Löwenfelsen, Budapest
Lieblingsorte der TEC21-Redaktion
Heute: Judit Solt, Chefredaktorin
➔ Sommerserie Lieblingsorte: Woher kommen wir? Wohin gehen wir? Wo lieben wir es, innezuhalten? Welche Orte haben uns geprägt? Weshalb haben sie unseren Blick auf die Welt verändert? Diesen Sommer zeigen die Mitglieder des TEC21-Teams ihr Gesicht und einen Ort mit ganz besonderer Bedeutung.
Vera, die schöne Studentin mit den langen blonden Haaren, hatte einen Flirt mit einem der Raubtierpfleger im Zoo. Das war in den 1970er-Jahren in Budapest, ich war ein Kind und Vera meine Babysitterin, und so gingen wir zur Freude aller oft in den Zoo.
Während Vera mit ihrem Schatz irgendwohin verschwand, sassen mein Bruder und ich, je mit einem fiependen Löwenbaby auf dem Schoss, artig und allein auf unseren Stühlen im Pflegerzimmer. Der Raum befand sich für das Publikum unsichtbar im Innern des künstlichen Felsens im Löwengehege. Was ich damals nicht wusste: Der 1909–1912 im naturalistischen Stil errichtete Felsen hat als einer der weltweit ersten Bauten ein räumliches Stabtragwerk aus Stahlbeton.
Erst Jahre später, als Journalistin für eine Reportage über Zoobauten unterwegs, blickte ich ins Innerste des Bauwerks und erfuhr, dass der von Geheimnissen umrankte Felsen eine weitere Überraschung barg: Er ist auch ein meisterhaft getarnter Pionierbau der Ingenieurbaukunst.