­tektur, die sich in erster Linie mit dem Begleiten des Bestands befasst.

Dieser Artikel ist erschienen im Sonderheft «Baukultur: Qualität und Kritik». Bestellen Sie jetzt!

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