Stad­tla­bor für die Hi­tze­min­de­rung

Praxisbeispiel – Aussenraum

In den potenziellen Wärmeinseln des Quartiers Zürich-West haben das Tiefbauamt und Grün Stadt Zürich mehrere Pilotprojekte lanciert. Sie wollen die Wirkung von neuartigen Strassenbelägen, ganzheitlichen Entwässerungs-methoden und mehr entsiegelten Flächen austesten.

Data di pubblicazione
15-06-2022
Olivia Meier
Projektleiterin Grundlagen + Strategien, Tiefbauamt Zürich

Das Tiefbauamt und Grün Stadt Zürich arbeiten seit wenigen Jahren noch enger als üblich zusammen und setzen gemeinsam die «Pilotprojekte Zürich-West» zur Hitzeminderung im Quartier um. Das primäre Ziel ist, die Machbarkeit und den Aufwand von Massnahmen im bestehenden Siedlungsumfeld auszuloten und deren Potenzial bei einer schlanken Umsetzung zu prüfen. Folgende Pilotprojekte sind im Gang und werden fachkundig begleitet:

  • An der Viaduktstrasse sowie am Escher-Wyss-Platz wurden zwei Flächen entsiegelt und begrünt. Zusätzlich wurden Bäume an diesen Standorten gepflanzt. Am Escher-Wyss-Platz mussten Veloparkplätze der Entsiegelung und der Baumpflanzung weichen. Sie konnten allerdings unweit davon, unter der Hardbrücke, ersetzt werden.
  • An der Giessereistrasse, an der auch die Schiffbauhalle liegt, wird ein Element des Schwammstadtprinzips erprobt. Von Frühjahr bis Herbst soll Regenwasser frei in den oberflächennahen Untergrund fliessen statt schnell in der Kanalisation zu verschwinden. Wasser reichert sich so natürlich im Boden an und steht der Vegetation, unter anderem neun zusätzlich gepflanzten Bäumen, zur Verfügung. Am Ort selbst erhöht der lokale Wasserkreislauf die auch hitzemindernde Verdunstungswirkung. Dazu werden ein wasserspeicherndes Substrat und ein spezieller Randstein eingesetzt, mit dem der Abfluss in den Untergrund nach Bedarf abgeriegelt werden kann. Dieser Verschluss sorgt in der Winterperiode dafür, dass salzhaltiges Schmelzwasser direkt in die Kanalisation abfliesst und nicht den Wurzelbereich der Strassenvegetation schädigt. Eine erste Erkenntnis aus diesem Schwammstadtelement: Zusätzlich gepflanzte Bäume benötigen viel Platz im Untergrund nicht nur für das Wurzelwerk, sondern auch für Versickerungs- und Verdunstungsprozesse. Solche Voraussetzungen sind nicht in allen Strassenräumen gegeben. Weitere Schwammstadtanforderungen betreffen den Belag und das Gefälle der Strasse.
  • Der Turbinenplatz war ursprünglich mit 60 Bäumen und drei Grün- und Versickerungsflächen belegt. Die Restfläche bestand überwiegend aus entsiegelten Flächen und hellen Belägen. Im Rahmen des Pilotprojekts Zürich-West wurden neun zusätzliche Bäume gepflanzt. Als weitere Sofortmassnahmen vorbereitet sind eine Wasserwolke für heisse Tage und ein zweiter Brunnen.

Geprüft wurden in Zürich-West weitere Standorte zur schnellen Entsiegelung und Begrünung von Aussenflächen oder auch für Baumpflanzungen. Deren Umsetzung scheiterte an vielfältigen Gründen, etwa an ungenügenden Durchgangs- und Fahrbahnbreiten. Die Verkehrssicherheit und fehlender Platz im Untergrund schränken ihrerseits eine lokale Umsetzung von Sofortmassnahmen ein. Weil das Wassermanagement auf versiegelten Flächen wie Verkehrsinseln oder Trottoirs oft ungünstig ist, erfordern wirkungsvolle Gegenmassnahmen demgegenüber ein weitreichenderes Umgestaltungsprogramm im Rahmen sogenannter koordinierter Bauprojekte. Hier können ganze Strassenzüge mit den darunter liegenden Werkleitungen von Anfang an auf die Hitzeminderung ausgerichtet werden.

-> Zum Hauptartikel «Eine Abkehr von Routinen im Infrastrukturbereich».

Dieser Artikel ist erschienen im Sonderheft «Hitzeminderung».

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