Bauen für Netto-Null: Mehrere Fliegen mit einer Klappe
Solarstrom und Holzheizung sorgen für einen CO2-armen Betrieb. Eine kompakte Holzbauweise reduziert die indirekten Emissionen in der Erstellung. Die geplante Schulanlage Entlisberg will aber noch mehr für das städtische Klimaziel leisten.
Die Kriterien des Netto-Null-Ziels sind inzwischen übliche Programmelemente bei städtischen Architekturwettbewerben. Das jüngste Beispiel ist die Erweiterung der Schulanlage Entlisberg, die in einer grünen, punktuell sich verdichtenden Gartenstadt am südwestlichen Stadtrand liegt. Diese Ausschreibung gewann der Entwurf von Darlington Meier Architekten. Sie schlagen einen viergeschossigen Würfel vor, der der Jury aus architektonischen, städtebaulichen und ökologischen Gründen gleichermassen gefiel. Der Erweiterungsneubau besitze eine prägnante Präsenz, nehme besondere Rücksicht auf die bestehenden Gebäude und den Park und erlaube einen effizienten Schulbetrieb, so die Jury. Niedrige Energie- und CO2-Bilanzen in Erstellung und Betrieb sowie eine grossflächige PV-Anlage werden derweil den klimafreundlichen Erwartungen gerecht.
Und damit nicht genug: Das Elektrizitätswerk der Stadt Zürich will den Standort mitnutzen, um das Quartier Wollishofen von hier aus künftig mit Fernwärme zu versorgen. Die Erweiterung des Schulstandorts beinhaltet auch Platz für eine Energiezentrale, die zum Kernstück des geplanten Holzschnitzel-Wärmeverbunds wird. Benjamin Leimgruber, Jurymitglied und Vertreter von Immobilien Stadt Zürich, begrüsst das gemeinsame Vorgehen: «Unsere Aufgabe ist es, nicht nur an den eigenen Wärmebedarf zu denken, sondern gemeinsam mit den städtischen Energiedienstleistern das ganze Puzzle im Blick zu haben.» Angesichts des dichten Gefüges in anderen Zürcher Wohnquartieren werden öffentliche Liegenschaften deshalb in vergleichbarer Weise zusätzlich mit Wärmezentralen ergänzt und ausgerüstet.
Auf kleinem Fuss
Zurück zur Schulerweiterung Entlisberg und zu den dafür in Kauf zu nehmenden indirekten Emissionen: Das Gebäude ist ein hybrider Holzbau mit minimalem Fussabdruck. Das äusserst kompakte Volumen begünstigt eine überdurchschnittliche Effizienz im Energiehaushalt und bei den verbauten Ressourcen. Einziger Makel scheint die unterirdische Sporthalle zu sein, weil massive Untergeschosse eine ungünstige Nachhaltigkeitsbilanz aufweisen. Dennoch generiert der ausgewählte Entwurf gemäss Jurybericht dank hoher Kompaktheit «am wenigsten Treibhausgasemissionen» unter den eingereichten Vorschlägen. Und zudem verbessern versickerungsfähige Freiflächen das Mikroklima.
Was den Bestand betrifft, sind die architekturhistorische Bedeutung und seine Materialisierung zu erwähnen. Das Schulhaus Entlisberg (Architektur: Kräher & Bosshard) war kurz nach dem Zweiten Weltkrieg als Betonbau konzipiert. Weil Zement, Backstein und Metalle aber kaum verfügbar waren, kamen Bruchstein und Holz zum Zug. Was damals eine Notlösung war, ist heute: klimaoptimiert.
Dieser Artikel ist erschienen im Sonderheft «Netto null bis 2040 – Wie die Stadt Zürich klimaschonend bauen will».
Weitere Beiträge zum Thema finden Sie in unserem E-Dossier «Bauen für Netto Null».